Geloescht
Sein Wert steigt langsam, aber stetig.
Er flüstert mir zu, dass die Pillen von Aiden sind.
Aidens Happy Pills.
Es dauert ein bisschen, bis Ben wieder aufstehen kann. Er wäre wegen mir beinahe ohnmächtig geworden. Irgendwie kann ich Jazz und Amy überzeugen, ein Stück vorauszugehen, damit wir sprechen können. Aber ich achte darauf, dass sie in Sichtweite bleiben.
Bens Arm liegt auf meiner Schulter, er stützt sich ein wenig auf mich und geht sehr langsam. »Es tut mir leid«, flüstert er.
»Es muss dir doch nicht leidtun.«
»Doch, ich wollte dich beschützen. Ich habe versagt.«
»Das ist nicht deine Schuld.«
»Aber ich verstehe es nicht.« Ich spüre ein unangenehmes Ziehen in meinem Bauch: Ich wusste, dass diese Frage kommen würde. »Wie ist es möglich, dass dein Level in Ordnung ist?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich weià es nicht. Aber verrate es niemandem, sonst holen sie mich.«
Ben hält an. Er lässt sich meine Antwort durch den Kopf gehen und nickt schlieÃlich.
»Warum hast du Amy und Jazz nicht gesagt, was gerade passiert ist? Wir müssen irgendjemandem von diesem Mann erzählen. Er ist gefährlich.«
»Nein, das geht nicht. Die Spur würde zu Phoebe führen. Sie würden herausfinden, dass ich ihrer Mutter verraten habe, dass sie geslated wurde.«
»Und?«
»So verhält sich kein braver, kleiner Slater. Ich werde überwacht und beobachtet, hast du das vergessen? Wenn Amy und Jazz ausplaudern, was uns zugestoÃen ist, und die Lorder davon erfahren, finden sie vielleicht etwas über mich heraus, das ihnen nicht gefällt.«
»Okay«, sagt Ben schlieÃlich. »Aber versprich mir, dass du hier nie wieder allein hochgehst. Niemals. Versprochen?«
Und das tue ich.
Jazz fährt Ben nach Hause, er wohnt nur ein paar Meilen von uns entfernt in einem Einfamilienhaus mit einem groÃen Garten. Fahrräder lehnen an der Hausmauer und ein Hund begrüÃt uns. Aber Skye ist überhaupt nicht wie Brutus, sondern ein schöner freundlicher Golden Retriever, der an uns hochspringt und mit dem Schwanz wedelt. Ben hat ihn als Welpen von seinen Eltern geschenkt bekommen, als er zu ihnen zog.
Bens Mum kommt in einem Arbeitsoverall aus der Garage. Sie ist jünger und hübscher, als ich sie mir vorgestellt habe: ungefähr Mitte dreiÃig, mit langen dunklen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat.
Als Ben uns vorstellt, verraten ihre Augen, dass sie schon von mir gehört hat. »Das ist Kyla? Ich freue mich, dich kennenzulernen.« Sie führt Jazz, Amy und mich in ihr Garagenatelier, das voller glänzender Maschinen, Alteisen und Skulpturen ist. Sie beendet gerade die Arbeit an einer Eule: Metallschlaufen als Klauen, Nüsse als Augen, ineinander verzahnte Ventilatorenblätter als Federn. Bens Mutter hat aus weggeworfenen Metallteilen, die niemand mehr braucht, eine wilde Kreatur geschaffen, die den Eindruck macht, als würde sie sich gleich in die Lüfte erheben. »Sie sieht aus wie die Eule auf meinem Bild«, sage ich und in diesem Moment entdecke ich sie: Meine Eulenzeichnung, die ich Ben geschenkt habe, hängt an der Wand. Seine Mutter hat nach meiner Skizze gearbeitet.
Wir verabschieden uns von Ben, und als ich mich im Auto umdrehe, sehe ich, dass er winkt und in der Garage verschwindet.
Bens Leben war glücklich und unkompliziert, bevor er mich kennengelernt hat. Die Zuneigung und Vertrautheit zwischen ihm, seiner Mutter und selbst dem Golden Retriever spricht Bände. Hier braucht man kein MIA und keine Happy Pills. Und es gibt keine abartigen Männer auf Wanderwegen, die einem auflauern.
Kein Ich.
An diesem Abend kommt Amy in mein Zimmer, um sich mit mir zu unterhalten. Das habe ich schon befürchtet.
»Hör mal, Kyla, ich hab nachgedacht. Vielleicht haben Mum und Dad doch recht.«
»Womit?«
»Mit dir und Ben. Ich schätze mal, ihr hattet Streit, und deswegen wäre er fast ohnmächtig geworden. Egal, was zwischen euch vorgefallen ist â wenn ihr damit nicht umgehen könnt, ist es vielleicht wirklich noch zu früh für eure Beziehung. Ich glaube nicht, dass du ihn weiterhin treffen solltest. Zumindest eine Zeit lang nicht.«
»Aber so war es nicht!«, protestiere ich.
»Wie war es dann?«
Ich will sie nicht anlügen, aber was soll ich sagen? »So ist das nicht«,
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