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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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ausdenken. Irgendwas, das auf das Ziel der Operation –
    Schwächung der Wirtschaftskraft des Gegners – hinweist, ohne deren Sicherheit zu gefährden. Haben Sie irgendwelche Ideen?«
    »Ich dachte an Operation Blutsturz oder Operation Ausgeblutet.«
    »Ausgeblutet? Ich weiß nicht. Sonst noch was?«
    »Angeschlagen?«
    »Nicht schlecht, aber gelinkt finde ich besser.«
    »Also dann ›Gelinkt‹. Ja, Sir Henry, das trifft’s sehr gut.«
    »Ach, mein Gott, der Bursche taugt doch überhaupt nichts!
    Linkshänder, und schauen Sie, wie er schon den Schläger hält!« Er wandte sich an Bret. »Sie verstehen, was ich damit meine, ihn von unserer Grundidee zu überzeugen?«
    Bret verstand das genau. Wenn dem Cabinet Secretary die wirtschaftspolitische Zielsetzung nicht einleuchtete, würde man sich noch mal überlegen, ob Bret überhaupt der richtige Mann für die Operation wäre. Und vermutlich würde man Mrs.
    Samson einen anderen Führungsoffizier geben. Der D.G. sagte:
    »Bleibt noch die Frage, in welchem Bereich die Sowjets sie einsetzen werden, wenn sie einmal drüben ist. Das dürfen wir nicht dem Zufall überlassen.«
    »Der Agent X muß Maßarbeit sein«, sagte Bret, der es für besser hielt, Mrs. Samson fürs erste nicht namentlich zu nennen, um beim D.G. keine Zweifel zu schüren. »Ich muß denen einen Agenten liefern, der auf einem bestimmten Gebiet so große Erfahrung und Kenntnisse hat, daß sie ihn auf dem Gebiet einsetzen müssen, wo wir ihn haben wollen.«

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    »Ich fürchte, da komme ich nicht mit«, sagte Sir Henry, ohne das Kricketspiel aus den Augen zu verlieren. »Ich werde dieses Jahr damit zubringen, die russischen Verbindungen zur ostdeutschen Staatssicherheitspolizei zu studieren, insbesondere die Arbeitsweise der KGB-Stasi-Befehlszentrale in Berlin. Ich werde ihnen ein umfassendes Bild ihrer Schwächen und Stärken liefern.«
    »Schaffen Sie das?«
    »Ich habe den größten Teil der letzten Woche mit der Lektüre von Operationsberichten verbracht. Lassen Sie mich die Befehlsstrukturen da drüben ein bißchen unter die Lupe nehmen, und meine Analytiker könnten ein detailliertes Bild aufbauen. Das wird eine Weile dauern, aber wir kriegen, was wir brauchen.«
    »Ihr Sicherheitsnetz ist gut«, sagte der D.G. »Wir werden rauszukriegen versuchen, was sie brauchen. Die Sachen, die sie nicht wissen. Ich habe gute Leute in meiner Abteilung. Die verstehen sich darauf, Zahlenmaterial zu sichten und daraus zu schließen, was vor sich geht.«
    »Auf wirtschaftlichem Gebiet wohl. Mit Statistiken über Bankgeschäfte, Export, Import, Kredite und so weiter ist das möglich, weil man’s da mit harten Fakten zu tun hat. Aber das hier ist wesentlich komplexer.«
    »Gestatten Sie, Sir Henry, aber da irren Sie sich meines Erachtens«, sagte Bret Rensselaer mit leicht schnarrender Stimme, die seine Anspannung verriet.
    Der D.G. vergaß das Kricketspiel und sah ihn an. Brets Augen waren weit geöffnet, sein Lächeln starr, eine gewellte Strähne seines blonden Haars lag nicht mehr da, wo sie hingehörte. Bis zu diesem Augenblick war ihm nicht klar gewesen, in welchem Maße Bret Rensselaer in seiner neuen Aufgabe aufging. Zum ersten Mal begann der D.G. zu glauben, daß dieser verrückte Plan tatsächlich gelingen mochte. Was für ein umwerfender Coup wäre das, wenn Bret wirklich damit

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    durchkäme: Mrs. Samson in die Ost-Berliner
    Kommandostruktur einschleusen, wo sie dann deren eigene geheime Unterlagen über Protestgruppen, Dissidenten und andere Antikommunisten auswerten könnte, um das Department bei der geplanten Zerstörung der Wirtschaftskraft des kommunistischen Regimes zu beraten. »Die Zukunft wird es zeigen, Bret.«
    »Ja, allerdings, Sir.«
    Der D.G. nickte Bret zu. War es die Aussicht, aus der hoch wichtigen, aber etwas ermüdenden Welt der Ausschüsse in die aufregendere Luft der Operationsabteilung versetzt zu werden, die ihn so aufgemöbelt hatte? Oder hatte er einfach seit dem Auszug seiner Frau, der ja nach einer dauerhaften Trennung aussah, mehr freie Zeit? Oder hatte der Verlust seiner Frau an einen anderen Mann Bret in die Notwendigkeit versetzt, sich zu beweisen? All das mochte dabei mitwirken. Und doch hatte der D.G. dabei noch nicht Mrs. Fiona Samson selbst in Rechnung gestellt und den stärkenden Einfluß, den ihre Mitwirkung an dem Plan auf Bret Rensselaers Kraft und Entschlossenheit ausübte.
    »Geben Sie mir freie Hand, Sir?«
    »Aber zehn Jahre …«
    »Vielleicht

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