Gelinkt
einen alten Mantel und Hut, die er eigens für diesen abendlichen Ausflug gekauft hatte. In der Tüte unter Brets schmutziger Wäsche steckte ein schwerer brauner Umschlag, der einundvierzig Hundertdollarnoten enthielt. Finanzierung. Das Geld sollte einem KGB-Kurier übergeben werden, wenn er das Kennwort
»Bingo« gebrauchte. Draußen auf der Straße vor dem Waschsalon waren genug Leute aufgestellt, um Bret auf das Kommen der anderen vorzubereiten und, sollte Bret es für nötig halten, sie verhaften zu lassen. Bret hielt deshalb die Sache für ganz einfach, doch lief sie so nicht ab.
Es ging los ohne die mindeste Warnung durch die Posten auf der Straße. Einer der KGB-Leute hatte sich in einem Raum über dem Waschsalon versteckt, und als er plötzlich unten auftauchte, fuchtelte er mit einer abgesägten Jagdflinte herum.
Dann drang ein zweiter Mann ein, auch er mit einer Schrotflinte. Einer der Männer sagte »Bingo«, das Codewort.
Bret blieb vollkommen ruhig, jedenfalls erschien es ihm so in seiner Erinnerung, und langte nach dem Geld, um es ihnen zu zeigen. Die Reihenfolge der Ereignisse war strittig, obwohl alles Schlag auf Schlag ging. Samson sagte, es sei geschehen, als draußen auf der Straße der Wagen explodierte, aber wie Bret sich erinnerte, hatte Samson schon vorher die Initiative ergriffen. Samson stand nicht auf, sondern schoß aus dem Sitzen. Er benutzte Bret als Schild, und die Wut, die Bret empfand, als er das bemerkte, wurde er sein Leben lang nie ganz los. Weit genug vorgebeugt, um die Eindringlinge ins Visier zu- nehmen – inzwischen waren es zwei –, zielte Samson in aller Ruhe und feuerte. Er nahm die Waffe nicht einmal aus der Zeitung, die sie verbarg. Die Waffe war mit
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einem Schalldämpfer versehen. Bret hörte zwei dumpfe Schläge und war völlig aus der Fassung, als einer der KGB-Männer zurücktaumelte, seine abgesägte Flinte fallen ließ, sich an den Bauch griff und Blut speiend über die Waschmaschine fiel.
Samson war plötzlich weg. Bret erinnerte sich, von Samson grob zur Seite gestoßen worden zu sein, der dann über die weggeworfene Flinte gestolpert war. In Samsons Version hieß es, er habe Bret in Deckung geschubst und dann die Waffe in seine Richtung gestoßen. Samson warf Bret sogar vor, nicht die Flinte ergriffen zu haben und ihm durch die Hintertür auf der Jagd nach dem anderen gefolgt zu sein.
Bret war plötzlich allein im Waschsalon mit dem jungen KGB-Mann, der, sich erbrechend, blutend und wimmernd wie ein Baby, starb. Bret hatte so was noch nie gesehen. Es war brutal und ekelhaft. Irgendwo im Obergeschoß fielen weitere Schüsse; Samson tötete noch einen Mann, und dann war alles vorbei. Bret bekam mit, wie er grob in einen Wagen gestoßen wurde und dann durch die Nacht raste, an der Polizei vorbei, die eben kam. Zu Brets Erstaunen sagte Bernard Samson ausgerechnet in diesem Moment, daß er ihm das Leben gerettet habe. »Du willst mein Leben gerettet haben, du Hundesohn«, sagte Bret schrill. »Erst schießt du und benützt mich als Schild.
Dann haust du ab und läßt mich ausbaden, was …« Samson lachte. Zum Teil war dieses Lachen eine nervöse Reaktion auf den Druck, unter dem er eben gestanden hatte, aber es war ein Lachen, das Bret nie vergessen würde. »So ist das im Außendienst, Bret«, sagte er. »Wenn du Erfahrung gehabt hättest oder Übung, hättest du dich sofort hingeschmissen.
Oder noch besser, du hättest den zweiten Bastard umgelegt, anstatt mir die ganze Arbeit zu überlassen.« Bret hatte kaum zugehört. Er konnte den Anblick des sterbenden KGB-Mannes nicht vergessen, der sich, vornübergebeugt, an einer der Waschmaschinen festhielt, während das schäumende Blut aus
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ihm quoll und sich mit dem Seifenwasser am Boden mischte.
»Du hättest ihn auch in den Arm schießen können«, krächzte Bret.
Bernard hatte nur Verachtung für so naives Gerede. »Das gibt’s nur im Kino, Bret. Das ist was für Wyatt Earp und Jesse James. In der wirklichen Welt schießt niemand den Leuten die Pistolen aus der Hand oder verpaßt ihnen Fleischwunden im Oberarm.
In der wirklichen Welt trifft man sie oder schießt daneben.
Es ist schwierig genug, ein bewegliches Ziel zu treffen, ohne sich auf anatomische Feinheiten zu kaprizieren. Also komm mir nicht mit diesem Scheiß.«
Es hatte keinen Zweck, sich mit ihm zu streiten, dachte Bret.
aber ein schlechtes Gefühl blieb bestehen. Er nahm es Bernard übel, so schnell und so überzeugt
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