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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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klappte zusammen. Keuchte. »Ich sagte smarter. Nicht blöd wie Schweinescheiße.«
    Er zog die Faust wieder zurück. Pflanzte sie mir wieder in den Bauch.
    Ich grinste ihn an.
    Die Zeit, als ich so etwas locker wegsteckte, war lange vorbei; ich würde im Nu gekrümmt auf dem Boden liegen. Aber irgendwas – Sturheit, Verbitterung, was immer – sorgte dafür, dass ich meine Hand weiter ins Feuer hielt.
    »Wie ich’s mir dachte: Ihr seid doch alle gleich. Dumm wie Scheiße.« Ich wusste, dass ich eine gigantische Tracht Prügel riskierte, aber ich wusste auch, dass der Zorn dieses Kerls sein Verderben sein würde. Wenn ich ihn nur genug reizte, würde er Scheiße bauen. Woher ich das wusste, na ja, selber, selber, lachen alle Kälber.
    Es war dann Jonny-Boy, der mich überraschte. Bat um fünf Minuten Unterbrechung. Packte Papiere und Beweismaterial zusammen. Sie ließen mich allein, damit ich durchatmen konnte.
    Mein Schädel pochte. Mein Körper fühlte sich hohl und leer an. So als wäre da nichts zwischen Brust und Leiste. Alles fühlte sich völlig taub an, bis ich es berührte, dann schrie jeder Muskel und jede Sehne in mir vor Höllenqualen auf.
    Es dauerte keine zehn Minuten, da kehrten die drei zurück.
    McAvoy sah aus, als habe er sich die Haare gekämmt, die Krawatte geradegezogen. Wahrscheinlich auch noch die Stirn mit einem Handtuch abgewischt. Er sprach jetzt mit einer völlig anderen Stimme, einer, die er üblicherweise, so vermutete ich, dafür reservierte, wenn er Vorgesetzten in den Arsch kroch. Es jagte mir eine Scheißangst ein. Zu jedem einzelnen Wort packte er ein Grinsen.
    »Alles klar, Dury … Geh mir aus den Augen.«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden. Beweg dich. Ich will deinen dreckigen Arsch hier nicht mehr sehen … heute.«
    Ich breitete die Arme aus, drehte die Handflächen nach oben. »Endlich – wenigstens ein bisschen gesunder Menschenverstand.«
    Jonny trat an McAvoys Seite, flüsterte ihm ins Ohr. McAvoys Augen zuckten nach links, fingen den Blick des Wunderknaben auf. Ungefähr eine Minute lang führten sie diese Nummer auf, dann war die Kobra wieder da.
    »Eines noch, Dury. Sei ganz vorsichtig, was deine Freunde von der Presse betrifft.«
    Ich entschied mich für rotzfrech. Einmal streichen: für arrogant und großspurig. »Tja, also, Sie arbeiten auf Ihrer Seite der Straße, ich auf meiner.«
    Ein weiterer schräger Seitenblick zu Jonny-Boy.
    Anspannung.
    McAvoys Miene verhärtete sich. »Raus! Verschwinde gottverdammt von hier!« Er sprang so unvermittelt auf, dass sein Stuhl vom Boden abhob und gegen die Zellenwand knallte. Jonny klebte ihm wie ein Jagdhund an den Fersen. Die Unterlippe des Schlägers sackte völlig verwirrt nach unten.
    »Was?«, sagte ich.
    »Halt deine Schnauze!«, bellte mich der Schläger an, dann folgte er den anderen.
    Die Tür flog hinter ihnen ins Schloss. Ein Schlüssel drehte sich. Eine Stunde später erhielt ich Schnürsenkel und Gürtel zurück. Wurde von einem Uniformierten zum Empfang begleitet.
    »Keine netten Pläuschchen mehr mit Detective Inspector McAvoy?«
    Ein Schubs in Richtung Tür.
    Ich erhielt meinen Kram von einer verdrießlichen Mittdreißigerin mit zurückgebundenen aschblonden Haaren. Es schien ihr völlig gleichgültig zu sein, wer sie beleidigte. Schob mir den ganzen Kram zu, richtete einen Finger mit abgeblättertem rosa Nagellack auf das Feld, in das ich meine Unterschrift setzen sollte, und sagte: »Und jetzt sich so richtig volllaufen lassen, was?«
    Ich musterte sie von oben bis unten. Die hier würde sich nicht verkleiden müssen, um im Fasching einen auf E.T. zu machen. »Neidisch?«, sagte ich.
    Sie riss das Klemmbrett zurück. »Bringen Sie mich nicht zum Lachen.«
    Konterschlag: »Sehe ich vielleicht aus wie ein Scheißzauberer, Liebes?«
    Draußen goss es in Strömen. In Edinburgh fällt der Regen senkrecht wie Treppenstangen vom Himmel und richtet leicht ebenso viel Schaden an. Ich kauerte im Eingang, zog meinen Gürtel durch die Schlaufen, band meine Docs zu. Bei jeder Bewegung verkrampfte sich mein Magen. Ich fragte mich, wie viele andere sie dieser Behandlung unterzogen. War ich das nur, oder würden alle, die sie kannten, keine Chance haben, Anzeige zu erstatten.
    Ich wollte gerade weitergehen, da …
    »Du hast keinen Mumm in den Knochen, Dury.«
    Jonny Johnstone trat neben mich, die Hände in den Taschen. Er sah in den Regen hinaus. Er wartete auf eine Antwort. Ich gab keine. Er drehte sich um, musterte

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