Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Ergebnisse erzielt werden. Dabei helfen Daten, die ständig aktualisiert werden: Sie stammen sowohl aus den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften, die zwar erprobt, aber nicht immer auf dem neuesten Stand sind, da sie in einem komplizierten Prozess regelmäßig evaluiert und dem Forschungsstand angepasst werden. Deshalb werden auch aktuelle Studien- und auf internationalen Kongressen debattierte Forschungsergebnisse berücksichtigt. Und es wird geprüft, ob es sinnvoll ist, dass die Patientin an einer laufenden Studie teilnimmt.
Die Frage zum Beispiel, ob eine Patientin von einer späteren Bestrahlung aller Voraussicht nach profitieren wird, beeinflusst bereits die Art der Schnittführung bei der Operation – um späteren Gewebsverhärtungen vorzubeugen. Dann sollte zum Beispiel auf die Einlage von Implantaten – zugunsten anderer plastischer Verfahren der Rekonstruktion – verzichtet werden. Bei aggressiven Tumorarten kann es auch sinnvoll sein, eine Chemotherapie bereits vor der Operation (neoadjuvant) zu beginnen, um das Risiko von Metastasen zu senken.
Molekularbiologische Prognoseinstrumente (z.B. MammaPrint, uPA/PAI-1 oder Oncotype DX®) können abklären, ob eine Chemotherapie mit all ihren Folgen für den Gesamtorganismus notwendig ist. Jede Zweite oder Dritte der neu diagnostizierten Patientinnen profitiert von einem solchen Test und seinen Ergebnissen. Die Erfahrungen am Essener Brustzentrum zeigen, dass 30 Prozent der Patientinnen durch dieses individualisierte Behandlungskonzept noch zusätzliche Informationen erhalten können: vor allem zur spezifischen Behandlung (integrativ-onkologisch) von Nebenwirkungen und möglichen Medikamenteninteraktionen.
Die aufwendige Analyse dieser umfangreichen Quellen führt nicht selten zu anderen Therapieentscheidungen, als sie nach der herkömmlichen Methode getroffen worden wären. In besonderem Maße werden dabei auch die individuellen Besonderheiten der Patientinnen, ihre körperliche Verfassung, ihr psychosoziales Umfeld, ihre Lebensentwürfe und speziellen Fragestellungen berücksichtigt – etwa die Frage, ob und wie ein späterer Kinderwunsch noch realisiert werden könnte.
Umgehen mit Nebenwirkungen
Der Angst vor Nebenwirkungen der Behandlung (siehe Kapitel: Linderung von Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie) kann schon bei der Anamnese begegnet werden, in dem man häufige Probleme anspricht und Lösungen anbietet. So helfen Kühlhandschuhe und -socken während der Chemotherapie mit Docetaxel, die danach auftretenden Veränderungen an Finger- und Fußnägeln zu verringern. Patientinnen, die bestrahlt werden, können vorbeugend Ringelblumensalbe gegen Hautirritationen auftragen.
Ganz wichtig ist eine vorausschauende Beratung auch bei Patientinnen, die Antihormone einnehmen, um das Wachstum von Tumorzellen zu bremsen oder zu vernichten. 30 bis 40 Prozent der Frauen, zeigen Studien, brechen schon nach wenigen Monaten die Einnahme der Medikamente ab, weil diese Symptome ähnlich den Wechseljahren verursachen. Ärzte können aber belegen, dass es sich lohnt, die empfohlenen fünf bis zehn Jahre die Arzneien zu nehmen: Mit der Integrativen Onkologie bieten wir auch gleich Wege an, wie man die Nebenwirkungen bekämpfen kann – etwa Knochen- und Gelenkschmerzen mit Akupunktur. Möglicherweise empfehlen Ärzte auch, Bisphosphonate gegen den Abbau der Knochensubstanz zu geben. Meistens werden diese mit Kalzium- und Vitamin-D-Gaben kombiniert. Auch gegen Hitzewallungen ist Akupunktur wirksam (nach einer Studie genauso gut wie das Antidepressivum Venlafaxin, das schulmedizinischer Standard ist bei Hitzewallungen). 1
Entscheidungen bei einer jungen Frau
Ganz anders ist die Situation etwa bei einer 28-jährigen Frau, bei der sich die Frage stellt, ob ihre Fruchtbarkeit erhalten werden kann und sie bereit ist, dafür ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen. Sollte sie schon vor der Operation (neoadjuvant) eine Chemotherapie erhalten, um möglicherweise kursierende Tumorzellen gleich abzutöten? Der Brustkrebs der Patientin ist vielleicht »triple-negativ«, dann ist ihr Krebs aggressiver als andere und neigt eher zur Metastasierung, zudem spricht er nicht auf Hormonbehandlungen an. In dem Fall bieten zügig eingesetzte, ausreichend hohe Dosen einer taxan- und anthrazyklinhaltigen Chemotherapie die besten Chancen. Die Studienlage zeigt auch, dass Patientinnen danach eine 60-prozentige Chance haben, dass ihre Menstruation wieder einsetzt.
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