Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
weißen Corrado?«
    »Was?«
    »Der kleine Dreckskerl, der Tupac überfahren hat.«
    Sid konnte langsam wieder einigermaßen klar denken, seine Atemfrequenz kehrte in den Normalzustand zurück. »Das ist Gibby – der Boss der jungen Gang … Er ist ein kleiner verfickter böser Junge.«
    Ich spürte, dass er noch mehr wusste. »Du weißt, wer ihm den Auftrag gegeben hat, Tupac zu ermorden, also zwing mich nicht, es aus dir herauszuprügeln.«
    Sid sah Mac an. »Das war Jonny … Aber mehr weiß ich nicht, ich schwör’s. Ich hab keine Ahnung, warum, aber er hat ihm gesagt, er soll’s gottverdammt tun. Gibby hat’s mir selbst gesagt – er ist ein verfickter kleiner Aufschneider.«
    »Ist dieser Gibby auch ein Kumpel von dem kleinen Crawford?«
    Sid nickte. »Ich hab die zwei schon zusammen gesehen.«
    Ich bekam Gibbys Adresse von Sid, und dann zog Mac ihn an seinem Pferdeschwanz hoch, schleifte ihn schreiend ans Ufer des Bachs und verpasste ihm einen Arschtritt zurück ins Wasser.
    Als wir wieder im Transporter saßen, kurbelte ich das Fenster herunter und brüllte Sid, der sich mühsam aus dem Wasser schleppte, zu: »Das Seil bleibt da oben … und wenn auch nur ein Wort von dem, was du uns erzählt hast, Bockmist ist, dann wirst du bei Gott baumeln.«
    Als wir losfuhren, hörte ich Sid brüllen: »Hey, ihr könnt mich doch nicht hierlassen! Scheiße, Mann, ich hab keinen Schimmer, wo zum Geier ich hier bin!«
    Dachte: Willkommen in meiner Welt.

T ausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Eine Zeile von Aristophanes fiel mir ein. »Auch vom Feind kommt häufig uns ein guter Rat.«
    Mac war ein bisschen zu heiß. Mac war ständig ein bisschen zu heiß. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass er nicht komplett durchdrehte und diesen Gibby filetierte. Zuzutrauen war’s ihm.
    Es war entgegen besseren Wissens, dass ich Mac mitnahm, aber es war entweder das oder allein gehen, und es schien mir das geringere von zwei Übeln zu sein. Verzweiflung hatte mich inzwischen fest in ihrem Griff.
    »Bist du dafür bereit?«, fragte Mac.
    »Hör zu, schalt mal eine Nummer runter, okay?«
    Mac gab Gas, fegte über die Ampel. Ein alter Typ mit Gehstock riss das Ding über seinen Kopf hoch. Mac hielt das Lenkrad in der klassischen Zehn-vor-zwei-Position fest umklammert. Dazu die schwarzen Lederhandschuhe, er wirkte wie ein Fluchtfahrer nach der Tat.
    »Mac, ich muss es dir einfach sagen, das hier ist nicht dein Ding.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Ja, wirklich?«
    Er drehte sich zu mir, lächelte. »Hör zu, ich bin hier der Mr. Frosty, okay?«
    »Das würde ich dir raten. Ich will wirklich nicht, dass du wieder eingelocht wirst.«
    »Klar.«
    Er beruhigte sich ein wenig. Lehnte sich entspannter auf seinem Sitz zurück, legte eine Hand aufs Armaturenbrett, ließ den Wagen rollen. Sighthill wirkte so ausgebrannt wie immer. Alle fünfzig Meter hörte ich die Reifen über zerbrochenes Glas fahren.
    »Scheiße«, schimpfte Mac.
    »Machst du dir Sorgen wegen Löchern im Reifen? Wie kommst du darauf, dass wir noch Reifen haben, wenn wir nachher zum Auto zurückkommen?«
    Die Adresse, die wir hatten, führte uns zu einem Hochhaus. Mac zuckte nicht mal mit der Wimper, obwohl wir mitten ins Herz des Kriegsgebiets gingen. Ich dirigierte ihn die gewundenen Straßen entlang, übersät mit Pennern, Abfall und mehr als nur ein paar Nadeln.
    »Mein Gott, sieht das hier aus«, sagte Mac.
    »Nicht direkt Eins-a-Immobilien.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Wir fanden unseren Block. Davor brannte eine Matratze. Zwei Kids in Trainingsanzügen warfen Zweige in die Flammen. Liebend gern hätte ich gewusst, woher sie die hatten – hier schien es meilenweit keine Vegetation zu geben.
    Mac hielt an. Wir stiegen aus.
    Die Kids wandten sich vom Feuer ab und dem Neuzugang in der Landschaft zu. »Hi, Mister … Sollen wir auf eure Karre aufpassen?«
    Ich sah Mac an. Er lächelte mich an. »Was meinst du?«
    »Ich sage, mach ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können.«
    »Und das wäre?«
    Ich rief die zwei herüber. »Seid ihr zwei hier die Hardcores?«
    Im Chor: »Aye, aye.«
    »Was zahlt man heutzutage hier im Viertel für einen harten Kerl?«
    Gelächter. »Fünfzig Mäuse die Stunde, Mann.«
    »Verpisst euch.«
    »Alles klar, dann eben zwanzig.«
    »Ich sag euch was.« Ich nahm einen Fünfer heraus, gab ihn den beiden. »Wenn der Transporter hier noch heil ist, wenn wir zurückkommen, geb ich euch noch einen.«
    Sie steckten den

Weitere Kostenlose Bücher