Geloescht
Tür. Wer weiÃ, was sie hören können?
»Sicher hatten sie ihre Gründe.«
»Nun, Kyla, es ist offensichtlich, dass dich dieses Thema sehr bewegt.«
»So?«
»Deine Augen sind die Fenster zu deiner Seele.«
Wie ärgerlich. Ich habe daheim vor dem Spiegel mein Pokerface geübt, wie Mum es mir geraten hat. Aber sobald ich an etwas gedacht habe, das mich bewegt â egal, ob gut oder schlecht â, konnte ich es im Spiegel sehen.
Konzentrier dich auf Sebastian. Das schien zu helfen.
»Habe ich denn eine Seele?«
»Du lernst zu schnell, mich abzulenken. Das ist nur eine alte Weisheit, ein Sprichwort.«
»Aber kann jemand, der geslated wurde, eine Seele haben?«
Dr. Lysander lehnt sich mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht in ihrem Stuhl zurück. »Nun, ich wüsste nicht, was die Tatsache, ob jemand eine Seele hat, mit dem Slaten zu tun haben sollte.«
»Glauben Sie an die Seele?«
Sie schüttelt leicht den Kopf. »Du vergisst, wer hier die Fragen stellt, Kyla. Beantworte meine«, sagt sie mit warnendem Unterton.
Also versuche ich, etwas über Gianelli zu sagen, das nicht gefährlich ist. Aber dann denke ich:
nein
. Er hat mehr verdient. Er verdient die Wahrheit.
»Er war ein guter Mensch. Er hat sich um uns gekümmert und jetzt ist er verschwunden. Was denken Sie, wie es mir geht?«
Sie runzelt die Stirn. »Eine Frage mit einer Frage beantworten? Das kannst du besser â¦Â«
BUMM!
Ein lautes Geräusch hallt durch das Krankenhaus. Das Gebäude erbebt und ich werde stocksteif vor Angst. Schreie sind zu hören, entfernt und leise, aber nicht weit genug weg.
Terroristen?
Die Tür hinter mir springt auf und ich fahre im Stuhl herum: die Lorder aus dem Flur. Zum ersten Mal bin ich erleichtert, sie zu sehen. Einer spricht in ein Headset. »Kommen Sie sofort mit«, sagt der andere und sieht Dr. Lysander an, aber sie bewegt sich nicht. Sie sitzt wie erstarrt mit leerem Gesicht hinter dem Schreibtisch. »Jetzt!«, schreit der Lorder. Sie schreckt hoch und steht auf. Die Männer schieben sie aus dem Zimmer. Soll ich mitkommen?
Dr. Lysander dreht sich halb um. »Kyla, geh zur Schwesternstation. Mach dir keine Sorgen, alles wird â¦Â«
Dann packt der Lorder sie an der Schulter und drängt sie hinaus.
Da war er wieder, der erschrockene Blick. Sie kann die Lorder nicht mehr einfach verschwinden lassen.
In der Ferne hört man es knallen. Jemand schreit. Die Schüsse klingen wie Gewehrsalven in alten Filmen.
Woher kommen sie?
Ich drehe den Kopf: irgendwo von unten oder drauÃen. Ich laufe zu Dr. Lysanders Fenster.
Es ist nicht vergittert und gibt den Blick auf einen Innenhof etliche Stockwerke weiter unten frei, der mit Pflanzen, Bäumen und Bänken gesäumt ist. Schwestern drängen sich dort zusammen, doch keine Spur von Waffen oder jemandem, der sie abfeuert.
Dr. Lysander hat gesagt:
Geh zur Schwesternstation
. Ich wende mich Richtung Tür, bleibe dann aber abrupt stehen. Ihr Computer auf dem Tisch ist noch an.
BUMM!
Das ganze Gebäude bebt. Diesmal kam die Erschütterung ganz aus der Nähe.
Ich bleibe stehen: Die Panik in mir sagt:
lauf,
aber ich ringe mit der Neugierde.
Wann bekomme ich je wieder so eine Chance?
Ich zitterte, und mein Magen verkrampft sich, als wäre mein Frühstück auf dem Weg nach oben. Was soll ich tun? Ich starre auf die Tür, meine FüÃe machen einen Schritt darauf zu und wieder einen zurück.
Wer sagt denn, dass es da drauÃen sicherer ist als hier drinnen?
Ich setze mich auf Dr. Lysanders Stuhl.
Mein Foto ist auf dem Bildschirm zu sehen:
Kyla 19418
. Das ist die Nummer auf meinem Levo. Links von dem Foto stehen Dr. Lysanders Notizen: eine sehr kurze Zusammenfassung unseres heutigen Gesprächs, in der Gianelli nicht erwähnt wird. Eine Reihe von Datumsangaben verläuft am Rand. Ich zögere, dann klicke ich auf das Datum von letzter Woche. Ihre Beobachtungen und alles, was wir an diesem Tag besprochen haben, sind hier vermerkt.
Unter meinem Namen ganz oben gibt es eine Menüleiste mit Ãberschriften: Aufnahme, Operation, Nachbereitung, Empfehlungen.
Ich klicke auf
Aufnahme
. Und da bin ich: Ein farbiges Foto von mir erscheint auf dem Schirm. Ich bin es, aber irgendwie auch wieder nicht. Ich liege auf einem Krankenhausbett, doch es ist anders als die Betten, die ich kenne. Es hat an allen Seiten Gurte und meine
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