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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ihnen denn? Sollten sie sich vor mich setzen? Wohl kaum.
    Die hanebüchene Kinowerbung war glücklicherweise kurz. Die richtig langen Filmchen schienen sie sich für die späteren Vorstellungen aufzusparen. Vorschauen für ein paar bald anlaufende Filme, und dann zeigte Crowe auch schon, was er konnte. Hatte ein paar Kilo zugelegt, dachte ich. Die zweite Hauptrolle hatte Christian Bale. Sah gar nicht mal so übel aus, der Film, kam so richtig in die Geschichte rein, als ich mich erinnerte, warum ich eigentlich da war.
    Als erstes machte ich meinen Gürtel auf.
    Hatte das Ding komplett um meine Hand gewickelt, als ich aufstand und mich streckte. Sah, dass die Bullen nervös wurden. Sie rutschten beklommen auf ihren Sitzen herum. Ich war ungefähr, na, dreißig oder vierzig Meter von ihnen entfernt. Etwa weitere zwanzig Meter bis zum Ausgang. Das gab mir vermutlich genug Zeit für einen kleinen Vorsprung.
    Ich setzte mich wieder.
    Schickte Hod eine kurze SMS. Bist du so weit?
    Seine Antwort: Alles bereit. Vor dem Cameo.
    Eine Sekunde später sprang ich über die Rückenlehne des Sitzes und rannte zum Ausgang. Während ich lief, entrollte ich den Gürtel und bekam die Schnalle in die Hand.
    Auf der anderen Seite der Türen zog ich den Gürtel durch die Griffe und zog ihn an, schloss den Gürtel auf dem letzten Loch. Er saß schön stramm.
    Ich war weg, rannte durchs Foyer.
    Als ich den Eingang erreichte, hörte ich hinter mir die Schläge gegen die Türen.
    Draußen blickte ich hektisch nach links und rechts.
    Eine schmetternde Hupe. Hods Reifen kreischten.
    Ich sprang auf die Straße zu.
    Das Auto schoss fast auf den Bürgersteig, und dann: »Los, steig ein!«
    Ich wollte nicht diskutieren.

H od legte ordentlich Gummi auf die Lothian Road, schleuderte über die Ampeln und schlängelte sich um die Burg. Fußgänger gaben uns zu verstehen, wir sollten langsamer fahren. Ich fand, da war durchaus was dran.
    »Hod, es bringt gar nichts, die Bullen abzuschütteln, nur um dann wegen sechzig in einer Dreißig-Zone geschnappt zu werden.«
    Er beruhigte sich. »Genau. Wohin fahren wir?«
    »Was meinst du mit wir?«
    Er nahm die Hände vom Steuer und ließ sie wieder darauffallen. Umklammerte das Lenkrad. »Gus, komm schon, wir sind ein Team, oder?«
    »Hm-hm, Kumpel. Teams sind nichts für mich.«
    »Aber ich dachte –«
    »Hod, langsam! … Überlass mir das Denken, okay?«
    Er fuhr weiter, kratzte sich gelegentlich an seinem dichter werdenden Bart, und schon bald waren wir auf der South Clerk Street Richtung North Bridge. Am Hunter Square traf sich früher immer eine größere Gruppe von Radikalsäufern. Das hatte massive Proteste des umliegenden Einzelhandels zur Folge gehabt. Die Polizei hatte versprochen aufzuräumen. Zur schlimmsten Zeit wurden zu jedem beliebigen Zeitpunkt über fünfzig Alkis auf dem Platz gesehen, sturzbesoffen und voller Tatendrang. Kein schöner Anblick. Nicht gut für Touristen. Und das ging gar nicht.
    »Wo ist die Säuferbrigade?«, fragte ich.
    »Die auf dem Platz? Weg.«
    Als ich zuletzt hingesehen hatte, waren sie komplett anwesend gewesen. »Wie haben sie das denn geschafft?«
    »Eigentlich ganz einfach.«
    Er wollte es aus der Nase gezogen bekommen. »In dieser Stadt ist nichts einfach«, sagte ich. »Komm schon, spuck’s aus.«
    »Also, du weißt ja, dass sie so ziemlich alles versucht haben – man hat sie eingesperrt, Verhaftungen, Platzverbote, Strafbescheide … ja, sogar Polizeipräsenz rund um die Uhr, zumindest fast.«
    »Ja, und nichts davon hat funktioniert.«
    »Bis so ein Schlaumeier einen Geistesblitz hatte.«
    »Und der war?«
    »Warum fangen wir nicht an, vor ihren Augen ihren Stoff wegzukippen?«
    Ich sah zum Platz hinüber. Nicht ein Säufer in Sicht. »Hat wunderbar geklappt, Hod!«
    »Nun, wenn man drüber nachdenkt – was ist die eine Sache, die einem Alki eine Scheißangst einjagt?«
    Ich kapierte.
    »Ach, und übrigens, du hast nicht zufällig –«
    »Handschuhfach.«
    Ich öffnet das Fach vor mir. Eine halbe Flasche Grouse starrte mich an. »Danke, Hod«, sagte ich. »Du hast völlig recht, du liegst total daneben.« Eine echte schottische Weisheit; trotzt jeder Erklärung.
    Wir überquerten die Brücke. Hod nahm die Ampel, fuhr um die Ecke in die George Street. Der Platz war voller Menschen – jede Menge French-Connection-Taschen, ein paar auch von Prada. Das Hard Rock Café hatte reichlich zu tun; der Türsteher stellte bereits die Pfosten mit den roten Seilen

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