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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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ihre Mutter, ihre Schwester und zahllose

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    andere Frauen nur allzu bereitwillig hatte spielen sehen. Wenn sie jetzt irgendeiner Sache begegnete, mit der sie zu ihren eigenen Bedingungen nicht fertig wurde, fragte sie sich, was Bernard in der gleichen Lage tun würde, und das half ihr oft, das Problem zu lösen. Und es umgehend zu lösen.
    Wäre sie vollkommen auf dem Posten gewesen, wären ihre Verhältnisse ganz erträglich gewesen. Aber Berlin legte sich ihr aufs Gemüt. Für Bernard war die Stadt eine zweite Heimat, und er liebte sie. Für Fiona war sie ein Alptraum. Sie kam endlich zu dem Schluß, daß ihre Depressionen und Alpträume, aus denen sie oft schwitzend und zitternd erwachte, nicht allein von ihrer Einsamkeit herrührten oder den Schuldgefühlen, die sie bei dem Gedanken, Mann und Kinder verlassen zu haben, plagten. Berlin war der Bösewicht. Berlin verzehrte ihr das Herz, so daß sie sich nie würde erholen können. Das war natürlich Unsinn, aber sie verlor ihr Gleichgewicht, und das war ihr bewußt. In der Abgeschiedenheit ihrer Wohnung an der Frankfurter Allee, wenn sie einmal nicht mit ihrer Arbeit beschäftigt war oder sich bemühte, ihr Deutsch und ihr Russisch zu verbessern, fand sie manchmal Zeit, über die Gründe ihrer gegenwärtigen verzweifelten Lage nachzudenken.
    Sie verwarf die analytische Vergangenheitsbewältigung, jenes Psychologen und Romanschriftstellern gleichermaßen teure Schlußverfahren, das ihr zweifellos gestattet hätte, eine gerade Kette von Ursachen und Wirkungen aufzubauen, angefangen von ihrem autoritären Vater über die Internatserziehung, ihre geheimdienstliche Tätigkeit und deren Apotheose in dieser Annahme eines anderen Lebens. So war das nicht gelaufen.
    Die Fähigkeit, diese Rolle zu spielen, hatte sie sich in harter Arbeit erworben. Dieser Teil ihrer Krankheit war keine Offenbarung irgendeines Bruchs in ihrer Persönlichkeit.
    Sie hatte sich aus der Lage jenes kleinen Mädchens, das zitternd vor Furcht ins Internat gegangen war, nicht durch Teilnahme an rebellischen Demonstrationen befreit, sondern

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    insgeheim. Deshalb war die Verwandlung so vollkommen. Sie war tatsächlich ein anderer Mensch geworden. Obwohl sie das niemals einer lebenden Seele gestehen würde, hatte sie jener abgebrühten Person, die jeden Morgen in der Karl-Liebknecht-Straße zum Dienst antrat und schwer für den deutschen sozialistischen Staat schuftete, sogar einen Namen gegeben: Die fragliche Person war Stefan Mittelberg – den Namen hatte sie sich aus dem Telefonbuch zusammengestückelt –, einen männlichen Namen natürlich, denn im Büro mußte sie ihren Mann stehen. »Los, los, Stefan«, pflegte sie sich jeden Morgen zu ermahnen. »Zeit zum Aufstehen.« Und wenn sie sich vor dem Spiegel das Haar bürstete, wie sie’s jeden Morgen tat, sah sie aus dem Spiegel mit harten Augen Stefan an. War »Stefan«
    eine Offenbarung emotionalen Wandels? Eine Verhärtung?
    Eine Befreiung? Oder war Stefan derjenige, der spontan diese Liebesaffäre mit Harry Kennedy angefangen hatte? Wie wäre anders eine so vollkommen aus der Rolle fallende Handlungsweise erklärlich? Nun, Stefan war ein blendender Erfolg. Ärgerlich war nur, daß sie Stefan verabscheute. Aber egal, mit der Zeit würde sie vielleicht lernen, dieses neue hartgesottenere Selbst zu lieben. Im Büro bemühte sie sich, der perfekte Apparatschik zu werden, die Sorte Chef, für den ein Mann wie Renn würde arbeiten wollen. Aber sie war Ausländerin und noch dazu eine Frau, und manchmal brauchte sie Renns Hilfe und seinen Rat, um sich in den verschlungenen Intrigen des Büros zurechtzufinden. »Wie lange wird der neue Mann hier arbeiten?« fragte Fiona Renn eines Tages, während sie Schachteln voller Papiere verstauten und einen blitzblank aufgeräumten Schreibtisch feierten. Renn sah sie an, erstaunt, sie so unschuldig und uninformiert zu finden. Zumal Fiona die russische Auszeichnung nun bewilligt worden war. Man hatte sie ihr im Rahmen einer kleinen Zeremonie in der Zentrale an der Normannenstraße überreicht. Ein Teil des Glanzes war auch auf Renn gefallen. »Neuer Mann?« sagte er. Niemals

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    stürzte er sich in solche Unterhaltungen. »Der Junge … gelbes, welliges Haar …« Sie hielt inne. »Was habe ich gesagt?«
    Renn fand ihre Unwissenheit zugleich erschreckend und rührend. Jeder sonst im Gebäude hatte gelernt, einen Offizier des Moskauer politischen Sicherheitsdienstes zu erkennen.
    »Meinen Sie

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