Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass Mind-Body-Medizin das Überleben bei einer Krebskrankheit verlängern kann, auch wenn manches dafür spricht, vor allem in Kombination mit anderen Lebensstilveränderungen (siehe Kapitel: Aufbruch in ein neues Leben) . Doch ihr eigentliches Ziel reicht über Symptomkontrolle oder auch das Verschwinden der Krankheit hinaus. Mind-Body-Medizin ist ein Instrument der Selbsterfahrung und -entfaltung, der Veränderung und Entwicklung. »Ich habe meine Würde wiedergefunden«, beschreibt das zum Beispiel eine Patientin unserer Essener onkologischen Tagesklinik. »Es geht mir gut«, sagen dort Krebskranke bei der ärztlichen Visite, obwohl die medizinischen Daten eigentlich auf etwas anderes schließen lassen.
»Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt«, schrieb der französische Philosoph und Schriftsteller Albert Camus. Das ist ein wunderbares Bild für das, wozu Menschen fähig sind, wenn sie sich ein Stück weit von ihrer Krankheit lösen können und sie aus einem gewissen Abstand betrachten – als etwas, das existiert, aber sie nicht vollständig ausmacht. Das Überleben ist nur ein Schritt in einer langen Reise.
Üben Sie eine Form von Entspannung ein: Beginnen Sie vielleicht mit einer CD, mit der Sie zu Hause täglich und regelmäßig an sich arbeiten. Zumindest für den Einstieg sind jedoch die Unterweisung durch einen Therapeuten und die Unterstützung einer Gruppe sehr zu empfehlen. Viele Krankenkassen vermitteln Kurse zur Stressbewältigung und übernehmen häufig auch die Kosten. Eine MBSR-Gruppe in Ihrer Nähe finden Sie über den MBSR-MBCT-Verband ( www.mbsr-verband.org ). Mind-Body-Medizin wird an einigen naturheilkundlichen Kliniken (z.B. auch in Berlin) angeboten, die auch Krebskranke betreuen.
Aufbruch in ein neues Leben
Nicht rauchen, nicht zu viel, aber das Richtige essen, sich wöchentlich mehr als dreieinhalb Stunden intensiv bewegen -wer möchte nicht so perfekt sein?
Dabei wäre es so einfach, gesund zu bleiben – denn wer all dies tut, hat im Vergleich zu jemand, der diesen Ratschlägen nicht folgt, ein um fast 80 Prozent niedrigeres Risiko, irgendwann chronisch krank zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, Diabetes zu entwickeln, sinkt um 93 Prozent, die eines Herzinfarkts um 81 Prozent, das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um die Hälfte und das, Krebs zu bekommen, um immerhin 36 Prozent.
Das zumindest ist das Ergebnis einer aktuellen Langzeitstudie über den Zusammenhang zwischen Krebs und Ernährung der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC). 1 Die über eine halbe Million Menschen und zehn Länder erfassende Erhebung begann 1994 und soll europaweit 20 Jahre lang weitergeführt werden. Rund 23.000 deutsche Probanden untersucht das Potsdamer Deutsche Institut für Ernährungsforschung dabei.
Inwieweit der Lebensstil Tumorkrankheiten hervorrufen, begünstigen oder auch verhindern kann, erforschten auch der World Cancer Research Fund und das American Institute for Cancer Research. 500.000 internationale Untersuchungen wurden geprüft und dann 7000 davon, die den wissenschaftlichen Auswahlkriterien genügten, in die Auswertung einbezogen. 2007 wurde das Ergebnis veröffentlicht. Danach kann sein Krebsrisiko deutlich senken, wer
• sich täglich aktiv bewegt,
• so schlank wie möglich bleibt, aber auch nicht dünner wird, als der wünschenswerte Body-Mass-Index (siehe Kapitel: Nein zu Nahrungsergänzungsmitteln) besagt,
• keine energiedichten Lebensmittel isst (z. B. Weißmehl, Fett) und keine zuckerhaltigen Getränke (soft drinks) trinkt,
• sich überwiegend pflanzlich ernährt, bei Fleisch vor allem das rote reduziert und keine verarbeiteten Fleisch- und Wurstprodukte verzehrt (Gefahr von Nitrosaminen),
• Salz nur in geringen Mengen zu sich nimmt,
• Alkohol reduziert oder darauf verzichtet,
• Schimmel vermeidet,
• statt Vitamin- und ähnlichen Präparaten lieber frisches Obst und Gemüse isst.
Die Macht der Entscheidung
Die Chancen, allein durch den Lebensstil viele Krankheiten zu vermeiden, sind so beeindruckend, wie die Realität ernüchternd ist: Nur 14 Prozent der Erwachsenen in Deutschland nämlich führen ein gesundes Leben, so eine bundesweite Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV) und der Deutschen Sporthochschule Köln aus dem Jahr 2010. Ein Drittel der Befragten geht täglich nicht mehr als 10 Minuten zu Fuß. Jeder Vierte ist
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