Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Lungenkrebses.
Während bei diesen Pflanzen einzelne Wirkstoffe isoliert und anschließend synthetisiert wurden, um deren Potenzial zu erhöhen, wirken die Ursprungspflanzen schwächer gegen Krebs, wenn auch mit weitaus weniger Nebenwirkungen. Allein können sie eine Tumorkrankheit aus diesem Grund leider nicht besiegen. In der Kombination von onkologischer und naturheilkundlicher Therapie jedoch können Heilpflanzen dazu beitragen, die Nebenwirkungen von Chemotherapien, Bestrahlung oder auch antihormoneller Behandlungen zu lindern.
Da Ärzte aber keine Pharmakologen sind, wissen sie meist nur das Notwendigste für den alltäglichen Einsatz über die Wirkungsweise der Medikamente: Onkologen haben wenig Ahnung von pflanzlichen Wirkmechanismen, und naturheilkundlichen Ärzten fehlt häufig das Wissen über die besonderen Begleiterscheinungen der Krebsbehandlung. Deshalb wollen wir in diesem Kapitel einige wichtige Hinweise geben, worauf beide Seiten, aber natürlich auch die Patienten selbst achten sollten.
Das Potenzial pflanzlicher Wirkstoffe
Pflanzen sind in jeder Heilkunde der Welt grundlegend für viele Behandlungen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 80 Prozent der Weltbevölkerung Heilkräuter als therapeutisches Mittel nutzen. In China besteht mindestens jedes dritte verabreichte Medikament aus einer pflanzlichen Substanz. 1
Auch in Deutschland erfreuen sich Phytopharmaka, so der Fachbegriff für diese Produkte, großer Beliebtheit: Jeder Zweite von über 1000 Befragten hat nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa (2010) bereits Arzneimittel aus Kräutern genommen. Deren großes Plus sind nach Ansicht der Befragten eine gute Verträglichkeit (88 Prozent) und geringe Nebenwirkungen (83 Prozent). Drei Viertel der Anwender bevorzugen pflanzliche Arzneimittel aufgrund ihrer milden Wirksamkeit. Nur 14 Prozent haben die Mittel von einem Mediziner empfohlen bekommen.
Ärzte raten zu pflanzlichen Wirkstoffen bei Krankheiten wie Erkältungen, Magenverstimmungen oder Befindlichkeitsstörungen, von denen sie annehmen, dass diese in einigen Tagen auch von alleine abklingen würden. Sie denken oft, das pflanzliche Mittel schade jedenfalls nicht, der Patient aber habe das Gefühl, dass ihm geholfen werde. Das trägt dazu bei, dass viele Menschen glauben, pflanzliche Medikamente seien grundsätzlich frei von Nebenwirkungen und gut geeignet, sich auch mal selbst zu kurieren. Das ist jedoch ein Trugschluss. Obwohl man sie frei in Apotheken, Drogerien und Supermärkten kaufen kann, stellen sie hochwirksame Arzneien dar, die richtig eingesetzt, sehr viel zur Genesung beitragen können. Bei falscher Anwendung können sie jedoch auch erheblichen Schaden anrichten.
Mehr als 70 Prozent aller Krebspatienten, so die Deutsche Krebshilfe, interessieren sich im Verlauf ihrer Krankheitsgeschichte für Naturheilkunde und Komplementärmedizin. Weltweit wenden sogar bis zu 83 Prozent komplementäre Heilverfahren an, davon bis zu 63 Prozent Heilkräuter. Drei Viertel der Betroffenen schweigen ihrem Onkologen gegenüber, wenn es um diese Frage geht. Besonders viele Anhängerinnen von Naturheilverfahren finden sich unter Brustkrebspatientinnen. Von dieser Gruppe sagt Studien zu folge nur jede Zweite ihrem Arzt, dass sie zusätzlich zur Chemotherapie noch komplementäre Medikamente einnimmt.
Das aber birgt erhebliche Risiken, da pflanzliche Substanzen mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen eingehen, die zur Verstärkung oder Abschwächung der konventionellen Therapie führen können (siehe Kapitel: Risiken pflanzlicher Stoffe in der Krebstherapie) – mit fatalen Folgen.
Orientierung im Pflanzendschungel
Wir möchten Ihnen hier in einem kurzen Überblick darstellen, warum der Umgang mit pflanzlichen Arzneimitteln einiges an Wissen erfordert und diese deshalb nicht aus unzuverlässigen Quellen, zum Beispiel über das Internet, bezogen werden sollten.
Im Gegensatz zu den standardisierten Wirkstoffen in konventionellen Arzneimitteln variieren pflanzliche je nach Herkunft und Verarbeitung: Da ist zum Beispiel die Frage, aus welchem Land oder welcher Region die verwendeten Kräuter kommen, ob sie aus Freiland oder kontrolliertem Anbau stammen, ob sie auf Wirkstoffgehalt und Schadstoffbelastung kontrolliert wurden oder getrocknet oder frisch verarbeitet wurden. Welche Bestandteile finden Einsatz (Blätter, Wurzeln oder Blüten) und zu welcher Darreichungsform wurden sie verarbeitet (z. B. Tropfen, Tabletten,
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