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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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den großen Störsender eingeschaltet!« Vor den Augen der beiden Männer wirbelten elektronische Interferenzen vom unteren Rand des Bildschirms in die Höhe, es sah aus wie ein Schneesturm.
»Wo ist er?« Stinnes schlug mit der Hand auf das geblendete Radargerät und dessen nutzlosen Bildschirm und schrie: »Wo?« Die Männer, die neben ihm an den Geräten saßen, sprangen auf, standen still und starrten geradeaus, in der Haltung, die gut ausgebildete russische Soldaten annehmen, wenn ein Vorgesetzter sie anbrüllt.
So geschah es, daß Bernard Samson in dem Schneesturm auf dem Radarschirm verschwand und unverletzt abhauen konnte, wobei er rannte, wie er nie zuvor in seinem Leben gerannt war, bis er endlich Sergeant Powell in die Arme lief. »Scheiße!« sagte Powell. »Wo kommst du denn her, mein Junge?« Einen aufgeregten Augenblick lang glaubte Sergeant Powell, einen Gefangenen gemacht zu haben. Als er begriff, daß er’s nur mit einem Flüchtling aus dem Osten zu tun hatte, war er enttäuscht. »Ihr solltet doch zu zweit sein. Wo ist dein Kumpel?«

3
    Cambridgeshire, England, Februar 1978
Sir Henry Clevemore war nicht für seine Gastfreundschaft berühmt, und das ganz zu Recht. Als Director-General des Secret Intelligence Service suchte er sich sowohl die Leute als auch die Orte, wo er sich mit ihnen traf, sorgfältig aus. Selten entschied er sich bei der Wahl des Treffpunkts für sein Heim, ein sehr schönes altes Herrenhaus aus Holz und Stein, das zum großen Teil schon im 16. Jahrhundert erbaut worden war. Lady Clevemore hatte übrigens auch nicht gerne Gäste, es hatte sie nie gereizt, die Gastgeberin zu spielen. Wenn ihr Mann jemanden einladen wollte, stand ihm ja der Cavalry Club in Piccadilly zur Verfügung. Das war in jeder Hinsicht passender. Es war deshalb eine schmeichelhafte Ausnahme, als er an einem frostigen Februarabend Bret Rensselaer, einen leitenden Angestellten des Departments, einlud, zum Essen nach Cambridgeshire herauszukommen.
    Sir Henry schien den Umstand übersehen zu haben, daß Rensselaer zu den Amerikanern gehörte, die gerne im Abendanzug erschienen. Lange hatte Bret mit der Frage gerungen, ob er seinen Smoking anziehen sollte, sich aber schließlich für einen kohlschwarzen Anzug entschieden, tailliert, wie’s die Schneider an der Savile Row lieben, dazu ein leicht gestärktes weißes Hemd und grauseidene Krawatte. Sir Henry trug einen blauen Straßenanzug, der bessere Tage gesehen hatte, ein Hemd mit ungestärktem Kragen, dem ein Knopf fehlte, und blitzblank polierte derbe schwarze Halbschuhe, die neue Schnürsenkel brauchten. »Um Himmels willen, warum eine Frau?« sagte Bret Rensselaer ruhiger, als seine Wortwahl anzudeuten schien. »Weshalb haben Sie eine Frau gewählt?« So redeten die Angestellten des Departments gewöhnlich nicht mit Sir Henry Clevemore, aber Bret Rensselaer stand in »besonderer Beziehung« zum DirectorGeneral. Diese Beziehung beruhte zum Teil auf Bret Rensselaers Geburtsort, seinen einflußreichen Freunden im US-State Department und zum Teil auf der Tatsache, daß Brets Einkünfte ihn finanziell unabhängig machten, vom Secret Intelligence Service ebenso wie von den meisten anderen Sachen. »Rauchen Sie, wenn Sie möchten. Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten?«
»Nein, danke, Sir Henry.«
    Sir Henry Clevemore lehnte sich in seinen Armsessel zurück und nippte an seinem Whisky. Sie saßen im Wohnzimmer und starrten in ein loderndes Kaminfeuer, nachdem ihnen gegrillter Hummer und dazu die letzte Flasche eines hervorragenden Montrachet, den der Permanent Under-Secretary Sir Henry verehrt hatte, serviert worden waren.
    »So läuft das nicht, Bret«, sagte Sir Henry. Er war sehr konziliant. Beide wußten, wie es im Department lief, aber der D.G. war um Verbindlichkeit bemüht. Verbindlich zu sein entsprach seiner Art, außer wenn er’s sehr eilig hatte. »Ich habe nicht nach einer Frau gesucht«, sagte Sir Henry. »Darauf können Sie sich verlassen. Wir haben eine Reihe von Leuten … Ich weiß, Sie werden nicht erwarten, daß ich hier ins Detail gehe … Jedenfalls mehrere. Seit Jahren spielen wir den Russen geduldig Männer und Frauen zu in der Hoffnung, eines Tages mit einem oder einer von ihnen irgend etwas wirklich Spektakuläres ausrichten zu können.«
    »Und für sie ist dieser Tag gekommen?« sagte Bret. Er streckte eine offene Hand nach dem Feuer aus, um dessen Hitze zu spüren. Seitdem er aus dem Auto gestiegen war, fröstelte er. Das war das

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