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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Haben Sie die Fotos von diesem Waschsalon gesehen?«
    »Habe ich allerdings, Sir.« Große, Titelseiten füllende Fotos des Waschsalons mit den am Boden liegenden toten Männern und überall verspritztem Blut hatten den Lesern dieser Blätter einen denkwürdigen Eindruck vermittelt. Doch, was immer man in den Londoner Bars und Redaktionsbüros darüber reden mochte, veröffentlicht wurde das Vorkommnis als eine Schießerei zwischen rivalisierenden Gangsterbanden, mit Mutmaßungen über das Angebot von Rauschgift in Läden und Waschsalons.
    »Die Abteilung fünf verlangt eine Untersuchung, und der

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    Cabinet Secretary ist überzeugt, daß man von deren zusätzlichem Sachverstand profitieren könne.«
    »Eine kombinierte Untersuchung?«
    »Ich kann mich dem Cabinet Office nicht widersetzen, Frank. Ich werde es bei der nächsten Sitzung des Ausschusses zur Sprache bringen und verlasse mich auf Ihre
    Unterstützung.«
    »Wenn Sie meinen, daß die Sache so am besten zu erledigen ist«, sagte Frank mit einem kaum hörbaren Unterton, der andeutete, daß er nicht dieser Meinung war.
    »Wir müssen uns zurückhalten, ehe ich einen direkten Befehl kriege. Auf diese Weise werde ich einen Ausschuß einrichten und in der Lage sein, Bret den Vorsitz zu geben«, sagte der D.G.
    »Glauben Sie, Bret wird solche Hilfe und solchen Schutz brauchen?«
    »Ja. Aber was ich von Ihnen wissen will: Wird Bret die Kraft haben, das durchzustehen? Denken Sie nach, ehe Sie antworten. Die Sache ist mir sehr wichtig.«
    »Durchhaltevermögen? Darauf kann ich auf die Schnelle weder mit Ja noch mit Nein antworten, Sir Henry. Sie müssen ja bemerkt haben, was aus dem Department geworden ist, seitdem Fiona Samson übergelaufen ist.«
    »Sie meinen hinsichtlich der Stimmung?«
    »Hinsichtlich der Stimmung und vieler anderer Sachen.
    Wenn Sie an psychologischen Druck denken, sollten Sie sich vielleicht den jungen Samson ansehen. Er steht unter ungeheurer Anspannung und, um es noch schlimmer zu machen, gibt es Leute im Department, die behaupten, daß er gewußt haben muß, worauf seine Frau hinauswollte, von Anfang an.«
    »Ja, ich habe solche Befürchtungen sogar von Mitarbeitern gehört«, sagte der D.G. traurig.
    »Wenn ein Mann Schwierigkeiten mit seiner Frau hat, kann

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    er Zuflucht in seiner Arbeit suchen. Wird ihm im Büro das Leben schwergemacht, kann er sich auf Erholung daheim bei seiner Familie freuen. Bernard Samson ist ständig unter Druck.«
    »Wie ich höre, hat er eine Art Verhältnis mit einer untergeordneten Angestellten angefangen«, sagte der D.G.
    »Samson ist ein verzweifelter Mann«, sagte Frank mit einfacher Wahrhaftigkeit. Samsons Privatleben wollte er nicht erörtern. Franks Devise war, alle Menschen so zu behandeln, wie sie auch ihn behandeln sollten.
    »Ich fragte Sie wegen Rensselaer«, sagte der D.G. »Samson ist ein verzweifelter Mann«, sagte Frank, »aber er kann eine Menge Kritik vertragen. Er ist ein geborener Rebell, kann sich also wehren, wenn man ihn einen Verräter, Wüstling oder sonstwas schimpft. Bret ist eine ganz andere Persönlichkeit. Er liebt England, wie das nur ein im Ausland geborener Romantiker tun kann. Solchen Leuten erscheint der leiseste Hauch von Mißtrauen als ein Sturm, und sie können sehr leicht umgeblasen werden.«
    »Ausgezeichnet, Frank! Waren Litterae humaniores Ihr Fach in Wadham?«
    Frank lächelte wehmütig, antwortete aber nicht. Er kannte den D.G. schon, seitdem sie beide in der Jugend während des Krieges im selben Quartier gelegen hatten. Der D.G. war über Frank Harringtons humanistische Bildung vollkommen unterrichtet und beneidete ihn wohl noch immer ein wenig darum, jedenfalls vermutete Frank das.
    Der D.G. sagte: »Wird Bret zusammenbrechen? Wenn sich der Ausschuß gegen ihn wendet, wie dies in unserem Teil der Welt Ausschüsse gerne tun, wenn die Verwundbarkeit des Vorsitzenden offenbar wird – wird Bret standhalten?«
    »Hat man dieser Untersuchung schon einen Namen
    gegeben?« fragte Frank.
    Der D.G. lächelte. »In dieser Untersuchung geht es um

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    Erich Stinnes und wie mit ihm verfahren wurde, seitdem er zu uns gekommen ist.«
    »Man wird Bret schwer zusetzen«, erklärte Frank.
    »Glauben Sie das?«
    »Das Department läuft über von Gerüchten, Sir Henry. Sie müssen das wissen, sonst wären Sie nicht hier und stellten mir diese Fragen.«
    »Was wollen diese Gerüchte wissen?«
    »Na, es ist die allgemeine Meinung, daß Erich Stinnes Bret Rensselaer

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