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Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)

Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)

Titel: Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. med. Gustav Doboss , Dr. med. Sherko Kümmel
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man zu präziseren Aussagen über das Potenzial einer Pflanze zu kommen, steht die Wissenschaft vor einem Problem: Wie soll unter Hunderten, sogar Tausenden von chemischen Substanzen eine einzige identifiziert werden, die für die angenommene Wirkung verantwortlich ist? In der Naturheilkunde ist es die gesamte Pflanze mit all ihren Inhaltsstoffen, die Wirkung zeigt. Was Labortests außerdem erschwert, ist, dass die gleiche Pflanze sehr unterschiedliche Konzentrationen an Stoffen enthält, je nachdem, wo sie gewachsen ist: Der Löwenzahn aus dem Allgäu ist ein anderer als der an der Nordsee. Auch der Erntezeitpunkt spielt eine große Rolle: Die Mistel wird deshalb zweimal im Jahr geerntet, dann werden beide Chargen miteinander vermischt.
    Labortests zeigen immer wieder, dass eine einzelne, ursprünglich als wirksame Substanz postulierte chemische Verbindung nur wenig wirksam ist, während sie im Zusammenspiel mit der gesamten Frucht oder Pflanze ihr Potenzial entfaltet. Lycopin aus Tomaten zum Beispiel hat isoliert kaum einen Effekt, während der Verzehr von gekochten Tomaten vor Prostatakrebs schützen kann. (siehe Kapitel: Potentes Obst und Gemüse gegen Krebs) Die Suche nach der »einen« wirksamen Substanz ist daher oft schon vom Ansatz her zum Scheitern verurteilt. Hier muss ein Umdenken in der klinischen Pharmakologie erfolgen, wie wir die Wirksamkeit von natürlichen Heilmitteln untersuchen wollen.
    Die »rationelle Phytotherapie« versucht, das Problem zu lösen, indem sie mit pharmazeutischen Verfahren Wirkstoffe aus der Pflanze extrahiert und konzentriert, manchmal auch abtrennt. Das Ergebnis sind standardisierte pflanzliche Fertigmedikamente, von denen es in Deutschland sehr viele gibt.

    Viele Indizien, wenige Studien
    Die Besonderheiten von Arzneipflanzen führen nämlich auch dazu, dass Studien zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen: In einigen zeigte etwa Ginseng eine gute Wirksamkeit auf das Immunsystem, andere stellten dagegen keine Wirkung fest. Sieht man sich die Studien im Detail an, unterschieden sich die Heilwurzeln im Herkunftsland und in der Verarbeitung. Damit sind im Prinzip zwei unterschiedliche Produkte miteinander verglichen worden, fast schon so wie Äpfel mit Apfelsaft, der nur einen Bruchteil der Substanzen des ursprünglichen Apfels enthält. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass die verwendeten Pflanzen aus kontrolliertem Anbau stammen und dass der Wirkstoffgehalt regelmäßig kontrolliert wird.
    Dann stellt sich ein weiteres Problem: Naturheilkunde therapiert individuell. Was für den einen das richtige Mittel ist, kann für den anderen bei gleicher Krankheit weniger geeignet sein. Der naturwissenschaftlich orientierte medizinische Ansatz dagegen berücksichtigt das weniger, sondern verabreicht Medikamente auf der Basis von Symptomen. Er behandelt die Krankheit, nicht den Kranken.
    Trotz der geschilderten Problematik kann eine kombinierte Therapie in vielen Fällen auch bei Krebserkrankungen sinnvoll sein. Dies gilt einerseits für die Behandlung von durch die Chemotherapie aufgetretenen Nebenwirkungen, aber auch zur Verbesserung der körperlichen Fitness und Lebensqualität sowie zur Steigerung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens.

    Risiken pflanzlicher Stoffe in der Krebstherapie

    Wenn Heilpflanzen wirken, haben sie immer auch Nebenwirkungen. Dabei kommt es nicht nur auf die Dosis an, die ein Medikament zum Gift machen kann, sondern auch auf mögliche risikoreiche Wechselwirkungen mit anderen Therapien.
    Inhaltsstoffe von Pflanzen können die Wirkung von Antikrebsmitteln beeinträchtigen, zum Beispiel, indem sie deren Bioverfügbarkeit verändern. Das heißt, sie beeinflussen ihre Ausbreitung und Verteilung im Organismus, auch Abbau und Ausscheidung.

    Beeinträchtigung der Chemotherapie
    Eine besondere Rolle kommt dabei dem Cytochrom-P450-System zu. Dessen Enzyme sind hauptsächlich in der Leber zu finden, wo sie unter anderem Medikamente abbauen und damit unwirksam machen oder sie in eine Form überführen, die vom Körper ausgeschieden werden kann. Dazu gehört das Enzym CYP3A4, das mehr als ein Drittel der verabreichten Menge an Chemotherapeutika oxidiert und damit abbaut. Substanzen, die dieses Enzym hemmen, verlangsamen diesen Prozess und intensivieren auf unerwünschte Weise die Wirkung der Chemotherapie.
    Nur durch Zufall wurde bei Pharmastudien entdeckt, dass zum Beispiel Grapefruitsaft durch seinen hohen Gehalt an Furokumarinen dieses so wichtige

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