Geliebtes Monster
Verfolgung aufnehmen können.
Ziemlich sauer ging ich zu meinem Freund zurück, der mich nur anschaute und die Schultern hob. »Es war alles gut gedacht, John, aber schlecht ausgeführt.«
»Sag das nicht. Das Schicksal war nicht eben auf unserer Seite.«
»Ich hätte ihn auch gehabt«, sagte Bill, streckte die Arme vor und ging dabei in die Knie. Er wollte mit dieser Geste unterstreichen, wie sicher er sich gewesen war, »aber da ist mir dann diese verdammte Frau in die Quere gekommen. Und jetzt ist alles vorbei.« Er stellte sich wieder normal hin, schlug mit der flachen Hand gegen die Hauswand und lächelte verlegen. »Danke übrigens.«
»Wofür?«
»Du hast mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Die hätte geschossen. Das habe ich gespürt. Die hätte mir sogar das verdammte Blei in den Rücken gejagt.«
»Ja, kann sein, Bill. Laß uns das Thema beenden«, ich schaute an der Hauswand hoch, »und zu Mehmet gehen.«
»Zu einem Toten, John?«
Ich hob die Schultern. »Sorry, genau weiß ich das nicht. Ich habe nur gesehen, daß er sich nicht mehr bewegt hat.«
»Es gibt nicht viel Hoffnung«, sagte Bill und betrat vor mir das alte Haus.
***
Maureen Wilder fühlte sich wie gekocht. Ihr Kopf war rot angelaufen.
Hitzewellen strömten durch ihren Körper, und sie hatte den Eindruck, innerlich zu verbrennen, was einzig und allein an der Wut und auch an ihrem Haß lag, der sie durchströmte.
Es war gerade noch einmal gutgegangen, und sie wußte jetzt, daß sie zwei Feinde hatte, aber sie wußte nicht, wer diese beiden Männer tatsächlich waren.
Zumindest waren sie verdammt gefährlich. Die ließen sich nichts vormachen; die hatten sofort wie Profis reagiert.
Und wenn Maureen an Profis dachte, dann auch an Polizisten, denn es war durchaus möglich, daß man bereits ihre Spur aufgenommen hatte.
Wer? Wer steckte dahinter?
Sie konnte sich keine Antwort geben. Es war noch alles zu kompliziert.
Zunächst einmal zählte, daß sie ungehindert und unverletzt die Flucht ergreifen konnte.
Darauf lief alles hinaus. Dieser Schnellstart war ihr gelungen, und auch der Treffer ins Blech hatte keinen großen Schaden anrichten können.
Um die nächste Kurve war sie mit dem schweren und auch auffälligen Fahrzeug herumgehuscht, und damit fingen die Probleme an.
Auffällig!
Er war auffällig, auch wenn es zahlreiche Bentleys gab, die noch in London herumfuhren. Aber in der Nacht fiel er auf. Wenn die beiden Männer tatsächlich Polizisten waren, dann würden sie wohl eine Fahndung einleiten.
Dem Netz mußte sie entwischen. Allein wäre es kein Problem gewesen, mit ihrem Geliebten schon, der nicht mehr im Fond hockte, sondern neben ihr auf der Beifahrerseite und seine blutigen Krallen am Leder abwischte und reinigte.
Er hatte verloren, das wußte er. Deshalb reagierte er auch nicht wie sonst. Sein Blick war nach unten gerichtet, die Beine hatte er angezogen.
Maureen Wilder löste eine Hand vom Steuer und streichelte seinen Kopf.
»Mach dir keine Sorgen, mein Lieber. Du hast dein Bestes getan. Wir werden auch so zurechtkommen. Die Nacht ist noch lang, und wir befinden uns bereits in der richtigen Gegend.« Den letzten Satz hatte sie ausgesprochen, weil sich in ihrem Kopf bereits ein bestimmter Plan festgesetzt hatte. Maureen dachte daran, sich von dem Bentley zu trennen.
Der Wagen mußte so schnell wie möglich verschwinden. Sie wollte auf keinen Fall in das Netz einer Fahndung hineingeraten. Sie war sich jetzt ziemlich sicher. »Und sie sind es!« flüsterte Maureen. »Ich würde mein Leben darauf verwetten. Aber das sind keine Bullen, die Strafzettel ausstellen«, sprach sie weiter, »das nicht. Sie sind anders. Die haben gehandelt wie Beamte, die eine besondere Ausbildung haben. Die haben sich nicht schocken lassen…«
Maureen verstummte und fuhr weiter. Dem Wesen warf sie keinen Blick mehr zu. Es hockte auf dem Sitz in sich zusammengesunken und war auch nicht angeschnallt. Manchmal gab es seufzende Laute oder Töne von sich, als wollte es ein Klagelied anstimmen.
Maureen rührten diese Leute. »Es wird dir besser gehen«, versprach sie.
»Ich werde dafür sorgen. In guten und schlechten Zeiten halten wir zusammen. Das habe ich nicht vergessen. Auch wenn die Zeiten schlechter sind, werden wir uns nicht trennen. Ich werde dir schon beweisen, wie sehr wir zusammengehören.«
Er gab keine Antwort. Stumm blieb er hocken, und Maureen lächelte ihm noch einmal flüchtig zu, bevor sie sich mit anderen Dingen
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