Geliebtes Monster
befaßte. Der Wagen mußte weg. Es tat ihr leid, aber es gab keine andere Möglichkeit.
Allmählich wuchs ihr Plan. Sie dachte daran, ihn in einen der Kanäle zu fahren, die diese Gegend durchzogen. Es wäre die beste Möglichkeit gewesen, denn der Weg zu ihr nach Hause hätte sich zu weit hingezogen. Und in der Garage war der Wagen auch nicht sicher. Er durfte eben nicht gefunden werden.
Auf der anderen Seite fürchtete sie sich davor, entdeckt zu werden. Zwar war es recht einfach, das Fahrzeug ins Wasser rollen zu lassen. Dazu bedurfte es allerdings gewisser Vorbereitungen. Sie mußte darauf achten, nicht beobachtet zu werden, deshalb spielte sie mit dem Gedanken, für den Bentley ein anderes Versteck zu suchen und ihn später, wenn Gras über die Vorfälle gewachsen war, wieder abzuholen.
Außerdem würde sie das Monster noch zurückfahren müssen. Sie hätte also ein anderes Fahrzeug stehlen müssen.
Maureen Wilder drehte es hin und her. Zu einem Ergebnis kam sie nicht.
Sie war jetzt unterwegs zu einem stillen Wasserarm, der wie ein überdimensionales dunkles Lineal die Gegend zerschnitt.
Nicht weit entfernt sah sie eine Brücke, die über den Kanal führte. Noch befanden sich die beiden auf der Straße. Maureen suchte nach einem Weg, der in die Uferregion hineinführte.
Es gab diese Wege, die von Radlern und Spaziergängern benutzt wurden.
Der Nebel hatte sich in Wassernähe verdichtet. Menschen waren nicht unterwegs. Zumindest hatte sie keine gesehen, und der schmale Weg, den sie gesucht hatte, lag vor ihr im Licht der Scheinwerfer.
Lehm schimmerte feucht. Dunst trieb über ihn hinweg. Die Reifen hatten es schwer, überhaupt fassen zu können, als Maureen schräg den Hang hochfuhr.
Sie konzentrierte sich auf das Fahren und nicht auf die Gestalt neben ihr.
Das Monstrum hatte etwas bemerkt und den Kopf angehoben. Es gab schnüffelnde Geräusche ab, glotzte aus dem Fenster und spürte auch den Ruck, als der Wagen über einen Buckel hüpfte, dann hatte Maureen den seitlichen Grasstreifen erreicht, den sie parallel zum Kanal fahren konnte.
Bis zur Brücke wollte sie nicht, sie stoppte nach wenigen Metern und schaute das Wesen an. Es fühlte sich noch immer nicht wohl, hielt den Kopf eingezogen und schaute aus seinen bewegungslosen Augen in das Gesicht der Frau.
»Wir werden jetzt aussteigen und das Auto verschwinden lassen«, erklärte sie. »Aber erst wirst du raus müssen. Los, steig aus!«
Das Monster zögerte noch. Sein maulartiger Mund bewegte sich. Er klappte auf, dann wieder zu, und jaulende Laute klangen der Frau entgegen.
Sie wußte, daß es ihm schwerfallen würde, aber es gab eben keinen anderen Weg. Als ihr Freund nicht reagierte, streckte sie den Arm aus, griff kurzentschlossen an ihm vorbei und öffnete die linke Tür. »Los, du mußt raus!«
Das Monster hatte begriffen. Es nickte. Dann schob es sich aus dem Fahrzeug, stieg aber nicht normal aus, sondern ließ sich zu Boden rollen und kroch weg.
Maureen schaute ihm kopfschüttelnd nach. Die Tür drückte das Monstrum nicht zu, das erledigte Maureen. Jetzt kam es nur noch auf sie und ihre Kunst an. Ihr Gesicht zeigte die volle Konzentration. Sie rollte zurück und fuhr einen Bogen. Das Licht ließ sie brennen, denn sie wollte erkennen, wo der höher gelegene Uferstreifen endete und die Kante zum Kanal hin begann.
Schiffe hatte sie nicht an den Ufern liegen sehen. Sie war allein. Es sah auch nicht so aus, als wollte jemand bei diesem Wetter und um diese Zeit Spazierengehen.
Sie hatte sich losgeschnallt.
Dann öffnete sie die Tür.
Locker lagen ihre Hände am Lenkrad. Maureen wußte genau, daß die folgenden Sekunden entscheidend für ihre Zukunft werden würden.
Wenn sie jetzt einen Fehler beging, war alles vorbei.
»Ich schaffe es!« flüsterte sie. »Es wird schon kein Problem werden.«
Der Bentley rollte vor. Die Fahrertür stand offen. Maureen durfte auf keinen Fall so schnell fahren, daß sie wieder zuklappte, dann saß sie in der Falle.
Daß das Wesen in der Nähe am Boden hockte und Maureen beobachtete, bekam sie nicht mit. Der Wagen rollte. Es trennten ihn nur noch wenige Yards von der Grenze.
»Jetzt!« Maureen gab sich selbst den Befehl, bevor sie sich nach rechts aus dem Fahrzeug stieß. Die Tür schlug noch gegen ihre Schulter, als wollte ihr der Bentley einen letzten Gruß senden. Dann landete sie auf dem Boden. Sie rutschte über den nassen, seifigen Untergrund hinweg.
Für einen Augenblick befürchtete Maureen,
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