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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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und das Department vollkommen zum Narren gehalten hat.«
    »Bret war nicht erfahren genug, mit einem so listigen Burschen wie Stinnes umzugehen. Ich dachte, Samson würde Bret auf dem rechten Weg halten, aber da habe ich mich geirrt.
    Jetzt sieht es so aus, als habe man uns Stinnes mit dem Auftrag, uns zu desinformieren, geschickt.«
    »Ist das offiziell?« fragte Frank.
    »Nein. Ich bin noch nicht ganz sicher, was für ein Spiel Stinnes wirklich spielt.«
    »Ein hoher Offizier wie Stinnes kann, wenn man ihm einen Desinformationsauftrag gibt, machen, wozu er lustig ist, und auf die Konsequenzen pfeifen. Er könnte sich sehr wohl dafür entscheiden, zu uns überzulaufen.«
    »Ich teile diese Meinung.« Der D.G. zückte sein Zigarrenetui und schien für einen Augenblick zu beabsichtigen, sich eine Zigarre anzuzünden. Dann entschied er sich dagegen.
    Der Arzt hatte ihm befohlen, das Rauchen vollkommen aufzugeben, aber er hatte immer ein paar Zigarren bei sich für den Fall, daß sein Verlangen gar zu unerträglich wurde.
    Vielleicht war das dumm. Manchmal verursachte es ihm Folterqualen. »Sie sagten, daß ein Teil der Angestellten meint, daß Bret zum Narren gehalten worden sei. Was meinen die übrigen?«
    »Der größte Teil der Angestellten weiß, daß Bret

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    zuverlässig und tüchtig ist.«
    »Sie wissen, was ich meine, Frank.«
    »Ja, ich weiß, was Sie meinen. Also schön, da gibt es ein paar Spinner, die glauben, daß vielleicht Bret mit Fiona Samson zusammengearbeitet hat.«
    »Wie denn zusammengearbeitet? Glauben diese Leute, daß Bret Rensselaer und Fiona Samson schon so lange im Dienste Moskaus stehen?«
    »Das ist eine extreme Anschauung, Sir Henry, aber sie waren wirklich häufig zusammen. Manchen zufolge sollen sie eine Liebesaffäre miteinander gehabt haben; man will sie ein paarmal in den falschen Hotels miteinander gesehen haben. Sie wissen schon, solche Sachen. Nicht einmal der junge Samson selbst ist sich ganz sicher, daß nicht was dran ist an dieser Geschichte.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß solche absurden Geschichten im Umlauf sind.«
    »Die Leute haben sich gewundert, wieso Bret, nachdem er sein ganzes Leben hinter dem Schreibtisch gesessen hat, plötzlich mit einer Knarre in der Hand in diesem Waschsalon auftaucht und sich als Mann der Tat versucht. Für so was haben wir schließlich speziell ausgebildete Leute.«
    »Es war nicht ganz so«, sagte der D.G. »›Schießerei am O.
    K. Corral‹ hat eine der Zeitungen geschrieben. Leider hat diese Charakteristik eine Menge schlechte Witze über uns provoziert.«
    Der D.G. schniefte hörbar. »Berlin riecht nach Bier, ist Ihnen das je aufgefallen, Frank? Natürlich ist Berlin nicht die einzige deutsche Stadt mit diesem Geruch, aber mir fällt er hier besonders auf. Hopfen oder Malz oder irgendwas«, setzte er hinzu, um die Unvertrautheit mit dem plebejischen Getränk zu zeigen.
    »Sie werden ihn unterstützen müssen, Sir Henry. Sichtbar und eindeutig.«

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    »Dazu werde ich nicht imstande sein. Er wird sich auf sein Glück verlassen müssen.«
    »Was soll das heißen, Sir?«
    »Ans guten Gründen kann ich ihm keinerlei Unterstützung geben. Keinerlei Unterstützung.«
    Frank war schockiert. Trotz der unerschütterlichen guten Manieren, für die er berühmt war, hätte er fast gefragt, zu was zum Teufel der Director-General denn da wäre, wenn nicht zur Unterstützung von in Schwierigkeiten geratenen Angestellten des Departments.
    »Sind diese Gründe operationsbedingt oder politisch?«
    Damit kam Frank einer offenen Rebellion so nahe wie nie zuvor, aber der D.G. nahm den Vorwurf an. Andererseits war die Entscheidung, Frank nicht die Wahrheit über Fiona Samson anzuvertrauen, richtig. Stinnes mußte nach Moskau mit der festen Überzeugung zurückkehren, daß Fiona Samson ihr Vaterland verraten hatte. Jetzt zu sagen, daß die Gründe, Bret Rensselaer nicht zu unterstützen, operationsbedingt seien, käme einer Offenbarung der ganzen Geschichte von Fiona Samsons Mission nur allzu nahe. »Darauf kann ich nicht eingehen«, sagte der D.G. in einem Ton, der weitere Fragen unmißverständlich zurückwies. Wenn Bret Rensselaer nun verdächtigt wurde, in Fionas Verrat verwickelt zu sein, war das nicht zu ändern. »Noch eine Zusatzfrage, Director«, sagte Frank, und sein Ton wie die Anrede machten klar, daß er von Amts wegen fragte. »Wollen wir Rensselaer verschmachten lassen? Soll er am Halm verdorren? Ist das der Zweck dieser

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