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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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plötzlich sehr zornig. Zornig
blickte er sich im Zimmer um, als könnte er, wenn er nur einen
Weg aus diesem Zimmer fände, auch den Tatsachen entfliehen,
denen er nicht ins Gesicht sehen wollte. Die, jedenfalls aus
seiner Sicht, wunderbare Beziehung ging ihm nicht aus dem
Sinn, die sich während der Wochen und Monate zwischen
Fiona und ihm entwickelt hatte, seitdem er sie auf das
vorbereitete, was sich zweifellos als der nachrichtendienstliche
Coup des Jahrhunderts erweisen würde. Fiona war die
vollkommene Schülerin. »Schülerin« war vielleicht nicht das
richtige Wort für die Beziehung, in der sie zu ihm stand.
Schützling, möglicherweise; ganz treffend war auch dieser
Ausdruck nicht. Der traurigen Wahrheit kommt man
wahrscheinlich am nächsten, wenn man Fionas Verhältnis zu
ihm mit dem eines Preisboxers zu seinem Trainer, Manager
oder Promoter vergleicht.
Sie brauchte gegenwärtig seine Unterstützung. Die
Spannung, unter der sie stand, begann sie zu belasten. Aber
damit war ja zu rechnen gewesen. Er half ihr gern, und
natürlich würde Bret nicht leugnen, daß die Heimlichkeit ihrer
Treffen, von denen ihr Mann nichts ahnen durfte, diesen einen
besonderen Reiz für ihn verlieh. Denn inzwischen hatte sich
Bret widerstrebend die Überzeugung des D.G. zu eigen
gemacht, daß aus Bernard Samsons Verzweiflung über die
Desertion seiner Frau Profit für die gute Sache zu schlagen sei.
»Wie konnte sie?« Erst ein Seitenblick auf Bernstein ließ Bret
inne werden, daß er diese Frage ausgesprochen hatte. Er
wandte sich ab und trat an den Eßtisch, auf den er sich mit
beiden Händen stützte. Er mußte nachdenken.
Bret und Fiona waren einander so nahe gekommen, daß er
seit kurzem zu glauben gewagt hatte, daß vielleicht auch sie
sich für ihn begeistern könnte. Er hatte jedesmal frische
Blumen besorgt, wenn sie kam, und das war ihr nicht
entgangen. Ihr seltenes, aber wundervolles Lächeln, die
merkwürdig zeremonielle Weise, in der sie Drinks für sie beide
einschenkte, und manchmal brachte sie ihm alberne kleine
Geschenke, wie den automatischen Korkenzieher als Ersatz für
den, den er kaputtgemacht hatte. Da gab es auch die
Glückwunschkarte zu seinem Geburtstag. Sie steckte in einem
hellgrünen Umschlag und sagte: »Mit all meiner Liebe, Fiona.«
Unvorsichtig, wie er ihr bei ihrem nächsten Treffen sagte, doch
die Karte hatte er sich auf dem Nachttisch an den Wecker
gelehnt. Jeden Morgen, wenn er erwachte, sah er zuerst sie.
Bret schloß die Augen. Bernstein sah ihn sich drehen und
wenden, aber sagte nichts. Er wartete. Er machte sich keine
Gedanken über Sachen, über die nachzudenken man ihn nicht
bezahlte. Im Laufe der Jahre hatte er entdeckt, wie rätselhaft
sich Männer und Frauen verhalten, und Bret Rensselaers
erregtes Hinundherlaufen und Gemurmel erschreckte ihn
weder, noch überraschte es ihn. Bret schlug sich mit der Faust
in die Handfläche. Es war unvorstellbar, daß Fiona eine Affäre
mit diesem Kennedy hatte. Es mußte eine andere Erklärung
geben. Bret hatte sich mit der Tatsache abgefunden, daß Fiona
Samson, wenn sie sich von ihm verabschiedete, nach Hause zu
Mann und Kindern ging. Das war nur recht und billig. Bret
mochte Bernard. Aber wer zum Teufel war Kennedy? Lächelte
Fiona und machte Späße mit Kennedy? Und, was noch
schrecklicher vorzustellen war, ging sie ins Bett mit diesem
Mann?
Bei dieser Vorstellung stützte sich Bret Rensselaer am
Kaminsims ab, zog den Fuß zurück und trat, so heftig er
konnte, gegen das Messinggitter. Die Schürhaken – der vollständige Satz – polterten auf den Herd, so daß der Rost
sang wie eine Stimmgabel und eine der Herdkacheln zerbrach. »Nur keine Aufregung, Bret!« sagte Bernstein in einem Ton,
dem zum erstem Mal Besorgnis anzuhören war. Er war
aufgestanden und hatte die beiden das Andenken von Königin
Viktorias diamantenem Regierungsjubiläum verewigenden
Teller, die die kostbarsten Stücke der Sammlung seiner Frau
waren, schützend an sich genommen.
Brets Zorn schien sich nach diesem Ausbruch zu
beschwichtigen, denn nun beruhigten sich seine Bewegungen,
er ging jetzt bedächtiger im Zimmer herum, tat so, als mustere
er Bücher und sähe durchs Fenster nach seinem draußen
geparkten Wagen. Bret war selten um Worte verlegen, aber
jetzt konnte er seine Gedanken einfach nicht auf die Reihe
bringen. »Jesus Christus!« sagte er zu sich selbst und beschloß,
Fiona Samson ohne weiteren Aufschub nach Berlin versetzen
zu lassen, vielleicht schon zum

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