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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Debs, ich bi–«
    »Ich weiß, wer da ist.«
    Tja, das war ja mal was. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Gus, mit mir ist immer alles in Ordnung.«
    Ich wusste, was sie meinte. Es gibt in Ordnung und es gibt gut – das ist nicht dasselbe.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob du wohl immer noch, du weißt schon …«
    »Gus, um mich musst du dir keine Sorgen machen.«
    »Debs, komm schon, du warst völlig aufgelöst, als ich dich gesehen habe. Ich höre nicht auf, mir Sorgen um dich zu machen, nur weil du außer Sichtweite bist. Das weißt du doch.«
    Schweigen.
    Die Kluft in der Leitung wurde größer.
    »Debs … Debs, bist du noch da?«
    Ich hörte, wie sie zu weinen begann. »Gus, es tut mir leid … Ich kann nicht mehr die harte Zicke spielen.«
    »Die warst du doch nie.«
    Schluchzen. »Ich habe nur das Gefühl, dass mich jetzt alles einholt.«
    »Was, Debs, die Sache mit dem Baby?«
    »Gus, es war eine gottverdammte Abtreibung – kannst du das Wort nicht aussprechen?«
    Ich konnte es aussprechen, ich wollte nur nicht. Und außerdem wusste ich, dass sie es nicht hören wollte. »Hör auf, Debs. Hör einfach auf, dich zu quälen.«
    »Warum? Hast du das Monopol darauf?«
    »Nein, ich –«
    »Gus, warum hast du angerufen?«
    Warum hatte ich angerufen? Das fragte ich mich auch. Wollte ich ihr helfen? War ich egoistisch? »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht, Gus … Das ist doch alles sinnlos. Du weißt genau, dass wir nicht mehr zusammenkommen werden, das weißt du doch, oder?«
    Ich fühlte mich verletzt. Ich hatte keine Hoffnungen, dass wir wieder zusammenkamen, zumindest keine echten. Aber sie das aussprechen zu hören, das ging tief unter die Haut. »Natürlich nicht, Debs … Ich wollte doch nur … Mein Gott, brauche ich jetzt schon einen verschissenen Termin, um dich zu hören?«
    Wieder Schweigen.
    »Debs. Debs.«
    »Ich werde jetzt auflegen, Gus.«
    »Was habe ich gesagt?«
    »Nichts. Nichts. Ich werde jetzt nur einfach auflegen.«
    »Debs, kannst du mir bitte einfach nur sagen, dass du okay bist.«
    Ich hörte, wie ihre Stimme zu beben begann; ihre Worte kamen nur mühsam heraus. Tränen, mehr dieses Mal. »Ich hab’s ihm gesagt, Gus.«
    Dann wusste Jonny jetzt also Bescheid. Ich musste sie fragen, wie viel er wusste. »Hast du ihm alles erzählt?«
    »Ich habe ihm erzählt, warum ich keine Kinder haben kann, Gus.«
    Debs’ Stimme wurde von Schluchzern geschüttelt. Ich wollte jetzt für sie da sein, einen Arm um sie legen, ihr sagen, alles würde wieder gut. Ihr sagen, es sei besser jetzt, nachdem es raus war. Jede noch so alte Floskel, nur damit sie sich besser fühlte.
    »Du hast das Richtige getan, Debs.«
    Sie brüllte ins Telefon. »Nein, Gus, das habe ich nicht! Ich tue nie das Richtige. Niemals. Das mache ich nie.«
    »Was meinst du damit, Debs? Was meinst du damit?«
    »Diesmal kann ich dir nicht helfen, Gus … Ich kann es einfach nicht.«
    Ich verstand nicht. »Ich komme jetzt nicht so ganz mit …«
    »Gus, ich kann es nicht … Ich kann es einfach nicht tun. Ich weiß nicht, was du von mir erwartest. Ich habe keine Kontrolle über Jonny, das weißt du doch.«
    Das kam jetzt aus heiterem Himmel. »Debs. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas für mich tust.« Ich wollte nicht, dass sie sich in Gefahr brachte; bevor ich das zuließ, würde ich mich für den Mord an Moosey einlochen lassen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich bei ihr einen anderen Eindruck hinterlassen hatte. »Debs, ich möchte doch nur, dass du glücklich bist. Es tut mir leid, wenn ich – Debs, Debs …«
    Sie hatte aufgelegt.

D ie Straße, in der Sid the Snake wohnte, war ruhig, vielleicht zu ruhig. Nach der von uns inszenierten Razzia beim Hundekampf hatte man Hod zugetragen, dass gewisse Leute überhaupt nicht begeistert waren. Ich erwartete einen weiteren Besuch von Rabs Schlägern, war aber mehr mit meinen eigenen Unternehmungen beschäftigt.
    Wir hatten uns ein Stück vor Sids Bude postiert und warteten. Früher oder später musste er herauskommen, und wenn er das tat, dann war ich da. Und erheblich beunruhigender für ihn: Mac the Knife ebenfalls.
    »Du siehst ausgepowert aus.«
    Mac quetschte das Lenkrad. »Dieser kleine Wichser wird gleich ausgepowert.«
    »Du denkst aber auch an deine Vorstrafen, ja?«
    Ein Lachen, mittendrin abgewürgt, von einem Lächeln ersetzt. »Ich setze auf meine Vorstrafen!«
    Ein Stück weiter die Straße hinunter bewegte sich etwas; Sids Haustür wurde geöffnet. Zwei

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