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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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älter ist als ich, daß ich mit jemand anderem Zusammensein sollte, einem jüngeren Mann.«
    »Dann kann er dich nicht lieben«, erklärte ihre Mutter mit Nachdruck.
    Gloria brachte ein kleines Lachen zustande. »Ach, Mami!
    Ganz gleich, was er tut, in deinen Augen hat er immer unrecht.«
    »Als du uns das erste Mal davon erzählt hast, konnte dein Vater wochenlang nicht darüber sprechen.«
    »Es ist mein Leben, Mami.«
    »Du bist so jung. Du traust jedem, und die Welt ist so

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    grausam.«
    Sie stellte den letzten schmutzigen Teller in den Geschirrspüler, schloß die Tür und richtete sich auf. »Was hat er denn heute so Wichtiges vor? Oder darf ich danach nicht fragen?«
    »Er ist in Berlin und identifiziert eine Leiche.«
    »Ich werde froh sein, wenn du nach Cambridge gehst.«
    »Ja«, sagte Gloria ohne Begeisterung.
    »Ist nicht seine Frau in Berlin?« sagte ihre Mutter plötzlich.
    »Er wird ihr nicht begegnen«, sagte Gloria. Im nächsten Zimmer zog Billy einen Stuhl an den Tisch, wo Sally an dem Puzzle arbeitete. »Eine Szene in Devon« zeigte es und war ein Geschenk des Kindermädchens. Zwei Ränder des Bildes hatte Sally bereits fertig. Ohne etwas zu sagen, begann Billy, ihr zu helfen.
    »Mir fehlt Mami«, sagte Sally. »Warum hat sie uns nicht zu Weihnachten besucht?«
    »Gloria ist nett«, sagte Billy, der schon einigermaßen für sie schwärmte. »Was heißt ›in Trennung‹?« Er hatte gehört, daß seine Eltern in Trennung lebten, aber er wußte nicht genau, was das bedeutete.
    Sally sagte: »Nanny hat gesagt, daß Mami und Papa in verschiedenen Ländern leben müssen, um sich selbst zu finden.«
    »Können sie sich denn nicht selbst finden?« sagte Billy. Er kicherte. »Es muß schrecklich sein, wenn man sich selbst nicht finden kann.«
    Sally fand das überhaupt nicht komisch. »Wenn sie sich selbst findet, kommt Mami wieder.«
    »Dauert das lange?«
    »Ich werde Nanny fragen«, sagte Sally, die sich darauf verstand, dem stillen Mädchen aus Devon Informationen abzuschmeicheln.
    »Ist Papa auch dabei, sich selbst zu finden?« Und dann, ehe

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    Sally antworten konnte, fand er ein Stück Himmel und paßte es in das Puzzle ein.
    »Ich habe das Stück zuerst gesehen«, sagte Sally.
    »Nein, hast du nicht. Hast du nicht!«
    Sally sagte: »Vielleicht könnte Papa Mami heiraten und Gloria auch.«
    »Nein«, sagte Billy, seiner Sache sicher. »Ein Mann kann nicht zwei Frauen haben.«
    Sally sah ihn bewundernd an. Billy wußte immer alles. Aber sein Gesicht hatte einen Ausdruck, den sie kannte. »Ist dir nicht gut?« fragte sie ängstlich.
    »Ich glaube, mir wird übel«, sagte Billy.

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20
    Ost-Berlin, Februar 1984
    Hubert Renn sprach seine innersten Gedanken selten aus, hätte er das hinsichtlich seiner Tätigkeit für Fiona Samson aber getan, wäre dabei herausgekommen, daß die Beziehung sich als viel besser, als er zu hoffen gewagt, erwiesen hatte. Als ihm in der ersten Januarwoche des Jahres 1984 angeboten wurde, in eine andere Stellung und damit ins Stasi-Hauptquartier an der Normannenstraße überzuwechseln, lehnte Renn das Angebot ab und machte unter erheblichen Schwierigkeiten Gründe für diese Weigerung geltend.
    Hubert Renn war die Atmosphäre der kleinen KGB-Stasi-Kommandoeinheit an der Karl-Liebknecht-Straße lieber. Und wie viele Angehörige der Verwaltung schätzte er das Gefühl von Wichtigkeit und Dringlichkeit der alltäglichen Geschäfte, das einem die Tätigkeit in der Operationsabteilung vermittelt.
    Überdies hatte er eine väterliche Verantwortung für Fiona Samson übernommen, was freilich der strengen und förmlichen Art, in der, auf sein Betreiben, die Geschäfte geführt werden mußten, nicht anzumerken war. Wie auch Fiona Samson von Renn niemals etwas außer seiner völligen Hingabe an seine Arbeit verlangte oder zu erwarten schien. Renn hatte keine Schwierigkeiten, Fiona Samson zu verstehen oder wenigstens mit ihr zurechtzukommen. Dieses gegenseitige Einverständnis profitierte von Fionas geändertem Verhalten, ihrer verdrängten und neugestalteten Weiblichkeit. Die Ungewißheiten und Zweifel, die Mutterschaft und Ehe ihr mitgegeben hatten, beeinflußten jetzt ihr Denken nicht mehr. Sie war nicht maskulin – Männer und ihre Denkweise fand sie noch immer so rätselhaft wie eh und je –, aber sie war jetzt so vereinfachend und entschieden, wie es Männer zu sein pflegen.
    Selbst in ihrer weiblichsten Phase war sie nie der Opferrolle verfallen, die sie

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