Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Straßenrand und bepissten sich vor Lachen. Zusammen waren die zwei eine wandelnde Werbung für die Fluoridbehandlung des Trinkwassers – praktisch kein gesunder Zahn mehr in beiden Schädeln.
    »Die Gegend hier ist der reinste Alptraum.«
    »Sei froh, dass du hier nicht leben musst.«
    Mir lag es auf der Zunge zu sagen: »Vielleicht schon bald«, oder vielleicht auch: »Womöglich steht mir Schlimmeres bevor«, doch ich ließ den Gedanken vorüberziehen, ohne ihn auszusprechen.
    Wir schlugen unsere Zelte vor Mooseys Haus auf. Die Straße war leer und verlassen bis auf ein paar halbverhungerte Köter, die in Rudeln herumstreiften, an Müllsäcken und dem Abfall und den Papierfetzen schnupperten, die überall herumflogen.
    »Meinst du, die Hunde da gehören irgendwem?«, fragte ich.
    »Aye«, sagte Mac, »gottverdammt jedem.«
    »Was denn – du glaubst, das ist ein verwildertes Rudel?«
    »Wie würdest du sie sonst nennen? Kümmern tut sich jedenfalls keiner um sie, das ist mal sicher …« Er saß kerzengerade hinter dem Steuer. »Oh, Momentchen. Showtime.«
    Stimmen kamen aus Mooseys Haus. Zwei junge Lümmel tauchten auf, quatschten miteinander und ließen eine Flasche Woodpecker Cider zwischen ihnen kreisen.
    »Hätte gedacht, die trinken eher White Lightning«, sagte ich.
    »Hast du die Klamotten gesehen?«
    »Einen Tommy-Hilfiger-Schriftzug, der eine Meile hoch ist, kann man ja wohl schwer übersehen.«
    »Die haben richtig Kohle, diese kleinen Scheißer.«
    »Keine Frage.«
    Während die Jungs die Straße hinunterzockelten, fragte Mac: »Erkennst du einen von denen wieder?«
    »Nee, die nicht. Die sind ungefähr fünfzehn, sechzehn … Die Wichser auf dem Hill waren älter, mindestens achtzehn. Außerdem würde ich die sofort wiedererkennen.«
    Kurz darauf tauchte eine weitere Gestalt auf. Es war Sid, obwohl er nicht ganz so selbstsicher wirkte wie bei unserer letzten Begegnung.
    »Ist das der Sid, den du kennst?«
    Mac blinzelte über das Lenkrad, spähte zu dem Tor hinunter, wo Sid auf die Straße kam. »Allerdings, genau das ist Snake. Den widerlichen kleinen Drecksack kann man gar nicht verwechseln.«
    »Knöpfen wir ihn uns vor.«
    Mac zog den Schlüssel aus der Zündung. »Dann aber fix jetzt.«
    Ich stieg aus, sah aus den Augenwinkeln, dass Mac sich schwarze Lederhandschuhe überstreifte. »Was soll das? Rechnest du mit abgeschürften Knöcheln?«
    Ein Stöhnen. »Schlimmer noch … gottverdammt erheblich schlimmer.«

S id sah verschlagen aus. Während er die Straße hinunterging, sah er immer wieder nach links und rechts, als rechnete er damit, dass jeden Augenblick irgendwer aus den halbverfallenen Bruchbuden auftauchen und auf ihn einschlagen könnte. Mac und ich beobachteten ihn misstrauisch.
    »Was zum Teufel hat der vor?«
    »Keine Ahnung. Alles ziemlich verdächtig«, sagte ich.
    Am Ende von Mooseys Hausreihe bog Sid nach links ab und ging die Hochhäuser entlang zu einer weiteren Straße, deren heruntergekommene Häuser größtenteils mit Brettern vernagelt waren. Das Rudel Hunde hatte sich ebenfalls in diesen Teil der Siedlung verzogen, wo sie jetzt herumrannten, bellten und übereinander und alles herfielen, worum sie ihre Kiefer legen konnten. Sid schlurfte ungerührt weiter, stieß ein paar Schreie aus, um das Rudel zu verscheuchen, als er das Tor zu seiner eigenen verlotterten Müllhalde erreichte.
    Mac stieß mir in die Rippen. »Hintenrum.«
    Ich nickte.
    In der Gasse zwischen den Straßen schnüffelten zwei Mädchen im Teenageralter Feuerzeugbenzin. Sie sahen nicht auf, als wir vorbeigingen, nicht mal, als ich gegen die Büchsen zwischen ihren Füßen trat. Sie waren zu weit weg, um davon etwas mitzubekommen. Ich klopfte Mac auf den Arm und schüttelte den Kopf, aber er blinzelte nicht mal.
    Die an die Straße angrenzenden Gärten bestanden hauptsächlich aus Gras, das völlig unkontrolliert gewachsen war, mehrere Fuß hoch, dazu der übliche Sozialsiedlungsmüll – zerfetzte Sofas, kaputtes Kinderspielzeug, verrostete Motorteile und hin und wieder ein ausgebranntes Auto. Sids Garten war etwas ordentlicher. Zunächst mal war er gesichert wie Fort Knox – zwei Meter hoher Zaun mit Nato-Draht obendrauf.
    »Scheiße, was machen wir mit dem Draht?«, schimpfte ich. Als wir näher kamen, dröhnte ein Schwall tiefen, bösartigen Gebells aus dem Garten.
    Mac antwortete nicht. Er hatte ein kleines Brecheisen an dem Vorhängeschloss angesetzt und war bereits durch das Tor, bevor ich mehr

Weitere Kostenlose Bücher