Geliebtes Monster
Hausbewohner wissen.«
»Du kannst sie ja fragen.«
»Okay, was machst du?«
»Ich schaue mich hier noch um, dann werde ich die Kollegen anfordern müssen.«
»Was war denn mit der Fahndung?« fragte Bill.
»Ich habe sie ausgelöst.« Meine Stimme klang beim Weitersprechen nicht eben optimistisch. »Ob sie allerdings einen Erfolg bringen wird, bleibt abzuwarten.«
»Du glaubst nicht daran?«
»Nein, eigentlich nicht.« Ich verließ den kalten Durchzug zwischen Fenster und Tür. »Diese Frau wird schlau genug sein, um zu wissen, was man unternehmen könnte. Ich glaube also nicht, daß wir den Bentley finden. Außerdem wissen wir nur, daß er dunkel war. Oder hast du die genaue Farbe erkannt?«
»Nein, bewahre.«
»Eben.«
Bill drehte sich um. »Dann werde ich mal versuchen, mit jemandem über den Mann hier zu reden.« Bill hob die Schultern. »Viel Hoffnung habe ich ja nicht.«
»Warum nicht?«
»Das weißt du selbst, John. Dieser Mehmet wurde umgebracht, weil er in der Sendung zu viel gesagt hat. Er war die einzige Spur. Die Zeugen, die man in den Zeitungsberichten erwähnt hat, kannst du vergessen. Mehmet hätte mehr über das Monster sagen können.« Er tippte mit dem Mittelfinger an seine Stirn. »Da fällt mir noch etwas ein. Wir müssen einen Reifen wechseln. Wer übernimmt das denn?«
»Ich nicht.«
»Feigling.«
»Du kannst den Wagen ja morgen abschleppen lassen.«
Bill seufzte. »Wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben. Bis gleich dann.« Er ging und ließ mich mit der Frau und dem Toten allein zurück.
Cilly starrte ins Leere. Sie hatte aufgehört zu weinen. Als ich mich auf einen harten Stuhl setzte und dabei mein Schatten über sie fiel, schrak sie zusammen und schrie leise auf.
»Bitte, Cilly, Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Das Monster ist weg. Wir haben es vertrieben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es wird zurückkehren«, flüsterte sie. »Ich bin davon überzeugt, daß es zurückkehren wird. So etwas spüre ich. Das steckt in mir.« Sie lachte und weinte zugleich, während sie die Schultern unruhig unter der Decke bewegte. »Dabei habe ich Mehmet nur nach Hause bringen wollen.«
Das überraschte mich. »Sie leben hier nicht mit ihm zusammen?«
Cilly rieb ihre Augen und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Nein, wir haben nichts miteinander zu tun. Mein Vater hat nicht weit weg von hier entfernt eine Kneipe. Mehmet ist gekommen, um einige Schnäpse und Biere zu trinken. Er war dann ziemlich voll, und ich habe ihn nur nach Hause bringen wollen. Da ist es dann passiert.« Sie zog sich unter der Decke noch mehr zusammen und blickte zum Fenster hoch. »Von dort ist das Monster gekommen.«
»Es hat auf dem Dach gelauert.«
»Ja«, gab Cilly zu. Sie zitterte wieder stärker. »Ich habe gedacht, daß es auch mich töten würde, aber es kümmerte sich nur um Mehmet. Da hat er keine Chance gehabt. Ich habe es nicht genau gesehen, ich sah nur das Blut, das verdammte Blut, und dann kamen Sie. Ich glaube – ich glaube – sonst wäre ich jetzt auch tot.«
»So genau weiß man das nicht«, sagte ich. »Sie werden vielleicht den Kopf schütteln, wenn sich Sie jetzt frage, ob Sie es früher schon mal gesehen haben.«
»Nein!« flüsterte sie. »Niemals. Wirklich nicht. Wie sollte ich denn?«
Ich nickte. »Klar, wie sollten Sie?«
»Kann ich denn jetzt gehen?«
»Das würde ich Ihnen gönnen, Cilly, aber Sie werden leider meinen Kollegen von der Mordkommission noch für Fragen zur Verfügung stehen müssen. Das ist nun mal so.«
»Ja«, sagte sie und nickte.
Ich holte das Handy wieder hervor und wählte die Yard-Zentrale. Der Rest war Routine.
Zufrieden konnte ich mich auf keinen Fall fühlen. Gut, Cilly hatte überlebt, aber das Monstrum war noch unterwegs. Ich ging davon aus, daß es auch weiterhin töten würde, denn die Spuren mußten verwischt werden. Da waren Zeugen in Gefahr, nicht nur Mehmet. Er war an die Öffentlichkeit getreten; er hatte vor einem großen Publikum von seinen Erlebnissen berichtet und das Monstrum somit bekannt gemacht. Es würden sich andere Zeugen melden, davon ging ich aus. Ob sie nun etwas gesehen hatten oder nicht. Manche wollten sich nur in den Vordergrund spielen. Auch die Zeitungen würden sich über den Fall stürzen. Natürlich würde auch die geheimnisvolle Frau davon erfahren und daraus schon ihre richtigen Schlüsse ziehen.
Waren auch andere Zeugen in Gefahr?
Je länger ich darüber nachdachte, um so mehr verdichtete sich dabei mein
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