Gelinkt
haben wir doch schon eine Menge gesehen, stimmt’s?«
»Bei der RCMP von Ottawa liegt nichts gegen ihn vor. Er diente bei der Luftwaffe, wo er sich auszeichnete. Dann Medizinstudium, Staatsexamen, Dissertation und so fort. Das einzige, was sie ausfindig machen konnten, war eine Exfrau, die ihn mit Unterhaltsforderungen verfolgt. Keine politischen Aktivitäten, von der Teilnahme an einigen
Parteiveranstaltungen während seiner Studienzeit abgesehen.«
Bret hielt inne. Die Tatsache, daß der Kerl mit Unterhaltsforderungen gehetzt wurde, sicherte ihm Brets Mitgefühl.
»Gut, lassen Sie das nicht so stehen, Bret. Sie wollen mir doch nicht schonend beibringen, daß Mrs. Samson womöglich
…« Die Stimme des D.G. verlor sich, während er die entsetzlichen Komplikationen überdachte, die Zweifel an Fiona Samsons Loyalität mit sich bringen würden.
»Nein, da besteht kein Anlaß, sich Sorgen zu machen.
Tatsächlich liegt gegen beide nichts vor. Ich habe keinen Grund zu der Annahme, daß Dr. Kennedy in irgendwelche Aktivitäten verwickelt war – auf welche Weise auch immer –, während der Zeit seiner Bekanntschaft mit Mrs. Samson und danach.«
»Und weshalb soll mich das beruhigen?«
»Ich hatte ein Auge auf ihn.«
»Sie persönlich?«
»Nein, natürlich nicht, Sir Henry. Ich habe ihn von jemandem beobachten lassen.«
»Von jemandem? Was war das für ein Jemand? Jemand vom Department?«
»Nein, natürlich nicht, Sir. Ich habe das privat arrangiert.«
»Ja, aber nicht privat bezahlt, oder? Und so taucht’s in der
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Spesenabrechnung auf. Vielleicht haben Sie das nicht bedacht.
Oh, mein Gott.«
»Der Auftrag taucht auf keiner Spesenabrechnung auf, Sir Henry. Ich habe persönlich und in bar bezahlt.«
»Sind Sie wahnsinnig, Bret? Sie persönlich haben bezahlt?
Aus der eigenen Tasche? Was haben Sie vor?«
»Es mußte geheimgehalten werden«, sagte Bret. »Natürlich.
Das brauchen Sie mir nicht zu sagen! Mein Gott. Wirklich unerhört!« Der D.G. sank in seinen Sessel zurück, als versagten ihm die Kräfte. »Was für Whisky haben Sie da?« sagte er endlich.
Bret griff nach einer Flasche Bell’s, goß reichlich davon in ein Becherglas und reichte dieses dem D.G. Nachdem er davon genippt hatte, sagte der D.G.: »Der Teufel hole Sie, Bret.
Erzählen Sie nur das Schlimmste. Rücken Sie raus damit. Ich bin auf alles gefaßt.«
»Es gibt nichts ›Schlimmstes‹«, sagte Bret. »Es ist, wie ich Ihnen gesagt habe. Es gibt keinen Hinweis auf Kontakte Kennedys zu den Sowjets.«
»Mich führen Sie nicht an der Nase herum, Bret. Wenn es so einfach wäre, hätten Sie mir schon längst davon erzählt und nicht damit gewartet, bis die Verhaftung von Pryce-Hughes aufs Tapet kam.«
Bret stand noch bei den Flaschen. Er war nie ein großer Trinker gewesen, aber jetzt goß er sich zur Gesellschaft ein Schlückchen ein, nahm das Glas mit zum Fenster und hielt es fest. Er wollte so weit weg von dem Hund wie irgend möglich sein. Der Geruch des Alkohols war abstoßend, er stellte das Glas ab. Er preßte die Finger gegen die kalte Fensterscheibe.
Wie gut er dieses kleine Haus kannte. Glenn Rensselaer hatte ihn hierher mitgenommen, als er noch die Uniform eines Generals der U.S. Army trug. Bret hatte Glenn mehr geliebt, als er den mitleiderregenden Alkoholiker, der sein Vater war, je hätte lieben können. »Es ist nicht mehr als ein Verdacht«,
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sagte Bret, nachdem er lange auf das Kopfsteinpflaster des Stallhofes und auf die dort geparkten Autos hinabgesehen hatte. »Aber ich weiß einfach, daß dieser Kennedy irgendeine Rolle dabei spielt. Ich weiß es einfach. Ich bin sicher, daß dieser Kennedy auf Mrs. Samson angesetzt wurde, um sie zu testen. Sie sind sich auf einem Bahnhof begegnet. Ich bin sicher, das war kein Zufall.« Er netzte seine Lippen mit ein wenig Whisky. »Sie muß den Test bestanden haben, denn es spricht alles dafür, daß Dr. Kennedy sich in sie verliebt hat und noch immer in sie verliebt ist. Aber Kennedy ist eine tickende Bombe, und das gefällt mir nicht. Ich habe Pryce-Hughes im Auge behalten, denn ich hoffte, es würde da irgendeinen Kontakt geben. Aber das ist jetzt schon lange her. Ich habe mich vermutlich geirrt.«
»Zu viele Mutmaßungen, Bret.«
»Ja, Sir Henry.«
»Fakten übertrumpfen jedes mutmaßliche As, stimmt’s?«
»Ja, natürlich, Sir.«
»Werden Sie also Pryce-Hughes verhaften?«
»Ich würde lieber damit noch ein Weilchen warten, Director. Ich habe schon
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