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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Bewegung zu setzen. Gott sei Dank, dachte Frank. Wenn er den Alten bis sieben los wurde, hatte er noch Zeit für seinen Bridge-Abend mit den Kameraden vom Militär.
    »Ja«, sagte der D.G. mit einem Blick auf die Uhr, »höchste Zeit, daß ich mich auf den Weg mache.« Einer von Frank Harringtons Schulkameraden in Eton war Arzt geworden und praktizierte in einer wohlhabenden Ecke des ländlichen Yorkshire. Dieser meinte, er habe sich dort erst daran gewöhnen müssen, daß jeder Patient, der in seine Sprechstunde kam, eine halbe Stunde über dies und das plauderte, ehe er aufstand, um wieder zu gehen, und dann zwischen Tür und Angel beim Verabschieden nebenher bemerkte, was ihm wirklich Sorgen machte. So war es mit dem Director-General.
    Er hatte schon den ganzen Nachmittag lang dagesessen und Höflichkeiten mit Frank ausgetauscht, als er sein Glas erhob, den letzten Schluck im Munde kreisen ließ und ihn dann hinunterspülte. Dann setzte er das Glas ab, stand auf und wiederholte noch einmal, daß er nun endlich gehen müsse. Erst dann sagte er: »Haben Sie in letzter Zeit Bret Rensselaer gesehen?«
    Frank nickte. »Letzte Woche. Bret wollte meinen Rat wegen des Berichts über die Schießerei in Hampstead.« Frank stand auf und machte eine nicht sehr nachdrückliche Gebärde mit der Cognacflasche, aber der alte Mann winkte ab. »Darf ich fragen, was Sie geraten haben?«
    »Ich habe ihm geraten, keinen Bericht zu erstatten, nicht schriftlich jedenfalls. Ich empfahl ihm, die Sache mit Ihnen

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    durchzugehen und dann eine Aktennotiz darüber zu machen.«
    »Was hat Bret gesagt?«
    Frank ging durch das Zimmer, um die Flasche wegzustellen.
    Er war von noch immer schlanker und athletischer Erscheinung. In seinem Anzug aus Bedfordcord hätte man ihn leicht für einen Offizier der Berliner Garnison, einen Mann Mitte der Vierzig halten können. Es war schwer zu glauben, daß Frank und der D.G. zusammen in der Ausbildung gewesen waren und daß Frank schon das Pensionsalter erreichte. »Ich erinnere mich genau. Er sagte: ›Ich soll also meinen Arsch bedeckt halten?‹«
    »Und war es das, was Sie meinten?«
    Frank blieb stehen, wo er war, in der Mitte des Perserteppichs, und wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Ich wußte, daß Sie ein Protokoll seines mündlichen Berichts zu den Akten geben würden.«
    »Das wußten Sie?« Eine leichte Hebung des Tons beim zweiten Wort.
    »Wenn das eine geeignete Maßnahme war«, sagte Frank.
    Der D.G. nickte besonnen. »Bret wäre fast getötet worden.
    Zwei Sowjets wurden von Bernard Samson erschossen.«
    »So hörte ich von Bret. Ein Glück, daß unsere Leute weg waren, ehe die Polizei kam.«
    »Noch sind wir nicht aus dem Schneider«, sagte der D.G.
    Frank fragte sich, ob er weiterfragen sollte, meinte aber, daß der D.G. ihm das Weitere schon von sich aus erzählen würde, sobald es ihm nötig schiene. Frank sagte: »Wie ich hier in Berlin höre, steckte ein KGB-Gorilla namens Moskwin hinter der Sache. Derselbe Schurke, der den jungen Mann in dem sicheren Haus in Bosham getötet hat.«
    »Die Abteilungen für Recherchen und Instruktionen sind der gleichen Meinung, es wird sich also wohl so verhalten.« Der D.G. wandte sich um und kehrte dahin zurück, wo er gesessen hatte. Er sah Frank an und sagte: »Es wird eine Untersuchung

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    geben müssen.«
    »Brets Zukunft betreffend?«
    »Nein, ganz soweit ist es noch nicht, aber das Cabinet Office macht gerade eine dieser Perioden durch, in denen sie da jede Beschwerde der Russen fürchten.«
    »Zwei tote KGB-Killer? Bewaffnete Killer? Nicht sehr wahrscheinlich, daß Moskau ein Interesse an derlei Spaß und Tollerei anmeldet, Sir Henry.«
    »Ist das eine auf Ihren Berliner Erfahrungen beruhende wohlerwogene Meinung?«
    »Ja, durchaus.«
    »Das ist auch meine Meinung, aber im Cabinet Office will man die Meinungen von Experten nicht hören, dort ist man einzig an den Politikern interessiert, denen man zu dienen hat.«
    Der D.G. sagte das ohne Ressentiment oder auch nur Mißvergnügen. »Ich wußte das natürlich, als ich diesen Job übernahm. Die Strategie unseres Departments muß sich, wie die jeder anderen staatlichen Behörde, dem Einfluß des wechselnden politischen Klimas anpassen.«
    »Das letzte Mal, als Sie mir das sagten«, sagte Frank,
    »fügten Sie hinzu: ›Aber die Taktik bleibt mir überlassen‹.«
    »Die Taktik bleibt mir überlassen, bis taktische Fehlschläge die Titelseiten der Boulevardzeitungen füllen.

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