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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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hätte ich keinen zeitlichen Rahmen angeben sollen.« Seine Nasennebenhöhlen schmerzten. Er fühlte ein überwältigendes Bedürfnis, sich noch einmal die Nase zu putzen, und tat es. Der D.G. beobachtete ihn interessiert. Er wußte nicht, daß Bret Probleme mit den Nasennebenhöhlen hatte. »Gehen wir mal durch, wie das ablaufen soll. Wie steht’s mit den Finanzen?« Er wandte sich wieder dem Kricketspiel zu. Der linke Schlagmann hatte einen fabelhaften Fang geschlagen – höher und höher flog der Ball und kurvte dann in die Tiefe wie eine Mörsergranate –, aber zum Glück für ihn war kein Fänger in der Nähe, der ihn hätte abfangen können.
    Einer rannte danach, verschätzte sich aber beim Aufschlagort.

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    Der Ball fiel zu Boden, und ein vielstimmiges Stöhnen ertönte.
    »Ich werde Geld brauchen, und das darf nicht über die zentrale Finanzierungsstelle geleitet werden.«
    »Da bieten sich viele Wege an.«
    »Ich habe eine Firma.«
    »Machen Sie es ganz so, wie Sie’s für das Beste halten, Bret. Ich weiß, daß Sie das Geld nicht vergeuden werden. Um welche Summe wird’s sich handeln? Ungefähr?«
    »Eine Million Pfund Sterling für das erste Jahr. Doppelt soviel für das zweite und für jedes folgende Jahr, unter Berücksichtigung der Inflationsrate und der
    Wechselkursentwicklung natürlich. Keine Belege, keine Quittungen, keine Kontoführung.«
    »Na schön. Wir werden für den Geldtransfer was austüfteln müssen.« Der D.G. schirmte seine Augen mit einer zusammengefalteten Zeitung ab. Die Sonne war
    herumgekommen und schien nun durch das Fenster herein.
    »Habe ich was vergessen?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann werde ich Sie nicht länger aufhalten. Gewiß werden Sie viel zu tun haben. Sehen Sie sich das an: Der Kapitän hat einen neuen schnellen Werfer eingesetzt. Und der ist ziemlich gut. Was meinen Sie, Bret?«
    »Wirklich sehr gut. Ein Problem wird sich stellen, wenn wir Mrs. Samson nach Berlin schicken. Werden sie diesen walisischen Sozialisten weiterhin als Kontaktmann benutzen?
    Wenn nicht, müssen wir bei der Auswahl des neuen verdammt aufpassen. Berlin ist ganz anders als London. Da kennt jeder jeden.«
    »Und jeder haßt jeden«, sagte der D.G. »Empfehlen Sie ihr, ihnen die Möglichkeit nahezulegen, und warten wir ab, wie sie darauf reagieren.«
    »Dieser Waliser ist ihr sehr ergeben«, sagte Bret. »Er will unbedingt glauben, daß sie die Superspionin des KGB ist. Sie

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    ist sein Schützling. Sie könnte einen katastrophalen Fehler machen, das würde dennoch sein Vertrauen in sie nicht erschüttern. Aber wenn sie nach Berlin geht, werden sie mißtrauischer sein. Sie wissen ja, wie das ist, wenn irgend jemands teuerster Schatz von einem Rivalen unter die Lupe genommen wird. Der KGB wird sie von Kopf bis Fuß durchleuchten.«
    Der D.G. runzelte die Brauen. »Bringen Sie da in erzählender Form nachträgliche Zweifel vor?« fragte er scharf.
    »Nein, Sir. Die Versetzung nach Berlin ist wesentlicher Teil des Plans. Ich sage nur, daß sie da unter erheblichem Druck stehen wird.«
    »Sie wollen aber doch noch mehr sagen.« Der D.G. stand aufrecht und neigte den Kopf, um Bret über seine Brillengläser zu betrachten.
    »Wir verlangen, daß sie ihren Mann und ihre Kinder aufgibt. Die Kollegen werden sie verachten …«
    »Wann hat sie Ihnen das alles erzählt?«
    »Sie hat nichts erzählt.«
    »Sie hat überhaupt keine Bedenken geäußert?«
    »Nicht mir gegenüber. Sie ist Patriotin. Ihr Pflichtgefühl ist bewundernswert.«
    Der D.G. schniefte. »Wir haben’s schon erlebt, daß Patrioten anderen Sinnes wurden, nicht wahr, Bret?«
    »Sie nicht«, sagte Bret fest und bestimmt.
    »Also dann, woran hapert’s?«
    »Ihr Mann. Wir sollten ihn einweihen. Er wird ihr die Hilfe und Ermutigung geben können, die sie braucht. Sie würde nach Osten gehen in dem Wissen, daß ihr Mann die Familie zusammenhalten wird. Damit hätte sie etwas, woran sie sich festhalten könnte.«
    »Ach Bret, fangen wir doch nicht wieder damit an.« Der D.G. wandte sich ab.
    »Sie sagten, Sie würden mir freie Hand lassen.« Er drehte

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    sich abrupt wieder um, und als er sprach, war ein unnachgiebiger Ton in seiner Stimme.
    »Mir ist nicht erinnerlich, dergleichen gesagt zu haben. Sie haben mich gebeten, Ihnen freie Hand zu lassen. Fast jeder Angehörige des Departments bittet mich irgendwann darum, ihn nach Gutdünken machen zu lassen. Ich frage mich manchmal, wofür nach Meinung dieser Leute ich mein Gehalt

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