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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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sondern stand ein Gesteck getrockneter Blumen. Fast alles, selbst die Möbel, hatte Bernstein vom Vorbesitzer des Hauses übernommen. Neu waren nur die Porzellansammlung seiner Frau, die beige getönte Auslegware, die amerikanische Badezimmereinrichtung und Sachen wie das Fernsehgerät mit besonders großem Bildschirm, das auf einem schicken Wägelchen stand. Der Raum war winzig, aber geöffnete Sperrholztüren gaben Einblick in ein noch winzigeres Eßzimmer, durch dessen Fenster man in einen winzigen Garten hinaussah. Bret saß auf dem Sofa und hatte sich die Papiere, auf denen Bernstein die Ergebnisse seiner Nachforschungen zusammengefaßt hatte, auseinandergefächert zurechtgelegt, um jedes bei Bedarf sofort zur Hand zu haben. »Heißt der wirklich Euan Pryce-Hughes?« fragte Bret, der mit walisischen Namen nicht vertraut war. Er mußte sich diesen mit einem Blick auf die Papiere in Erinnerung rufen. »Sein alter Herr war Hugh Pryce-Hughes.« Bernstein war ein kleiner Mann mit rundem Bauch, im grauen dreiteiligen Anzug, den er gelegentlich als »Eingeborenentracht« bezeichnete. Der Anzug glich mehr oder weniger dem, den Bret Rensselaer trug – und diesem die einem Diplomaten oder Chirurgen angemessene Weitläufigkeit gab –, aber zu Bernstein paßte er nicht, denn dessen Gesichtszüge, Hautfarbe und Betragen ließen eher auf einen Handarbeiter oder vielleicht Infanteristen schließen. Indessen war er gegenwärtig für diese Berufe nicht in der richtigen körperlichen Verfassung. Sein Gesicht war rot, von der Röte, die zu hohen Blutdruck verrät, und er atmete keuchend, was sein Rauchen verschlimmerte. Es war noch genug graues Haar vorhanden, dem man ansah, daß es einst braun und lockig gewesen, und seine Hände waren stark mit kurzen dicken Fingern, deren einen der Ring einer Studentenverbindung schmückte, während an einem anderen ein Diamant blitzte. Kerzengerade saß er mit auswärts gestellten Füßen auf einem kleinen Stuhl aus gebogenem Holz. Ein schwarzer Socken war heruntergerutscht und stellte ein Stück nacktes Bein zur Schau. Er war sich seiner steifen, unnatürlichen Haltung bewußt, aber in dieser Haltung waren die in seinen Beinen versenkten vietnamesischen Granatsplitter noch am erträglichsten. Seine Stimme war leise und fest, unverkennbar amerikanisch, aber nicht aufdringlich. »Der berühmte Pryce-Hughes.« Bret schlug die Augen nieder und runzelte die Brauen. »Der Schriftsteller«, sagte Bernstein. »International berühmt … der Mann, der all die Bücher über die Fabian Society geschrieben hat. Seine Memoiren haben doch diesen Wirbel um Wells und Shaw verursacht, Sie müssen von ihm gehört haben.« Bernstein war ein begeisterter Leser. In seinem Bücherschrank standen Dreiser, Stendhal, Joyce, Conrad und Zola – russische Romane waren weniger sein Geschmack –, und was da stand, hatte er nicht nur einmal, sondern wiederholt gelesen. Er war stolz, die Universität in Princeton absolviert zu haben, aber ihm war bewußt, daß Bret und andere seines Schlages darin einen beruhigenden Beweis dafür sahen, daß eine Erziehung an einer amerikanischen Eliteuniversität noch keineswegs für Erfolg auf dem Gebiet bürgte, das Bret als die »wirkliche Welt« bezeichnete.
    »Nein, Sylvy, ich hab noch nie von ihm gehört«, sagte Bret. »Aber für die Briten bedeutet international berühmt, daß der Betreffende in England, Schottland, Irland und Wales bekannt ist. Wie viele Bücher?«
    Bernstein lächelte kurz. »Ein halbes Dutzend vielleicht.« »Besorgen Sie sie mir.«
»Die Bücher seines Vaters? Wozu? Sie wollen sie doch
    nicht etwa lesen?«
»Aber natürlich.« Bret war gründlich, und das wollte er
Bernstein in Erinnerung rufen.
»Solange Sie nicht verlangen, daß ich sie lese«, sagte
Bernstein.
»Nein«, sagte Bret. »Sie brauchen diese Bücher nicht zu
lesen, Sylvy.«
»Sie haben doch nicht neuerdings was gegen das Rauchen,
oder?« Als Bret den Kopf schüttelte, nahm Bernstein ein
Päckchen Lucky Strikes und schüttelte sich eine heraus. Bret
sagte: »Können Sie eine Akte für mich anlegen?« Bernstein
zückte ein durch langen Gebrauch poliertes Feuerzeug, auf
dem die Worte »Rung Sat Special Zone« eingraviert waren. Es
erinnerte ihn an einen ungesunden Ausflug in den
Mangrovensümpfen südöstlich von Saigon während des
Vietnamkrieges. Und damit erinnerte es ihn und jeden anderen,
dem das etwa in Erinnerung gerufen werden mußte, daran, daß
er vor noch gar nicht allzu langer Zeit

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