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Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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kommt.
    Ich habe ihn so gemalt, wie er herausfordernd unter dem Bild von Phoebe stand. Ihr Porträt ist eine Zeichnung in der Zeichnung. Phoebe ist Phoebe, das einsame Mädchen, das ich nie wirklich kennengelernt habe.
    Mum wirkt traurig, als sie Gianelli ansieht. Ich bin gerade noch geistesgegenwärtig genug, um die anderen Zeichnungen einzusammeln, ehe sie die von Robert und Cassie entdeckt. Sie berührt Gianellis Gesicht. »Was hast du getan?«, flüstert sie der Zeichnung zu. Sie dreht sich zu mir. »Wir sind jetzt allein und das alles bleibt unter uns. Was ist mit Gianelli passiert? Du weißt es, das sehe ich dir an. Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch. Du musst lernen, die Dinge besser zu verstecken, genauso wie wir anderen das machen. Aber bitte sag es mir.«
    Und das tue ich: Ich erzähle von Phoebes Rotkehlchen und was Gianelli gesagt hat. Dass wir eine Schweigeminute abgehalten haben und er Phoebe so gezeichnet hat, wie ich es nun auch getan habe.
    »Dummer, lieber Mensch. Aber dass es schon so schlimm ist, dass sie ihn nur aus diesem Grund mitnehmen …«, sagt sie. »Doch jetzt hör mal zu, Kyla. Ich weiß – und das kannst du mir glauben –, wie sehr dich das alles beschäftigt und ängstigt. Wie schwer es ist, das zu verstehen. Aber du musst lernen, Dinge in deinem Innern zu verbergen. Oder du wirst nicht bestehen. Ich will nicht, dass du weggebracht wirst. Versprich mir, dass du es versuchen wirst.«
    Also verspreche ich es ihr. Was bleibt mir schon übrig? Doch ich meine jedes Wort so, wie ich es sage.
    »Ich werde das verschwinden lassen.« Sie deutet auf das Bild von Gianelli. »Gibt es noch mehr davon?« Sie wendet sich dem Stapel Zeichnungen zu. Was wird sie tun, wenn sie Roberts Gesicht entdeckt? Auch wenn das hier »unter uns« bleibt – wie sie es ausdrückt –, bin ich mir nicht sicher, was sie sagen würde, wenn ich ihr von Mac erzähle.
    »Lass mich sehen«, fordert sie und streckt die Hand nach den Skizzen aus.
    Doch plötzlich sind schwere Schritte auf der Treppe zu hören – sie kommen von oben. Mum schiebt die Blätter schnell unter meine Decke, bevor die Tür aufgeht.
    Dad lächelt. »Alles klar bei euch?«
    Mum dreht sich um. »Alles gut. Nur ein kleiner Albtraum, nichts weiter. Nicht wahr, Kyla?«
    »Ja, jetzt geht’s mir wieder gut«, sage ich. Dad bleibt im Türrahmen stehen – wartet er auf Mum?
    Sebastian schleicht ins Zimmer, springt aufs Bett und dreht sich auf der Decke direkt über den versteckten Zeichnungen. Ein leises Knistern ist zu hören. Als er sich hinlegt, streichle ich ihn, und er beginnt zu schnurren.
Wo warst du, als ich dich gebraucht habe, Katze?
Mum knipst die Nachttischlampe aus, steht auf und geht. An der Tür dreht sie sich noch mal um.
    »Versuch jetzt, ein wenig zu schlafen«, sagt sie. Aber ihre Augen sagen etwas anderes:
Wirf diese Zeichnungen weg.
    Ich denke eine Weile darüber nach, dann verstecke ich den Stapel. Der Teppich unterhalb des Fensters ist lose. Ich ziehe daran und verstecke die Bilder darunter.

»Das ist nicht fair«, beharrt Amy, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Ich binde meine Schuhe zu, denn Ben holt mich bald ab.
    »Wahrscheinlich hast du recht und es ist nicht fair«, sagt Mum und mich beschleicht Angst.
Sei still,
versuche ich Amy zu signalisieren, aber sie ignoriert mich.
    »Jazz und ich dürfen nicht allein spazieren gehen. Warum kann dann Kyla mit Ben losziehen?«
    »Wir ziehen nicht los, wir gehen laufen und danach in die Gruppe«, betone ich. »Und er ist nur ein Freund.«
Ist er das?,
frage ich mich innerlich.
    »Nun, Amy hat schon nicht unrecht«, sagt Mum, wendet sich dann von ihr ab und zwinkert mir verschmitzt zu, ehe sie sich wieder zu Amy dreht. »Weißt du, was? Warum gehst du nicht mit ihnen laufen?«
    Amy schaut sie ungläubig an »
Laufen?
Ist das dein
Ernst?
« Sie stürmt die Treppe hoch.
    »Ihr seid doch vorsichtig, oder?«, fragt Mum und zieht den Reißverschluss meiner Jacke weiter zu.
    »Natürlich.«
    »In deinem Gesicht steht eine Frage.«
    »Ach, echt?«
    »Du solltest bald mal vor dem Spiegel ein Pokerface üben, Kyla.«
    »Was ist denn ein Pokerface?« Ich stelle eine Frage, um von einer anderen abzulenken.
    »Poker ist ein Kartenspiel. Man versucht dabei, ein neutrales Gesicht aufzusetzen, damit die anderen Spieler nicht einschätzen können, ob man ein gutes Blatt hat.«
    Ich ziehe den Vorhang beiseite, um aus dem Fenster zu sehen. Komm schon, Ben, sei einmal pünktlich.
    »Und um deine

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