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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Diebe«, tobte er. »Herzlose Diebe … Gibt’s denn auch noch eine andere Sorte?«
    Ich schlich mich ran. »Na ja, da wären dann noch die Diebe, die uns vor siebenhundert Jahren den Stein von Scone gestohlen haben, den Krönungsstein der schottischen Könige.«
    Kichern.
    Rasher wirbelte herum, das Gesicht hochrot, bereit, über jemanden herzufallen. Seine fetten Koteletten knisterten elektrisch, als er das Gesicht verzog. »Dury, ich hätt’s mir gottverdammt denken können!«
    Ich blieb ungeschoren. Er streckte mir die Hand entgegen. »Mann, Sie sind ja die reinste Augenweide.« Er ahmte einen Sean-Connery-Akzent nach. Und das verlieh der Bemerkung einen ziemlich ironischen Unterton. Als wollte er Widerspruch provozieren.
    »Sie halten also immer noch eisern durch … bisschen wenig Personal, oder?«
    Er hob einen Arm, ließ zur Veranschaulichung den Zeigefinger neben der Schläfe kreisen. »Es gibt hier mehr als nur ein paar Veränderungen, Gus.«
    »O ja, mindestens zwei oder drei.« Ich konnte mich noch gut erinnern, als es in der Redaktion nach Zigarettenqualm stank. Die Typen hier jedoch waren, schätzte ich mal, alles Grünteeschlürfer.
    »Lust auf einen Rundgang?«
    Ich lächelte, die schiefe Variante. »Vielleicht ein anderes Mal … Ich bin, ähm, geschäftlich hier.«
    Rasher blieb stehen. »Klingt ominös.«
    Ich wusste, mein Lächeln war fort. »Ist es auch.«
    Er führte mich durch die Redaktion. Nicht ein Reporter hob den Blick von seinem Bildschirm. Es war wie in einem Callcenter oder, noch schlimmer, einer Legebatterie. Zu meiner Zeit erledigten Reporter ihren Job auf der Straße. Ich fragte mich, ob diese Truppe hier ohne Google auch nur einen einzigen Tag überstehen würde.
    Rasher schloss die Tür seines Büros, zog einen Stuhl heran und bedeutete mir, ich solle mich setzen.
    »Danke«, sagte ich.
    »Kaffee?«
    Meine Lippe zuckte – eine Preisgabe, Pokerspieler nennen ein solch verräterisches Zeichen einen Tell.
    »Ah, natürlich«, sagte Rasher. Er kramte in einer Schublade seines Schreibtischs und brachte eine Flasche Talisker zum Vorschein. »Vielleicht ein Tröpfchen hiervon?«
    Er hatte mich durchschaut.
    »Sie erwähnten Geschäfte …«
    Konnte ich ihm bieten. Nicht die schlechtesten.
    »Der Corstorphine-Hill-Mord … Was wissen Sie darüber?«
    Rasher beugte sich aus seinem Stuhl vor, wirkte erstaunt. »Sie arbeiten daran?«
    »Nicht wirklich. Ich hab gerade erst angefangen.«
    »Wie das?«
    »Der Tipp, den Sie letzte Nacht bekommen haben?«
    »Bizarr – ein Typ am Tatort.«
    »Ja … das war ich.«
    Er glotzte mich verständnislos an. »Sie waren das? Der die Leiche gefunden hat?«
    Ich legte los. Erzählte, wie ich über die Leiche gestolpert war; stolperte bei der Schilderung wohl auch über einige meiner Worte. Die Erinnerung daran war schaurig.
    Rasher strahlte. »Das ist ein exklusiver Aufmacher für die Seite eins.«
    »Was?«
    »Dafür geb ich Ihnen eine Namensnennung auf der ersten Seite … die Geschichte in Ihren eigenen Worten: Wie ich an den Tatort kam. So was ist magisches Zeug.« Er war aufgestanden, bombardierte mich mit Schlagzeilen, wie er da auf der Kante seines Schreibtischs hockte. »Absolute Spitzenklasse, Gus. Mein Gott, danke, dass Sie damit zu mir gekommen sind.«
    Mir schwirrt der Kopf bei der Vorstellung, meine journalistische Karriere wieder zum Leben zu wecken. Was würde meine Exfrau dazu sagen? Das würde Debs die Augen öffnen, und wie.
    Ich hakte nach. »Also, eigentlich bin ich auf Informationen aus.«
    »Schießen Sie los, alles, womit ich helfen kann, dem Artikel mehr Fleisch zu geben.«
    Beim Wort Fleisch durchzuckte es mich.
    »Ich habe den Namen des Opfers aufgeschnappt. Ich nehme an, die Bullen haben Ihnen noch nichts mitgeteilt.«
    Rasher setzte sich, beugte sich vor und legte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich habe heute Morgen mit dem kleinen Arschgesicht gesprochen … Gar nichts hat er mir gegeben, mal abgesehen von der üblichen Scheiße à la Wir müssen zunächst die Angehörigen unterrichten .«
    »Johnstone?«
    »Genau der. Ein arroganter kleiner Wichser – meint noch, er täte einem einen Gefallen, wo er doch in Wahrheit nur einen Job erledigt, für den wir ihn bezahlen.«
    »Ich bin ihm letzte Nacht begegnet. Er weiß nicht, dass ich den Namen kenne.«
    Rasher breitete die Handflächen aus. »Also, ich bin ganz Ohr … und es bleibt in diesem Raum.«
    Den letzten Teil hätte er nicht hinzufügen müssen – ich wusste, Rasher

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