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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Dann schlug die Erschöpfung zu.
    »Ich hau mich dann mal in die Koje, Partner.«
    Dachte, der Himmel stürzt ein.
    »Scheiße, was ist das … der Weltuntergang?«
    Bei dem Krawall konnte einem das Trommelfell platzen. Ich sprang aus dem Bett, warf einen Blick aus dem Fenster. Zwei robuste Typen rollten Stahlfässer von der Ladefläche eines Brauereilasters. Ich sage rollen, aber tatsächlich wurden die Dinger nur so durch die Gegend gepfeffert. Und allem Anschein nach war das erst der Anfang – sie hatten noch eine komplette Wagenladung vor sich.
    Ich riss das Fenster auf und brüllte los. »Geht das nicht auch ein paar Takte leiser?«
    Die zwei hielten kurz inne und sahen sich achselzuckend an, dann reckte der Kräftigere seine in ein England-T-Shirt verpackte Brust und meinte: »Atze, bei uns gibt’s keinen verschissenen Ausschalter.« Er klatschte einmal laut in die Hände und zupfte seine großen, wattierten Handschuhe glatt. Dabei hatte er so ein gewisses Funkeln in den Augen. So als besäße ich einen Ausschalter.
    »Alles klar, prima, tut mir leid, dass ich euch belästigt habe«, konterte ich. »Wie ihr wollt, Jungs … Oh, eins noch: Falls ihr jemals wieder das Wort Atze in den Mund nehmt, wenn ich in der Nähe bin, werde ich einen Ausschalter in eurem dreckigen Maul installieren.«
    Ich fixierte ihn eiskalt mehrere Sekunden. Das genügte. Er drehte sich zu seinem Kumpel um, der ihn frech anlachte.
    Als ich das Fenster schloss, hörte ich, wie die Fässer wieder gerollt wurden. Schwer zu sagen, ob das jetzt leiser war. Zumindest hatte ich mich diesbezüglich klar ausgedrückt.
    Ehrlich gesagt war ich froh, aus den Federn zu sein. Ich hatte eine unruhige Nacht hinter mir. War dauernd aufgewacht, und Bilder von Tam Fultons Leiche kamen mir immer wieder in den Kopf. Wieder und wieder. Das würde mich jetzt nicht mehr loslassen, weder bei Tag noch in der Nacht.
    Normalerweise schlafe ich wie ein Murmeltier. Ein paar Bierchen, vielleicht einen oder auch zehn Jack Daniel’s, und dann heißt es nur noch: Sayonara, ihr Wichser. Bis letzte Nacht war das mein zuverlässiger Fluchtweg gewesen. Aber die Trinkerei bringt einen nur dahin, wenn man auf Vergessen aus ist. Blackout heißt das Haus nebenan, und das war in Ordnung, bis diese Scheiße hier anfing. Der Gedanke, den Trott fortzusetzen, ohne diesen sicheren Hafen am Ende des Weges zu wissen, erschütterte mich, gelinde gesagt.
    Ich legte Clash auf. Joe Strummers Tod nahm ihnen für mich immer noch einiges an Glanz, aber das würde schon werden. Das Ableben dieses Mannes ging mir mehr an die Nieren als der Tod meines eigenen Vaters. Ein echter Fighter. Sind nur noch so wenige von uns übrig.
    Stellte Train in Vain auf Wiederholung und stellte mich wieder unter die Dusche. Es klebte immer noch genug Blut an mir, um den Seifenschaum rosa zu verfärben. War laut genug, um die Stillarbeit der Brauereitypen zu übertönen.
    Ich hatte mich seit Tagen nicht rasiert. Bei manchen steht so was für Stil. Der alte schicke Dreitagebart. Bei mir brüllt es in die Welt hinaus: »Säufer.« Vielleicht ergänzt um: »Geh arbeiten, Penner!« Ich war nicht weit entfernt von Spencer Tracy in Der alte Mann und das Meer … Es fehlten mir nur noch die grauen Haare. Trotzdem, das Gestrüpp musste noch ein paar Tage bleiben. Mein Unterkiefer hatte was abbekommen und war sehr empfindlich. Keine wirkliche Konkurrenz für das Veilchen auf meinem linken Auge, kam aber ganz klar als zweiter aus dem Rennen.
    »Du siehst richtig gut aus, Gus«, sagte ich mir.
    Ich zog wieder die alte Levi’s an, fand ein T-Shirt mit einer Pernod-Flasche darauf – hatte nach einer gescheiterten Werbekampagne unten im Pub einen ganzen Stapel davon. Darüber ein grobkariertes Flanellhemd. Dachte: Kurt Cobain, mach ’n Abgang. Hatte den Mann aus der Grunge-Ecke längst überliefert. Zerfledderte All Stars drückten meinen Look noch ein Level weiter runter. O ja, ich war voll Gosse. Aber auch nicht die Spur von Bohemien-Style.
    Ich schnappte mir meine Bensons und machte mich auf den Weg in die Kneipe.
    Mac stand da und polierte ein Pint-Glas. Sein letztes Geschäft war in die Hose gegangen, weil ich mich mit Gangstern angelegt hatte; indem er sich nun um die Theke kümmerte, war uns beiden momentan geholfen.
    »Morgen, Gus.«
    »Oh, schon?«
    Seufzen. Glas stieß gegen Glas. »Kann ich dir was bringen?«
    »Das Übliche.«
    »Nicht vielleicht einen Happen zwischen die Zähne?«
    Ich hatte mir gerade eine

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