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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Sid ein Wimmern aus, ließ irgendeinen Unsinn los, den ich nicht verstand.
    »Gib mal her«, sagte Mac.
    Ich gab ihm das Seil. Mac stieg aus und warf das Seil über einen Ast.
    Ich beugte mich zu Sid hinunter. Er kreischte. Ich öffnete die Schiebetür hinter ihm, und er fiel rückwärts hinaus ins Freie.
    Mac hatte das Seil bereits an Ort und Stelle, als ich Sid am Genick hochzog und zum Rand des Bachs führte. Mac nahm mir Sid ab, als reichte ich ihm einen Sack Müll. »Du bist ein schleimiges kleines Arschloch, Sid, weißt du das?«, sagte er.
    »Was? Was hab ich denn getan, verdammte Scheiße?«
    Ich trat vor. »Du weißt genau, warum du hier bist, Sid. Verscheißer uns nicht.«
    Er starrte auf die Schlinge. Konnte einen langen Moment die Augen nicht abwenden. »Nix. Ich hab nix getan. Was hab ich denn getan? Was hab ich getan?«
    Mac sah mich an. Er war bereit, Sid eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Ich hob eine Hand. Als Mac zur Motorhaube des Transporters ging, sah ich Sid an. Seine Brille wurde in der Mitte von einem Stück Heftpflaster zusammengehalten – mein Werk. Aber unter dem dicken Glas des linken Auges blühte ein erstklassiges Veilchen auf. Er hatte eine aufgeplatzte Lippe und Schrammen an der Schläfe. »Wer hat dich in die Mangel genommen, Sid?«
    »Was? Welche Mangel denn?«
    Ich drehte mich leicht zur Seite, weit genug für einen rechten Schwinger. Ich schickte ihn zu Boden. Als er regungslos auf der Erde lag, sagte ich zu Mac, er solle zurückkommen und ihn aufheben. Er hielt Sid fest. Ich versuchte mein Glück erneut.
    »Rabs Jungs haben dir einen kleinen Besuch abgestattet, Sid, stimmt’s?«
    Er sah wieder zu der Schlinge auf. Ein Nicken. »Aye, aye, sie sind vorbeigekommen.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. Scheiße, ich weiß es nicht.«
    Mac verstärkte den Druck ein wenig. »Lass mich das Arschloch aufknüpfen. Ich ertrage den Scheiß hier nicht mehr.«
    Sid brüllte los. »Neulich abends in dem komischen Haus da.«
    Ich sah Mac an. »Er meint den Hundekampf«, erklärte er.
    Ich sah wieder Sid an, drückte mit einer Hand seine eingefallenen Wangen zusammen. »Ich hab dich da zusammen mit Jonny Johnstone gesehen … Du kuschelst mit den Bullen, Sid.«
    Er stammelte. »Nein, gar nicht, tu ich nicht.« Sid wurde ganz zappelig, begann zu wimmern. »Er wollte sich nur mal einen sportlichen Wettkampf ansehen.«
    Mac brannte die Sicherung durch. »Ich hör mir diese Scheiße nicht mehr länger an!« Er schleifte Sid in den Bach. Der Trottel flennte mittlerweile, in Schottland nennen wir so was: heulen wie ein kleines Mädchen. Ich ließ Mac die Schlinge über Sids Hals legen und dann langsam zuziehen.
    »Besser, wenn du jetzt ganz schnell redest, Sid … Mac the Knife ist überhaupt nicht gut drauf.«
    Ich sah, wie der Name noch mehr Angst in Sids Augen trieb. Er stotterte, zerrte mit den Fingernägeln an der Schlinge und brüllte: »Anteil! Er war wegen seinem Anteil da!«
    »Was für ein Anteil?«
    Sids Fingernägel waren alles, was noch verhinderte, dass das Seil ihn erdrosselte. »Rab gibt Jonny einen Anteil, damit er bei den Hundekämpfen wegschaut.«
    Das klang für mich absolut vernünftig. »Seit wann läuft das schon so?«
    »Keine Ahnung, ich schwör’s, echt nicht. Moosey hat ihm immer das Geld gegeben … Für mich war’s das erste Mal.« Sid trat nach Mac, versuchte ihn wegzuschieben. »Pfeif ihn zurück, Mann! Scheiße, pfeif ihn doch endlich zurück!«
    Ich nickte Mac zu. Er ließ das Seil los.
    Sid brach keuchend im Bach zusammen.
    »Red weiter«, sagte Mac. »Ich kann dich jederzeit wieder aufknüpfen.«
    Sid versuchte aufzustehen. Die Steine im Bach waren glitschig, und so fiel er immer wieder hin. Ich ging in den Bach, legte meine Hände um seinen Hals wie eine Schlinge – und warf ihn ans Ufer.
    Ich stieg zu ihm hinaus und plazierte einen Fuß auf seiner Schulter, als er aufzustehen versuchte. Ich drückte ihn wieder nach unten. Mac kam zu uns. Wir ragten über Sid auf, machten noch mal kräftig Druck, ich sagte: »Sprich!«
    »Scheiße, ich weiß nicht mehr, ich schwör’s, ich weiß nicht mehr. Das war’s, Mann … Jonny-Boy ist Rabs Mann bei den Bullen.«
    »Wer noch?«
    »Was meinst ’n damit?«
    »Wen bei den Bullen schmiert Rab noch?«
    »Ich, ich weiß es nicht. Ich schwör’s, Mann, ich kümmere mich nur um die Bücher bei den Hunden.«
    Ich sah Mac an. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ich wandte mich wieder Sid zu. »Wer ist das kleine Arschloch in dem

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