Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Deutsche Krebshilfe ( http://www.krebshilfe.de/krebsberatungsstellen.html ).
Die Kraft der Gedanken: selbsterfüllende Prophezeiungen
Habe ich ein Gefühl oder hat ein Gefühl mich? Ein arabisches Sprichwort sagt: »Wir können nicht verhindern, dass die Vögel der Sorge über unserem Kopf kreisen. Doch es liegt an uns, zu entscheiden, ob sie Nester bauen dürfen«. – Wir müssen also unsere inneren Haltungen verändern, wollen wir die negativen Kreisläufe durchbrechen, die jeder von uns im Laufe seines Lebens im Umgang mit Krisen entwickelt hat – egal, ob dabei Verdrängung, Rückzug oder die Flucht in verschiedene Formen der Sucht die Hauptrolle spielen. Das ist deshalb so schwer, weil der größte Teil unserer Schutzreaktionen unbewusst abläuft. Sie haben sich als Summe negativer Erfahrungen und eingefahrener Bilder so verselbstständigt wie die Körperhaltung, sodass zum Beispiel hochgezogene Schultern Abwehr signalisieren.
Sich die innere Haltung bewusst zu machen – dabei hilft interessanterweise die äußere Haltung: das anfangs mühsame aufrechte Sitzen oder die Konzentration auf die Atmung bei einer Meditation. Bei den Übungen drängen sich immer wieder Gedanken auf. Nicht nur bei einer Meditation, auch im Alltag ist dabei die Neigung groß, sich das Schlimmste auszumalen. Da der Organismus nicht zwischen einer realen Notsituation und vorgestelltem Unglück unterscheiden kann, löst das im Gehirn in beiden Fällen denselben Impuls für Stressreaktionen aus. Ein Ziel der Mind-Body-Medizin ist es daher auch, solche Muster aufzudecken und den Patienten einen Weg aus ihrer imaginierten Hilflosigkeit zu zeigen.
Umbau der Denkstrukturen
Herbert Benson empfiehlt dafür die Kognitive Umstrukturierung. Dieser Ansatz, der zur klassischen Verhaltenstherapie gehört, ermöglicht, dass schädigende Gedankenmuster bewusst werden -zum Beispiel die Tendenz, sich selbst abzuqualifizieren (»Das schaffe ich sowieso nicht«) oder anhaltend unterdrückte Aggressionen (»Am liebsten würde ich ...!!«). Bei der kognitiven Therapie sollen diese Haltungen zuerst als Selbstbilder wahr- und angenommen werden. Dann erst können sie durch die wachsende Fähigkeit der Patienten, zu fokussieren und zu entspannen, einer Prüfung unterzogen werden. Dabei erkennt man auch seine eigenen Belastungsgrenzen und Bedürfnisse zunehmend besser.
Die Grundlage dieser Strategie der Kognitiven Umstrukturierung – also einer Art Umbau der Denkstrukturen – legte Albert Ellis (1913-2007), ein amerikanischer Verhaltenstherapeut. Er erkannte, wie wichtig gedankliche Vorannahmen für die Wahrnehmung und Verarbeitung von Stresssituationen (körperliche Reaktionen, Gefühle und Verhalten) sind. Gedanken seien schnell und flüchtig, aber sehr mächtig, betonte er, vor allem die negativen. So könne ein einziger falscher Ton zum Schluss eines Konzerts die Erinnerung an 60 glückliche Minuten Musikerleben dominieren.
Negative Gedanken drängen sich als unerwünschte Begleiter immer wieder auf – vermutlich ist das eine Funktion der Evolution, die uns Gefahren nicht vergessen lässt. Dabei verselbstständigen sich Gedanken leicht und haben dann die Tendenz, zur Realität zu werden. Wer sich vor Misserfolgen fürchtet, dem passieren sie auch. Diese Erfahrung verstärkt wiederum die Tendenz des Schwarzsehens. Negative automatische Gedanken, so Ellis, seien aber in Wirklichkeit oft irrational und unrealistisch.
Um das zu ändern, schlug Ellis folgende sechs Schritte vor: Selbstbeobachtung, Erkennen verzerrter oder unlogischer Perspektiven, Bewusstmachung negativer Gedanken, kritische Reflexion der Gedanken, Ersetzen durch realistischere Vorstellungen und Üben eines neuen inneren Dialogs.
In unserer Essener Tagesklinik bearbeiten die Patienten unter der Anleitung spezieller Ordnungstherapeuten mit großem Erfolg solche Denkschemata. Als häufige Muster begegnen ihnen dabei zum Beispiel ein Alles-oder-nichts-Denken (Wenn Ihnen etwas misslingt, suchen Sie den Fehler nur bei sich), übertriebene Verallgemeinerungen (Eine Lüge nehmen Sie zum Anlass, niemandem mehr zu trauen) oder ein Denkfilter (Ein einziger negativer Aspekt verstellt die Sicht auf viele positive Seiten). Positive Erfahrungen werden von Patienten häufig abgewehrt, negative Erwartungen dagegen ausgebaut, (pessimistische) Vermutungen ersetzen Fakten.
Eine strukturierte Selbstbeobachtung hilft dabei, solche automatisierten gedanklichen Verzerrungen wahrzunehmen. Am besten
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