Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Patientin, die gerne noch Mutter werden würde, kann dann zum Beispiel erklärt werden, dass vor der onkologischen Behandlung bei einer Bauchspiegelung ein Teil eines Eierstocks entnommen und eingefroren werden kann (Ovar-Kryokonservierung, siehe auch www.fertiprotekt.de ). Später kann er retransplantiert werden. Sie erfährt aber auch, dass bisher nach so einem Vorgehen nur wenige erfolgreiche Schwangerschaften dokumentiert und die Kosten dafür hoch sind. Auch besteht dabei das Risiko, dass im Moment unerkannte Tumorzellen übertragen werden.
Ein Faktor, der diese Gefahr in besonderem Maße verschärft, ist eine erbliche Disposition für Brustkrebs. Das kann man testen, doch eine solche Untersuchung sollte erst nach einer genetischen Beratung erfolgen. Das Ergebnis ist frühestens nach zwei bis drei Monaten bekannt. Es ist daher bei jungen Frauen und dem Verdacht auf ein Brustkrebsgen sinnvoll, gleich nach der Diagnose eine genetische Beratung und wenn gewünscht einen Test durchzuführen. Dann kann der Befund noch vor der Brustoperation vorliegen. Bestätigt sich eine erbliche Belastung, wird ausführlich mit der Patientin besprochen, ob sie eine prophylaktische Entfernung des gesamten Brustdrüsengewebes auf beiden Seiten (Haut und Brustwarze können zumindest auf der gesunden Seite erhalten bleiben) wünscht. Auch die vorbeugende Entfernung der Eierstöcke könnte ab dem Alter von 40 Jahren sinnvoll sein, weil das Risiko, auch dort an Krebs zu erkranken, erhöht ist.
Findet sich ein Brustkrebsgen (BRCA1- oder BRCA2-positiv), ist das Risiko erhöht, dass das verbleibende Brustdrüsengewebe nach einer brusterhaltenden Operation erneut Krebs bildet, auch das Risiko für die andere Brust steigt (von 0,3 bis 0,5 Prozent auf 2 bis 4 Prozent). Je jünger die Frauen sind, desto höher ist das Risiko auch für die Gegenseite. 2,3
Gentests zum Nutzen einer Chemotherapie
Bei einigen Patientinnen erlauben die klassischen Prognosefaktoren (Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Grading) keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine Chemotherapie. Dafür gibt es verschiedene Tests, die Aussagen über den Nutzen einer Chemotherapie erlauben (z.B. MammaPrint, uPA/PAI-1, Oncotype DX®). Mit dem Biopsiegewebe unserer Patientinnen veranlassen wir in Essen im Rahmen von Studien den »Oncotype DX®-Test«, der zur Auswertung in die USA geschickt werden muss. Er schätzt über die Expression von 16 krebsrelevanten Genen und fünf Kontrollgenen das individuelle Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung ab. Wird dieses als gering angegeben, ist eine Chemotherapie nicht sinnvoll, sondern belastet die Patientin unnötig. Dieses prognostische Instrument führt derzeit bei mehr als 20 Prozent der Patientinnen zur Entscheidung gegen eine Chemotherapie, die sonst eine erhalten hätten. Bei 3 Prozent der Patientinnen liefert es jedoch eine Empfehlung für eine Chemotherapie, die man früher für unnötig gehalten hätte. 4
Außerdem zeigt der Test, ob der Tumor hormonell beeinflusst ist. Bei herkömmlichen Laborverfahren wird dieser Befund nicht immer richtig erhoben. Wertvolle Therapiemöglichkeiten wie eine antihormonelle Behandlung bleiben dann ungenutzt. Nach einer Studie korrigiert Oncotype DX® 14 Prozent der durch das herkömmliche Verfahren erstellten Prognosen von »negativ« in »positiv«. 5 Auch der Rezeptor für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor (HER2/neu)-Status wird damit quantitativ bestimmt. Das ist wichtig, um mit Herceptin® (Trastuzumab) das Tumorwachstum hemmen zu können.
Oncotype DX® ist der derzeit weltweit am häufigsten klinisch eingesetzte Genexpressionstest bei Brustkrebs. Er eignet sich für Patientinnen mit invasivem Brustkrebs im Frühstadium, der Östrogenrezeptoren hat und HER2-negativ ist, also nicht auf Trastuzumab anspricht. Die Lymphknoten können frei oder betroffen sein. Etwa ein Drittel oder die Hälfte aller neu diagnostizierten Brustkrebspatientinnen lässt sich in diese Gruppe einordnen.
Noch wird der Test in Deutschland nicht routinemäßig eingesetzt und die Kosten dafür, rund 2800 Euro, werden von den Krankenkassen derzeit nicht generell übernommen. Ein erstes Pilotprojekt mit einer Kasse ist jedoch geplant. In den USA wird der Oncotype DX®-Gentest in wichtigen Leitlinien bei Brustkrebs empfohlen.
Empfehlungen zum Lebensstil
Im Rahmen der Integrativen Onkologie in Essen bekommen die Patientinnen bereits beim Erstgespräch Hinweise zu einem gesunden Lebensstil – und sie
Weitere Kostenlose Bücher