Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Titel: Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
Vom Netzwerk:
Haushaltsroboter die Anweisung, einen Lebensmittelkorb zusammenzustellen, der für ein Picknick von mindestens vier Personen ausgereicht hätte.
    Aus dem Vorratsraum besorgte er mehrere Decken und stahl Syligan gleich drei Hosen und ebenso viele Oberteile. An Unterwäsche nahm er sich die doppelte Anzahl von Garnituren. Alles zusammen stopfte er in einen großen Rucksack, den er kaum noch verschließen konnte.
    So leise wie möglich schlich er aus der Wohnung. An der Tür blieb er kurz stehen und horchte. Nichts regte sich, alles schlief.
    Die kühle Nachtluft ließ ihn erschauern, als er das Haus verließ. Auf den Wegen des normalerweise verwaisten Außenbereichs der Station herrschte ungewohnter Betrieb. In der Ferne sah er Laufroboter, in denen die Militärpolizei patrouillierte. Er hörte Stimmen von Soldaten, die nicht weiter als bis zur nächsten Straßenecke entfernt sein konnten. Vorsichtshalber nahm er einen Umweg über schmale, wenig benutzte Wege.
    Unbehelligt erreichte er das Abbruchhaus. Er steuerte auf den Eingang zu. Von ihm war nur ein Loch geblieben, in dem sich einmal die Haustür befunden hatte. Erschrocken schnellte er zurück. Sein Herz pochte bis zum Hals. Hatten sie ihn entdeckt?
    »Diese Wissenschaftler scheißen sich ins Hemd«, meinte eine herbe, laute Stimme.
    »Na ja, dieser Roboter soll einen Wächter erschossen haben«, gab eine zweite, etwas sanftere Stimme zu bedenken.
    »Angeschossen! Dieser Idiot ist noch nicht mal tot«, widersprach die erste Stimme. »Habt ihr euch mal das Bild von diesem Roboter angesehen? Sieht aus wie ein dürres Mädchen. Man muss schon ein ziemliches Weichei sein, sich von so was überrumpeln zu lassen.«
    »Ist doch egal«, meinte eine dritte, auch nicht sympathischer klingende Stimme. »Ich hoffe nur, wir finden das Ding. Ist bestimmt lustig, ein bisschen Hasenjagd zu spielen. Ich wette mit euch eins zu drei, dass ich das Teil als Erster erledige.«
    Gurian fröstelte. Diesmal lag es nicht an der Lufttemperatur, sondern an den luzanischen Soldaten, die vor dem Haus lungerten. Er hatte nichts gegen diese Spezies, auch wenn sie immer ein wenig ungehobelt wirkten. Das änderte sich aber in diesem Moment. Wilder Hass durchflutete ihn. Die Vorstellung, diese Typen würden sich einen Spaß daraus machen, seine Freundin zu erschießen, überstieg das, was er ertragen konnte.
    Trotzdem riss er sich zusammen. Zuviel stand für Nerinia auf dem Spiel. Vorsichtig schlich er von der Ecke, hinter der sich versteckt hatte, zurück zur Rückseite des Hauses. Wie er wusste, gab es dort ein durchgemodertes Loch, das gerade ausreichte, um hindurchzukriechen.
    Es war ekelig. Feuchte, schleimige Ränder umgaben die faulende Stelle. Es stank erbärmlich. Gurian bemühte sich, nirgendwo anzustoßen. Die gammelnden Säfte würde er nicht mehr von der Kleidung bekommen und diesen Gestank wollte er nicht hinunter zu Nerinia tragen.
    Im Innern angekommen, stellte sich ihm das nächste Problem. Die luzanischen Soldaten standen noch vor dem Haus. Sie unterhielten sich laut und rissen derbe Witze. Dabei tranken sie ständig aus altmodisch aussehenden Flaschen und knabberten an einem stangenförmigen Lebensmittel, das Gurian nicht kannte.
    Gurian schlich durchs Erdgeschoss. Es war schwierig. Er durfte nicht zu langsam sein, weil er dadurch zu lange einem zufällig ins Haus schauenden Beobachter Gelegenheit bot, ihn zu entdecken. Er durfte aber auch nicht zu schnell sein, weil dadurch die Gefahr wuchs, Geräusche zu verursachen, die draußen gehört werden konnten.
    Gurian übte sich zwar fast täglich im Schleichen und Verbergen, aber bisher hatte es sich immer um ein Spiel gehandelt. Diesmal ging es um alles, aber nicht für ihn. Wenn man ihn erwischte, würde er höchstens gefoltert werden, schoss es ihm durch den Kopf. Tatsächlich hatte auch Gurian bisher noch von keinem Fall gehört, in dem ein Jugendlicher oder gar ein Kind im Imperium vom Militär misshandelt worden war. Aber es ging um Nerinia. Was man ihr antun würde, wenn man sie fand, darüber verbat sich Gurian, nachzudenken.
    Irgendetwas knirschte unter seinem rechten Fuß. Gurian drückte sich hinter den nächststehenden Pfeiler. Sein Herz pochte so laut in seinen Ohren, dass er meinte, allein das müsse man hören. Vor dem Eingang kam Bewegung in die Gruppe. Gurians Magen rebellierte vor Angst. Die Stimmen wurden lauter. Gurian umklammerte den Rucksack, als fände sich darin eine Lösung. Dann entfernte sich das Gemurmel.

Weitere Kostenlose Bücher