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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Das Geld käme sehr gelegen; Schwere Zeiten lautete die Adresse direkt neben dem Wall. Ich wollte nicht derjenige sein, der Cols Pub in weniger als einem Jahr seit seinem Tod an die Wand fuhr.
    Ich war unterwegs zu meinem früheren Arbeitgeber – o ja, ich hatte mal Perspektiven, war Mitglied in einem Fitnessstudio, das volle Programm. Die Zeitung hatte ihren Firmensitz in einem der alten, feudalen Gebäude der Stadt gehabt. Es wurde verkauft und zu einem Hotel umgebaut. Heute befindet sich die Redaktion in einem der vielen in fünf Minuten hingekotzten Gebäude Edinburghs. Wie ich höre, kann das Gebäude schnell zu einem Einkaufszentrum umfunktioniert werden, sollten die Zeiten härter werden. Vergiss all die Arbeiter, die praktisch ihr gesamtes Leben dort verbringen; am besten hält man sich sämtliche Optionen offen. So wie sich seit Aufkommen des Internets die Tageszeitungen entwickelten, sah ich schon deutlich einen mobilen Bürocontainer am Horizont auftauchen.
    Als ich durch den Haupteingang kam, sah ich mich nach Auld Davey um. Er war schon Pförtner, als Adam noch ein kleiner Junge war. Okay, es war schon ein Weilchen her, seit ich das letzte Mal hier war, aber die Dinge hatten sich verändert – zunächst mal war Daveys Empfangsschreibtisch weg. Ich schaute mich nach jemandem um. Niemand in Sicht. Dann entdeckte ich es: ein Touchscreen an der Wand.
    Was zum Teufel …?
    Dann war Davey also gefeuert worden.
    Die einzelnen Abteilungen waren in einer Art Netzdiagramm aufgelistet. Ich tippte auf Redaktion . Gesichter vom Newsdesk tauchten auf.
    »Heilige Scheiße! Das ist ja hier wie in Press Gang!«
    Ausnahmslos Leute zwischen zwanzig und dreißig. Besaß auch nur einer von denen genug Mumm für diesen Job? Ich scrollte mich die Karriereleiter rauf und fand schließlich den Mann, den ich suchte. Mein geschätzter früherer Redakteur Mr. Bacon, von mir immer noch Speckschnitte Rasher genannt, klammerte sich an seinen Job in einer Welt voller erheblich jüngerer, aufgeweckterer und funkelnderer Frischlinge.
    Ich drückte auf seinen Rufen -Button.
    »Hallo«, sagte ich viel zu früh. Der Bildschirm war noch nicht vollständig geladen. Kam mir ein bisschen bescheuert vor; warf instinktiv einen verstohlenen Blick über die Schulter. Niemand hatte meinen Fauxpas mitbekommen.
    Ein elektronischer Piepston kam aus dem Lautsprecher, Verbunden leuchtete auf dem Monitor auf. »Hallo, Bacon hier.«
    »Bingo.«
    »Wie bitte?«
    Ich versuchte es wieder. »Äh, hallo … Bin ja so entzückt, dass dieses Bildschirm-Dings hier funktioniert.«
    Ein ungeduldiger Unterton schlich sich in Rashers Stimme. »Wer ist da?«
    »Also, äh, mit einem roten Teppich hab ich ja nicht wirklich gerechnet, aber nach dem letzten Exklusivbericht, den ich Ihnen auf den Schoß gelegt hab, vielleicht doch mit einem etwas herzlicheren Willkommen.« Die Ergebnisse meines letzten Falles – und den dazugehörigen politischen Filz – hatte ich Rasher in einem hübschen Päckchen mit Schleife geliefert.
    »Dury! Ja ist es denn … Ich klingle Sie durch.«
    »Was tun Sie? Ich bin hier im Foyer! Kommen Sie mir jetzt nicht mit der alten Ich-ruf-zurück -Nummer.«
    Verächtliches Schnauben. Laut.
    »Dury, ich meine die Tür … Ich drück Ihnen auf. Nehmen Sie den Fahrstuhl bis ganz nach oben. Ich erwarte Sie im Newsdesk.«
    Kam mir wie ein Volltrottel vor. Nicht zum ersten Mal. »Okay. Verstanden.«
    Der Fahrstuhl trug die Aufschrift Elevator . Das leuchtete ein: Mein Gott, was sind wir heute doch alle amerikanisiert! Während ich nach oben fuhr, sah ich, dass sich hier mehr verändert hatte, als ich gedacht hatte. Die um Längen größte Abteilung war die Werbung. Früher gab es den Running Gag zwischen den Vertriebsleuten und den Reportern, dass sämtliche Löhne durch ihre Arbeit bezahlt wurden. Der alte Witz übersah jedoch den eigentlichen Grund, warum Leute überhaupt eine Zeitung kauften; allem Anschein nach war diese Vorstellung inzwischen bis zur Vorstandsetage durchgesickert.
    Die Redaktion war deutlich verkleinert worden. Ich erinnerte mich noch an eine Zeit, als dieser Ort vor Geschäftigkeit summte. Jetzt war es nur noch ein trauriger Abklatsch früherer Pracht und Herrlichkeit. Die Belegschaft musste um fünfzig Prozent reduziert und mit ein paar Kids aufgefüllt worden sein, die auf Berufserfahrung aus waren. Ich schüttelte den Kopf.
    Rasher war richtig in Fahrt, putzte gerade einen Redakteur wegen einer Schlagzeile herunter. »Herzlose

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