Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
Vom Netzwerk:
sie wollen dich zurückhaben. Was, wenn mich niemand will und ich deshalb hier bin? Wie bei Tori – ihre neue Mutter hat einfach beschlossen, dass sie sie nicht mehr haben will. Was, wenn mich meine echten Eltern loswerden wollten?«
    Â»Aber so läuft es nicht. Du musst wegen irgendetwas verhaftet und verurteilt worden sein, du musst etwas angestellt haben, um geslated zu werden.« Doch ich höre, wie die Worte aus meinem Mund kommen und falsch klingen. Langsam verstehe ich die Tragweite der Verschwörung um diese vermissten Kinder. Es sollte so sein, dass sie eines Verbrechens schuldig sind, aber so ist es nicht immer – nicht wenn diese Webseiten echt sind. Man kann sich ja nicht darüber beschweren, dass man geslated wurde. Wenn es passiert ist, erinnert man sich an gar nichts mehr. Und Leute, die zu Recht verurteilt wurden, werden nicht vermisst. Die Eltern verurteilter Straftäter würden wissen, was mit ihren Kindern geschehen ist.
    Â»Jetzt kapierst du’s, oder?«, fragt Ben.
    Ich nicke. »So weit habe ich nicht gedacht.«
    Â»Also, warum sollte ich es herausfinden wollen? Was soll das bringen? Ich erinnere mich sowieso an nichts aus meinem früheren Leben. Ich bin nicht mehr derselbe Mensch und meine jetzige Familie ist in Ordnung, sogar mehr als das.«
    Da fällt mir auf, dass ich fast gar nichts über Bens Familie weiß. »Erzähl mir von ihnen«, bitte ich ihn. Wir laufen wieder Richtung Straße und zur Gruppe. Ben erzählt mir von seinem Vater, einem Grundschullehrer, der gern Klavier spielt, und seiner Mutter, die das Milchgeschäft führt, Metallskulpturen herstellt und keinen Ton halten kann. Seine Eltern konnten keine eigenen Kinder bekommen und nach drei Jahren bei ihnen sind sie ihm ans Herz gewachsen – warum also alles durcheinanderbringen?
    Ich höre ihm zu, aber ein Teil von mir denkt an das, was er vorhin gesagt hat:
Was, wenn mich niemand will?
    Und ich denke:
Ich will dich
.
    Aber das sage ich nicht laut.

Die Lorder kontrollieren auch heute wieder die Autos am Krankenhauseingang. Zwei weitere halten Wache im Flur vor Dr. Lysanders Büro, und mir läuft ein eiskalter Schauder über den Rücken, als ich an ihnen vorbeigehe. Ich beobachte sie unablässig von meinem Platz im Wartezimmer aus. Sie sind in Alarmbereitschaft und nehmen jedes Geräusch und jede Bewegung wahr. Aber sie schenken mir weniger Aufmerksamkeit als einer kleinen Spinne an der Wand. Ich bin geslated und der Mühe nicht wert. Ich stelle keine Bedrohung dar.
    Â»Komm rein«, ruft Dr. Lysander schließlich, und ich bin froh, von den Lordern wegzukommen und eine geschlossene Tür zwischen uns zu bringen.
    Â»Wirst du verfolgt?« Sie lächelt.
    Â»Natürlich nicht.«
    Dr. Lysander hebt eine Augenbraue.
    Ich seufze. »Wenn Sie es genau wissen wollen: Die Lorder machen mir Angst.«
    Â»Ich verrate dir ein Geheimnis, Kyla: mir auch.«
    Meine Augen werden groß. »Ehrlich?«
    Â»Ja, aber ich ignoriere sie einfach und tue so, als wären sie gar nicht da. Wenn ich sie nicht zur Kenntnis nehme, existieren sie nicht.«
    Sie sagt das ruhig und fest, als ob sie Menschen einfach ausblenden könnte.
Verschwinden lassen könnte.
    Ich schaudere unwillkürlich und blicke dann schnell hoch, um zu sehen, ob Dr. Lysander es bemerkt hat, aber sie tippt auf ihrem Bildschirm herum. Dann blickt sie wieder auf.
    Â»Letzte Woche hatten wir besprochen, dass du dich auf das Zeichnen konzentrieren sollst, um einen Mittelpunkt in deinem Leben zu finden. Wie kommst du voran?«
    Â»Nicht besonders gut.«
    Â»Oh, und warum nicht?«
    Â»Der Kunstunterricht ist gestrichen. Der Lehrer wurde von den Lordern abgeführt, vor den Augen der ganzen Schule.«
    Der Schock huscht so schnell über ihr Gesicht, dass man ihn leicht hätte übersehen können – die Augen weiten sich einen Atemzug lang –, und schon ist ihr Gesicht wieder distanziert und neutral.
    Â»Wie geht es dir damit?«
    Â»Ich habe zu Hause gezeichnet, aber es ist nicht dasselbe.«
    Â»Das hast du falsch verstanden. Wie geht es dir wegen deines Lehrers?«
    Das ist eine interessante Frage. Ich sehe an den Reaktionen der anderen Schüler, dass es ein Tabu ist, über das zu sprechen, was die Lorder mit Mr Gianelli getan haben. Aber Dr. Lysander fragt mich geradeheraus, wie ich darüber denke.
Vorsicht, Kyla
: Sie stehen direkt vor der

Weitere Kostenlose Bücher