Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
wäre, den Auftrag, den der D.G. ihm anbot, nicht anzunehmen. Dem D.G. entging der unentschiedene Ton nicht. Die erste Hürde war genommen. »Ich könnte Ihnen eine Million Gründe nennen, weshalb wir für diesen Job keinen erfahrenen Führungsoffizier wollen.«
    »Ja«, sagte Bret. Wenn man einen als solchen bekannten Führungsoffizier in häufigem Kontakt mit einem Agenten sah, würden beim KGB sofort alle Alarmglocken läuten. Aber dieses Argument machte der D.G. nicht geltend. Er sagte: »Ich rede hier von einer Agentin, deren Stellung und Einflußmöglichkeit vielleicht einzigartig sein werden. Deshalb ist das ein Job für eine unserer Spitzenkräfte, Bret. Für jemanden, der Überblick über das Ganze hat und auf dessen Urteil ich mich vollkommen verlassen kann.« Er schob den Minzbonbon in den Mund und knüllte das Papier fest zusammen, ehe er es in den Aschenbecher legte.
    »Nun, ich weiß nicht recht, ob ich diesem Bild entspreche, Sir Henry.« Etwas linkisch schlüpfte Bret in diese Rolle, die Engländer erwartungsgemäß annehmen, wenn ihnen solche Komplimente gemacht werden.
    »Doch, Bret. Sie entsprechen ihm sehr gut«, sagte der alte Mann. »Sagen Sie mir, Bret, was halten Sie für unsere schwerwiegendsten Mängel?«
    »Mängel? Der Briten? Des Departments?« Bret wollte auf derartige Fragen nicht antworten, und das konnte man seinem Gesicht ansehen.
    »Sie sind natürlich zu verdammt höflich, das geradeheraus zu sagen. Aber ein Mann, der weniger gehemmt war als Sie, hat mir, als neulich von britischen Mängeln die Rede war, gesagt, daß wir Briten eine Schwäche für das Amateurhafte haben, ohne den intuitiven Sachverstand der Yankees. Ergebnis: Katastrophen.«
    Bret sagte nichts.
Sir Henry fuhr fort: »Was immer aber der Wahrheitsgehalt dieser Einschätzung sein mag, bin ich jedenfalls entschlossen, dafür zu sorgen, daß diese Operation hundertprozentig professionell abgewickelt wird und zugleich von dem Improvisationstalent profitieren soll, für das Ihre Landsleute bekannt sind.« Er hob warnend die Hand. »Die Einzelheiten Ihres Plans werde ich noch prüfen müssen. Eine ganze Anzahl von Punkten darin sind ziemlich anfechtbar. Aber das ist Ihnen natürlich klar.«
»Es ist ein Zehnjahresplan«, sagte Bret. »Sie sind in großen Schwierigkeiten da drüben. Ein gut geplanter Angriff auf ihre Wirtschaft könnte das ganze verdammte kommunistische Kartenhaus zum Einsturz bringen.«
»Einsturz? Wie meinen Sie das?«
»Ich glaube, wir könnten die ostdeutsche Regierung zwingen, Oppositionsparteien zuzulassen und Reisefreiheit zu gewähren .«
»Wirklich?« Die Vorstellung kam dem alten Mann absurd vor, aber er war viel zu erfahren in den Strategien von Whitehall, als daß er sich auf seinen Unglauben hätte festlegen wollen. »Die Mauer soll also 1988 fallen? Darf ich Sie so verstehen?« Der alte Mann lächelte grimmig.
»Ich will mich nicht auf Einzelheiten versteifen, aber bedenken Sie bitte folgendes. Während des Zweiten Weltkriegs flog der RAF Bomber Command Nachtangriffe auf die deutschen Städte. Die Einsatzauswertung ergab dann, daß die wenigsten Bomber überhaupt die ihnen gegebenen Ziele fanden und daß diese dann Seen, Parks, Kirchen und Ödflächen bombardierten, so daß von zehn Bomben nur eine ein Ziel traf, das zu treffen sich lohnte.«
Sir Henry blätterte in den farbigen Karten, auf denen verschiedene statistische Angaben, die größtenteils die unterschiedliche Qualifikation der arbeitenden Bevölkerung der DDR betrafen, anschaulich zusammengefaßt waren. »Fahren Sie fort, Bret.«
»Als Spaatz und Jimmy Doolittle die US Eight Air Force in die Luftschlacht führten, ließen sie die Bomber am Tage fliegen und rüsteten sie mit dem Norden-Zielgerät aus – Präzisionsbombenwurf – , und sie hatten einen Plan. Sie bombardierten nur Treibstofflager und Flugzeugfabriken. Es wurde keine Kraft vergeudet, und der Effekt war tödlich.«
»Hat man damals nicht von Allheilmittelzielen gesprochen?«
»Das haben nur die Leute getan, deren Methoden sich als falsch erwiesen.«
»Ich glaube mich da noch an andere Aspekte der Flächenbombardementstrategie erinnern zu können«, überlegte der alte Mann, dem nicht entgangen war, daß sich in diesem Fall die RAF geirrt und die Amerikaner das Richtige getan haben sollten. Auch hatte er nicht die Anspielung überhört, daß die Bemühungen des SIS bisher zu neunzig Prozent fehlgeschlagen waren.
»Ich will mich nicht auf diesen Vergleich versteifen«,

Weitere Kostenlose Bücher