Geliebtes Monster
geschlungen.
»Bleib aber nicht so lange weg!« rief Stacy ihr noch nach.
»Da brauchst du keine Angst zu haben, Dad.« Cilly schob den Gast über die Schwelle und hielt ihn dabei fest.
Was gut war, denn beinahe wäre Mehmet über die eigenen Füße gestolpert.
Auf dem Gehsteig blieb er stehen. Es war nicht unbedingt dunkler geworden, es kam ihm wegen der Dunstschleier nur so vor. Sie trieben wie Geistwesen durch die Straße, als wollten sie alles in ihre Schleier verpacken.
Der Mann atmete tief durch. Er beugte sich dabei vor und drückte den Körper auch wieder zurück. »Das ist ein Hammer!« keuchte er. »Ich glaube, ich habe zu schnell getrunken.«
»Soll wohl sein.«
Mehmet starrte Cilly an. Er wußte nicht, ob er grinsen sollte, entschied sich dann dagegen. »Hör mal, Cilly, warum schaffst du mich eigentlich weg?«
»Warum nicht?«
»Das hast du doch sonst nicht getan.« Sie hob die Schultern.
Die kühle Luft hatte Mehmet wieder halbwegs nüchtern werden lassen, so daß er eine Frage stellen konnte. »Oder gibt es da noch einen anderen Grund?«
»Kann sein.«
»Nenn ihn mir.«
Cilly ging einige Schritte von der Kneipe weg und zog den Mann mit.
Zwei einsame Radler fuhren vorbei, ohne den beiden einen Blick zu gönnen. »Die Sache ist die, Mehmet. Nicht daß ich dir immer und alles glauben würde, auch das mit der Invasion der Aliens nicht, aber ich habe das Gefühl, daß es schon Dinge gibt, die ich dir sagen muß.«
»Welche denn?«
»Ich bin ja später gekommen, da hast du schon an der Theke gestanden.« Sie sprach jetzt flüsternd und scharf, aber durchaus verständlich. »Und da habe ich hier etwas gesehen, hier in der Straße, das nicht hinpaßt.«
»Ach – was denn?«
»Kein Alien, wie du vielleicht meinst. Ein Auto, so einen großen, einen Bentley.«
»Hm.« Er schüttelte den Kopf. »Wieso Bentley? Der kann doch überall herfahren.«
»Stimmt, Mehmet, ist alles paletti. Aber nicht, wenn der Wagen angehalten wird, die Scheibe nach unten fährt und mich jemand anspricht, der wissen will, wo du wohnst.«
»Wer hat dich denn angesprochen?«
»Eine Frau.«
Mehmet lachte.
»Sogar eine verdammt schöne Frau. So würde ich auch gern aussehen, aber ich weiß auch, daß es nicht mit rechten Dingen zugeht. Was hast mit dieser Frau zu tun?«
»Kann ich dir nicht sagen.« Er schaute an Cilly vorbei. »Wie hat sie denn ausgesehen?«
»Sie hatte tolle Haare. Rot oder braun. Ich bin auch dicht an den Wagen herangegangen, weil wir nicht laut sprachen.«
»Und weiter?«
»Da habe ich dann etwas gerochen, Mehmet.«
»Was denn?«
Cilly rümpfte die Nase. »So genau kann ich das nicht sagen, aber es roch schon komisch. Wild, sage ich mal. Wie im…« sie mußte selbst lachen, »wie im Zoo.«
»Da war ich noch nicht. Wie riecht es denn dort?«
»Streng – irgendwie.«
Er winkte ab. »Ach, hör auf, Cilly. Das hast du dir eingebildet. War bestimmt das Parfüm der Fahrerin.«
»So blöde bin ich nicht, als daß ich nicht einen Tiergeruch von einem Parfümduft unterscheiden könnte. Nein, nein, das war schon komisch. Es kann ja sein, daß man dir auf den Fersen ist.«
Er hob die Schultern. »Habe ich doch gesagt. Und jetzt willst du mich nach Hause bringen?«
»Ja.«
»Gut, gehen wir.« Er legte seinen Arm um sie. »Bleibst du denn länger, Cilly? Weißt du, ich habe mir schon lange vorgestellt, wie du…«
»Nein, ich bleibe nicht länger.« Sie ließ Mehmet nicht ausreden. »Ich gehe wieder.«
Sie zerrte Mehmet weiter. »Komm endlich!«
***
Maureen Wilder konnte zufrieden sein, denn sie wußte jetzt genau, wo dieser Mehmet wohnte. In der Gegend fühlte sie sich nicht gerade wohl, aber man kann sich die Schauplätze auch nicht aussuchen, dachte sie, und es war ja bald vorbei.
Die korpulente Frau war sehr auskunftsfreudig gewesen und hatte Maureen zudem angestarrt wie ein Weltwunder, als käme sie direkt aus einer anderen Welt. Der Unterschied zwischen ihnen war auch einfach zu auffällig.
Zweimal war sie um den Block gefahren, auch deshalb, weil sie einen Parkplatz für ihren Wagen finden mußte. Und sie wollte ihrem Schützling einen sicheren Platz bieten, wo er eine gute Deckung hatte und nicht so schnell gesehen werden konnte.
Dazu bot sich die Rückseite des Hauses an, die über einen Hinterhof erreicht werden konnte. Es war ein stiller und von leichten Dunstschleiern durchwehter Platz.
Die Hauswände verschwammen hinter den grauen Fahnen. Zwei alte Motorräder standen wie
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