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Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)

Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)

Titel: Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. med. Gustav Doboss , Dr. med. Sherko Kümmel
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Geschlecht oder Bildung. Spezielle Übungen können diese Intuition wecken und fördern.
8. Jeder Mensch ist imstande, für sich selbst Sorge zu tragen. Niemand ist hilflos, egal, wie schwer sein Zustand ist. Jeder kann lernen, sich selbst zu lieben.
9. Alle Gruppenmitglieder sind Spiegel füreinander. Themen, die von Einzelnen aufgebracht werden, sind Lernfelder für alle.
10. Die Gruppe verändert sich im Laufe der Zeit. Die Beziehungen ihrer Mitglieder wachsen.

    Mind-Body-Verfahren werden am besten in Gruppen eingeübt. Sie sollten nicht mehr als zehn bis zwölf Mitglieder umfassen. Auf der Station einer Klinik sind es häufig offene, in einer Tagesklinik feste Gruppen. Die Tagesklinikgruppen treffen sich innerhalb von zwei bis drei Monaten einmal pro Woche für einige Stunden. Um die Wirkung nachhaltig zu erhalten, müssen die Übungen jedoch anschließend kontinuierlich fortgeführt werden.

    Medizin: Technik oder Transformation?

    Jede Begegnung mit einem anderen Menschen berührt jenes Geheimnis, das wir hier als Mind-Body-Medizin beschrieben haben. Sie ist das, was den Plazeboeffekt von Scheinmedikamenten ausmacht – die Verschmelzung unterschiedlicher Kräfte, sei es in der Beziehung zwischen Arzt und Patient oder der Aufhebung der Gegensätze von Körper und Geist. Sie steht für das, was in unterschiedlichen Heilsystemen als »prana« oder »Qi« oder auch »Spiritualität« bezeichnet wird. Sie beschreibt eine Kraft, die letztlich mehr ist als ihre Korrelate: die elektrischen Entladungen im Nervensystem, das veränderte Verhältnis von Immunzellen zueinander, der entspannte Muskeltonus.
    Die Mind-Body-Medizin spricht die Komplexität unseres Seins an, und sie vertraut nicht nur den einzelnen Menschen, sondern auch dessen Unbewusstem, der Weisheit der Natur. Wie passt das zur harten Realität der Onkologie? Sehr gut, und das aus mehreren Gründen. Zum einen kann man die Mind-Body-Medizin als eine Art »Technik« einsetzen, um Ziele zu erreichen. Die International Society of Integrative Oncology empfiehlt sie zum Beispiel gegen Angst, Depression und Stimmungsschwankungen bei Krebs. Sie führe, heißt es in deren Leitlinien, zu einer deutlich messbaren Verringerung psychischer wie körperlicher Beschwerden. 24 Außerdem stößt sie Prozesse im Körper an, die das (unbewusste) vegetative Nervensystem stabilisieren. Dabei können physiologische Blockaden gelöst werden, was den Zugang jeder weiteren Therapie erleichtert.
    In der Essener Klinik für Naturheilkunde erleben wir das immer wieder in beeindruckender Weise bei chronisch Kranken, die etwa Rheuma haben, entzündliche Darmerkrankungen oder Schmerzsyndrome. Parallel zur schulmedizinischen Diagnostik werden sie einer Reihe von körperlichen Behandlungen wie Wickeln oder Massagen unterzogen, und sie lernen verschiedene Entspannungsmethoden kennen und anzuwenden. Nach einer bestimmten Zeit, häufig nach fünf Tagen, berichten sie mehr oder weniger übereinstimmend, dass es »plötzlich Klick gemacht habe« – die Stimmung der Patienten verändert sich, und oft haben sich die Beschwerden dann deutlich gelindert.
    Neben solchen symptombezogenen Sichtweisen gibt es den längerfristigen und ganzheitlich verstandenen Aspekt der Lebensstiländerung. Die Mind-Body-Medizin will auch jenseits einer begrenzten Therapiezeit, in der ihre Techniken erlernt werden, wirken. Über die Krise der Krankheit hinaus bemühen wir uns deshalb, Menschen von dem Gewinn eines veränderten und verbesserten Gesundheitsverhaltens zu überzeugen (siehe Kapitel: Aufbruch in ein neues Leben) . Wir möchten ihre schützenden und heilenden Kräfte nachhaltig stärken.
    Um das zu erreichen, genügt es nicht, dass Betroffene nur innerhalb eines »therapeutischen Settings«, also vom Arzt oder Therapeuten, lernen. Vielmehr müssen sie dies vor allem voneinander erfahren, im Alltag. Das unterstützt der Austausch in Gruppen, wie er in unserer onkologischen Tagesklinik stattfindet. Aber auch andere Gruppen, zum Beispiel Selbsthilfegruppen, können diese Funktion übernehmen. (siehe Kapitel: Unterstützung in der Gruppe) Wichtige Struktur gibt diesem Lernprozess die Motivation und Unterstützung von regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung.

    Selbsthilfe und Selbsterfahrung

    Während einer Krebsbehandlung hat die Mind-Body-Medizin unschätzbare Vorteile und sollte daher so früh wie möglich erlernt werden: Die Patienten haben ein Ziel vor Augen, das sie aktiv anstreben können. Sie

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