Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
das heißt ergänzend. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Entwicklung weitergehen muss: Wir brauchen eine integrative Krebsbehandlung, bei der beide Seiten voneinander lernen, weil sie sich täglich miteinander abstimmen. Nur das schafft eine grundsätzlich andere Qualität der Krebsmedizin.
Soziale Unterstützung aufbauen
Sobald Sie eine Krebsdiagnose erhalten haben, sind Sie mit Zetteln und Röntgenbildern in der Hand unterwegs von einer Untersuchung zur anderen, die alle immer mehr Befunde produzieren: Tumorstadien, Blutwerte und Überlebensraten. Sie treffen auf Zahlen, die häufig Angst machen, und Meinungen, die widersprüchlich sind. Das geht nicht nur Ihnen so: Eine Studie mit prostatakrebskranken Männern aus dem Jahr 2006 zeigte, dass diese sich mit einer riesigen Fülle von Informationen und Desinformationen konfrontiert sahen, mit unterschiedlichsten Prognosen und Therapiemöglichkeiten. Die meisten dieser Männer verstanden die Erklärungen der Mediziner nicht und fühlten sich außerstande, mögliche Alternativen in Ruhe zu bedenken. Der überwiegende Teil gab an, seine Therapieentscheidung allein aus Angst und Ungewissheit heraus getroffen zu haben. 7 Panik aber ist kein guter Ratgeber.
Da die Krankheit Krebs über Jahre heranreift, wird die Dringlichkeit des Handelns häufig überschätzt. Zwei, drei Tage sind in den seltensten Fällen entscheidend für Leben und Tod. Lassen Sie sich also nicht zu vorschnellen Handlungen verleiten, auch nicht von Ihren eigenen Ängsten und Befürchtungen. Wenn Sie Ihr Onkologe dazu drängt, sich sofort zu entscheiden, dann fragen Sie nach seinen Gründen und den Konsequenzen, die ein Aufschub hätte.
BELASTUNGEN BEWÄLTIGEN MIT EMDR
Es muss nicht ein Zugunglück sein oder eine andere Form von Gewalteinwirkung. Auch Diagnose, Behandlung und Verlauf einer Tumorerkrankung können zu einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Nach Erkenntnissen der US Cancer Society tritt eine solche Traumatisierung in den frühen Phasen der Erkrankung bei 3 bis 4 Prozent der Patienten auf. Bis zum Ende der Behandlung ist sogar jeder dritte Krebskranke davon betroffen. Bei langanhaltenden Krebserkrankungen mit Rückfällen spielt sie bei bis zu 80 Prozent der Patienten eine Rolle.
Die Symptome
Diese Patienten leiden unter den für PTBS typischen plötzlich auftretenden belastenden Erinnerungen. Sie haben Albträume, sind ängstlich und schreckhaft.
Die Behandlung
Posttraumatische Belastungsstörungen sind durch die üblichen Psychotherapien schwerer zu behandeln als andere seelische Leiden. Sie erfordern »traumamodifizierte Therapien«, um die spezifischen Veränderungen im Erinnerungssystem der Patienten beeinflussen zu können.
Eine neue und sehr effektive Methode dafür ist EMDR (eye movement desensitization and reprocessing). Sie wurde 1987 von Francine Shapiro, einer kalifornischen Psychologin, 8 entwickelt. Inzwischen wird sie weltweit zur Behandlung schwerer psychischer Traumafolgestörungen angewendet. 9-11 Im Jahr 2006 wurde EMDR auch in Deutschland als wissenschaftlich begründete Psychotherapiemethode anerkannt, auch wenn der Wirkmechanismus nicht völlig geklärt ist.
Die Wirkung von EMDR
Die Patienten folgen den horizontalen Bewegungen der Hand des Therapeuten (z. B. mit einem Stab) mit den Augen, während sie sich auf die belastende Erinnerung konzentrieren. Das scheint in ihrem Gehirn eine Umstrukturierung der Erinnerung zu aktivieren, die eine deutlich zügigere Verarbeitung ermöglicht, als dies mit anderen Methoden möglich ist.
EMDR in Deutschland
In Deutschland gibt es etwa 1500 durch die Fachgesellschaft EMDRIA zertifizierte EMDR-Therapeuten (fast alles psychotherapeutisch tätige Psychologen und Ärzte, www.emdr.de ). In der Regel ist die EMDR-Behandlung Teil einer von den Kassen finanzierten Richtlinienpsychotherapie (Kurztherapie). 12 An den Kliniken Essen-Mitte wird diese Methode künftig zum Repertoire der begleitenden Krebstherapien gehören.
Handeln Sie nicht überstürzt: Ziehen Sie sich für zwei, drei Tage zurück, bevor Sie Ihre onkologische Behandlung beginnen. Nutzen Sie diese Zeit, um sich klarzumachen, was Sie erwartet, für welche Therapie Sie sich entscheiden, welche Fragen Sie noch an den Arzt haben, welche Hilfestellungen Sie sich von Ihrer Familie, Freunden oder vielleicht weiteren Therapeuten wünschen.
Viele Patienten scheuen sich, ihre Familie oder ihre Freunde mit ihrer Krankheit zu
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