Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Dekokt, Creme oder Öl)? All das hat erheblichen Einfluss auf die Inhaltsstoffe und die Wirkung eines Heilkrauts.
Früher reichte es, wenn Pflanzen mithilfe der Sinne bestimmt wurden: Kräuterkundige rochen an ihnen, berührten sie, um die Oberfläche besser beschreiben zu können, zerrieben sie zwischen ihren Fingern oder kosteten auch ein Stück davon. Heute müssen Laborchips und Genprofile dabei helfen, die Vielfalt möglicher Pflanzenvarianten zu unterscheiden. Kleine handliche Analyse-Kits sollen Apothekern, Drogisten und anderen Nutzern bald die schnellere Bestimmung wichtiger Inhaltsstoffe ermöglichen. Wie wichtig das ist, zeigt eine in den USA erfolgte Überprüfung von Ginseng-Produkten: Manches Präparat enthielt nur ein Zehntel, andere das Doppelte der auf der Packung angegebenen Menge. 2
Auch die Zulassungsbestimmungen für pflanzliche Substanzen variieren international beträchtlich: In einigen Ländern gibt es keine speziellen Regulierungen, in anderen sehr strenge. In Japan zum
Beispiel dürfen traditionelle Kampo-Produkte, die ihre Wurzeln in der Traditionellen Chinesischen Medizin haben, nur von schulmedizinisch ausgebildeten Ärzten verordnet werden. In den USA dagegen sind pflanzliche Stoffe in Drugstores wie in Supermärkten zu haben: Wenn sie als Nahrungsergänzungsmittel deklariert werden, unterliegen sie nicht der staatlichen Arzneimittelkontrolle. Die Hersteller geben deshalb auf der Verpackung an, dass der Inhalt keinen medizinischen Zwecken dient, machen aber in ihrer Werbung alle möglichen indirekten gesundheitlichen Versprechungen. In Deutschland ist ein ähnlicher Trend zu beobachten.
Heilpflanzen können auch mikrobiologisch verunreinigt sein, mit Kolibakterien zum Beispiel, Hefepilzen oder Salmonellen. Und mitunter erreicht gerade bei exotischen Importen die Belastung mit Schadstoffen wie Pestiziden und Schwermetallen immer noch ein erschreckend hohes Niveau.
Zwar mahnen wir zur Vorsicht bei pflanzlichen Substanzen, doch das Beispiel Hongkongs zeigt, dass sie im Verhältnis zu synthetischen Mitteln immer noch relativ harmlos sind: Dort, wo eine Mehrheit der Bevölkerung traditionelle Heilkräuter verwendet, müssen nur 0,2 Prozent wegen ihrer Nebenwirkungen eine Klinik aufsuchen, als Folge synthetischer Pharmaprodukte dagegen sind es 4,4 Prozent der Anwender, das sind 22-mal so viele. Doch synthetische Medikamente werden meistens vom Arzt verordnet und sind generell besser kontrolliert als der wild wuchernde Markt der Heilpflanzen.
Bestellen Sie keine Heilpflanzen oder Kräutermedizin über das Internet, sondern besprechen Sie Herkunft und Wirkungsweise mit einem Arzt oder Apotheker Ihres Vertrauens.
Die Suche nach den Wirkstoffen
Pflanzliche Wirkstoffe werden seit Jahrtausenden eingesetzt, dennoch sind viele von ihnen nach den Kriterien der konventionellen Medizin nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Positive Effekte wurden, was ihre Wirkung gegen Krebs angeht, meistens nur in vitro, also im Labortest, sowie im Tierversuch nachgewiesen, selten gibt es Untersuchungen am Patienten. Bei der Entwicklung eines konventionellen Arzneistoffs werden einzelne, chemisch genau definierte Substanzen komplett neu im Labor entwickelt und synthetisiert. Mit diesem Kunstprodukt, das in unserer natürlichen Umwelt nicht vorkommt, werden anschließend eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt, um seine Wirksamkeit, aber auch die mögliche Schädlichkeit zu prüfen: erst im Labor an Zellkulturen, dann in Tierversuchen und schließlich an freiwilligen gesunden Versuchsteilnehmern und an Patienten. Diese Studien sind aufwendig, langwierig und teuer. Von der Entwicklung einer Substanz bis zu deren Zulassung als Medikament vergehen oft fünf bis zehn Jahre. Die Entwicklungskosten können mehrere hundert Millionen bis zu einer Milliarde Euro betragen. Die Medikamente sind dann entsprechend teuer.
Anders verhält es sich bei Arzneimitteln aus dem Pflanzenreich. Sie werden häufig bereits seit Jahrtausenden verwendet, wir verfügen also über einen über viele Generationen gewachsenen Erfahrungsschatz bezüglich ihrer Wirksamkeit. Einzelne Pflanzen wurden früher allerdings anders eingesetzt – die Mistel zum Beispiel, das häufigste naturheilkundliche Krebsmedikament, galt als Heilkraut gegen Epilepsie. Andere Pflanzen sollen der Überlieferung nach im Prinzip gegen alles helfen, wie etwa Ginseng, daher auch sein lateinischer Name »Panax ginseng« (panax: Allheilmittel).
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