Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
Untersuchung? Ich muß das wissen, um mich meinerseits richtig zu verhalten.«
    »Um Gottes willen, nein. Ich wünsche nichts weniger, als daß Bret Rensselaer den Haifischen zum Fraß vorgeworfen wird, denen von Whitehall schon gar nicht. Ich will, daß Rensselaer über seine Ankläger triumphiert. Aber ich kann ihm nicht dabei helfen.«

    - 331 -
    »Ich bin froh, das so deutlich zu hören, Sir Henry.« Der Austausch der Meinungen hatte zu einem Unentschieden geführt, und der D.G. nahm es als solches hin. »Ich habe noch immer eine Masse Arbeit für Rensselaer, und er ist der einzige, der sie machen kann.«
    Frank nickte und dachte, dabei sei an Brets Kontakte in Washington zu denken, die dem Department immer wichtig gewesen waren.
    Die Geschichte dieser Schießerei in einem Waschsalon in Hampstead, die dem D.G. Sorgen machte und von den Zeitungen und Frank Harrington gerne »Die Schießerei am O.
    K. Corral« genannt wurde, beginnt ungefähr eine Woche vor dem Besuch des D.G. in Berlin.
    Hätte Bret Rensselaer sich wie gewöhnlich an seinen gesunden Menschenverstand gehalten, hätte er sich aus der Sache rausgehalten. Es war eine Sache für die Leute vom Außendienst. Aber Bret war nicht er selbst.
    Bret Rensselaer litt unter der Abwesenheit Fiona Samsons, und zwar entsetzlich. Während der Zeit, in der sie zusammengearbeitet hatten, waren ihre Treffen regelmäßig und heimlich gewesen, wie die eines Liebespaares, und das hatte seinen Eifer noch vermehrt. Bret konnte über dieses Gefühl natürlich mit niemandem sprechen, und seine Leidenschaft wurde durch den Anblick Bernard Samsons nicht gerade besänftigt, der, dieser vollkommenen Frau beraubt, in seiner gewohnt unbekümmerten Weise seinen Geschäften nachging.
    Gleichviel, was die Leute von Samsons Qualen erzählten, Bret konnte Bernard nur so sehen, wie es seinem Bild entsprach.
    Insbesondere brachte ihn auf, daß Bernard jetzt mit einem hinreißenden jungen Mädchen aus dem Büro zusammenlebte.
    Weiß der Himmel, wie die Kinder darauf reagierten! dachte Bret, der dieses Konkubinat abscheulich fand, sich aber hütete, seine diesbezüglichen Gefühle zu offenbaren. Er sah keine Möglichkeit, die Geschicke der Samson-Kinder zu

    - 332 -
    beeinflussen. Er hoffte, Fiona würde ihm nicht später einmal vorwerfen, sein Wort nicht gehalten zu haben.
    Brets Beteiligung an der Schießerei in dem Waschsalon änderte vieles. Für ihn selbst war die Erfahrung im wahrsten Sinne des Wortes traumatisch. Denn die Gewalttätigkeit, in die er in jener Nacht verwickelt wurde, fügte seiner Psyche eine Verletzung zu, von der er sich nie ganz erholte.
    Für Bret wies alles daraufhin, daß der Kontakt mit dem KGB-Team im Waschsalon eine reine Routineangelegenheit sein würde. Es hatte ihn keine Warnung darauf vorbereitet, daß die Sache so ablaufen könnte. Saß er gerade noch ahnungslos neben Bernard in dem nachts geöffneten Waschsalon in Hampstead, steckte er dann plötzlich, von einer Minute auf die andere, mitten in einem der fürchterlichsten Alpträume seines ganzen Lebens. Sie sahen zu, wie Samsons Hemden sich im Seifenschaum drehten. Samson hatte darauf bestanden, daß sie beide Wäsche mitbrachten, und hatte selbst sogar in einer Plastiktüte sein eigenes Waschpulver mitgebracht, weil er dem Zeug mißtraute, daß es an den Automaten des Waschsalons gab, wie er sagte. Bret fragte sich, ob das nur ein Zeichen der bis ins kleinste gehenden Sorgfalt des Profis oder irgendein Witz war. Nun las Samson zerstreut in einer Zeitung, die auf seinen Knien lag. Er hatte Bret auch nicht die geringste Andeutung gemacht, daß eine verdammt große Kanone mit Schalldämpfer in den Daily Telegraph gewickelt war. Samson hatte von seinem Vater geplaudert, als müßte er sich um sonst nichts kümmern auf der Welt.
    Bernard Samson war ein amüsanter Gefährte, wenn er guter Laune war. Seine beißenden Kommentare über seine Vorgesetzten, die Regierung und überhaupt die umgebende Welt waren zum Teil Abwehr gegen ein System, das ihm nie recht eine Chance gegeben hatte, enthielten manchmal aber mehr als ein Körnchen Wahrheit. Bernard hatte den Ruf, immer Glück zu haben, aber sein Glück war das Resultat einer

    - 333 -
    professionellen Haltung und einer Menge harter Arbeit.
    Bernard war ein hartgesottener Bursche, und Brets Bereitwilligkeit, sich auf diese Kapriole einzulassen, war zweifellos nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß er sich in Bernards Gesellschaft sicher fühlte. Bret trug

Weitere Kostenlose Bücher