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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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mich von oben bis unten. »Keinen Mumm.«
    »Ich habe Sie schon beim ersten Mal verstanden.«
    »Dann ist schlechtes Hören also keine deiner Schwächen?«
    Ich wusste, das führte irgendwohin, nur zog Jonnys kleiner Einschüchterungsversuch bei mir nicht. Ich durchschaute ihn. Er gehörte zu einem Menschenschlag, dem ich schon viel zu oft begegnet war. Karrieresüchtiger Sesselfurzer. Arschkriecher mit lockeren Moralvorstellungen und einem Auge fest auf das große Büro, den dicken BMW, das volle Programm gerichtet.
    »Kumpel, meine Fehler sind mir allemal lieber als deine Tugenden.«
    Ich ließ da mal ein paar Hirnzellen verbrutzeln.
    Er plusterte sich auf. »Hör zu, Arschloch, ich warne dich …«
    Ich baute mich vor ihm auf, sah ihm in die Augen. »Wovor willst du mich warnen?«
    »Ich klebe an deinem Arsch.«
    »Ja, fein, das weiß ich längst … Seh ich so aus, als hätte ich Angst?«
    »Du siehst aus wie ein Scheißniemand.«
    Ich lachte. Das ausgerechnet von ihm. »Ich geb dir einen guten Rat, Jonny-Boy … Ruhm ist vergänglich, aber unbedeutend sein ist für immer.«
    Seine Mundwinkel wanderten nach unten, er brummelte: »Soll das so was wie ein Zitat gewesen sein, oder was?«
    »Napoleon. Solltest du mal nachschlagen, ihr habt einige … Eigenschaften gemeinsam.«
    Schätze mal, das fasste er nicht als Kompliment auf. Er stieß einen Finger auf meine Brust, war dicht genug, dass ich sein Parfum riechen konnte – was war es, Obsession?
    »Mach dir eines klar, Dury: Debs gehört zu mir. Ich bin derjenige, zu dem sie an jedem einzelnen Abend nach Hause kommt.«
    Ich spürte, wie sich meine Gesichtsmuskeln anspannten. Dann hatte er ja doch noch was auf der Pfanne.
    »Jede einzelne verfickte Nacht … Und genauso wird es auch bleiben, hast du das verstanden?«
    Ich schwieg.
    Er machte weiter. »Ich habe Debs. Du nicht. Und ich werde ihr alles geben, was du ihr nie geben konntest – das große Haus, die beiden Autos davor, die Ferien im Ausland, die Kinder – wir werden glücklich miteinander leben bis an unser seliges Ende, und du …«
    Er faselte so lange weiter, bis ich das Interesse verlor. Meine Gedanken waren bei der kleinen Traumsequenz hängengeblieben, die er für sich und Debs ausgemalt hatte. Sie stimmte nur nicht mit den Tatsachen überein. Entweder log er sich gewaltig in die Tasche, oder Debs übernahm das für ihn.
    Ich drehte mich um, wollte gehen.
    »Hey, ich rede mit dir.«
    »Nein, tust du nicht.«
    Ich ging ein paar Schritte, drehte mich um und sah, wie Jonny sich Mundspray auf die Zunge sprühte. Er wirkte so verdammt selbstgefällig – aber nicht mehr lange, dann würde ich ihm diesen Ausdruck aus der Visage holen.
    Ich stapfte in den Regen los, stellte den Kragen auf.
    Kam bis zu dem großen Tesco-Metro-Supermarkt an der Ecke, als ich zwei Regenmäntel bemerkte, die mir folgten und sich keine Mühe gaben zu verbergen, was sie machten. Ich blieb stehen und tat, als würde ich ein Schaufenster mit Werbung für Nigella Lawsons jüngstes Kochbuch studieren. Die Regenmäntel blieben hinter mir stehen, traten auf der Stelle.
    Ich dachte: Leckt mich.

S teckte mir eine Bensons an, meine letzte. Zerknüllte das Päckchen, ließ es in einen Mülleimer fallen. Starrte betont deutlich die Straße hinauf und hinunter. Dann flitzte ich zu einem Zeitschriftenladen auf der anderen Straßenseite. Mein Fanclub folgte mir auf dem Fuß, während ich die Kippe fast bis zum Filter rauchte.
    Vor dem Laden drückte ich die Fluppe aus. Ging hinein.
    »Zwanzig Marlboro, Kumpel … die roten.«
    Bezahlte, machte dann mit meinem Handy einen Anruf.
    »Hod, alles klar?«
    »Scheiße, Gus … Wo warst du?«
    Ich mauerte. »Unterwegs.«
    »Komm mir nicht damit – wo?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Also, ja, eigentlich … Wir haben einen kleinen Glückstreffer gelandet.«
    Glück. Was war das? »Schieß los.«
    »Nun, meine Kontakte in die Hundekampfszene haben was ergeben.«
    »Du hast was?«
    Ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. »Wir haben einen Kampf laufen.«
    Ich wusste, worauf er damit hinauswollte: Sid in flagranti erwischen und sehen, wer bei ihm die Fäden zog. Aber außerdem musste ich diese Hunde quälenden kleinen Bastarde zu packen kriegen. Es wurde langsam ein bisschen extrem.
    Ich spielte mit. »Gut.«
    »Gut – ist das alles?«
    »Na ja, im Moment gehen mir verdammt viele Sachen durch den Kopf, Hod.«
    »Was ist los?«
    Es war Zeit, es zu erzählen. »Die hatten mich wieder am Wickel. Und

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