Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
wird, ist ebenfalls eine Mischung aus Bewegung, Meditation und Imagination. In China werden für Vorbeugung und Verbesserung des Wohlbefindens 20 Minuten täglich empfohlen. Es gibt nicht viele Studien zu Qigong und Krebs, doch gesichert ist, dass sich das Absenken des Kortisolspiegels positiv auswirkt, auch verbessert sich das Abwehrsystem. Eine Untersuchung mit Brustkrebspatientinnen aus den USA prüfte die Wirkung des dem Qigong verwandten Tai-Chi. Selbstbewusstsein und Lebensqualität der Teilnehmerinnen stieg. 29
Imagination
Allein die Vorstellung eines angenehmen Bildes in Kombination mit Ruhe und Entspannung kann Krebsschmerzen deutlich senken, so lautet das Ergebnis vieler Studien. So wiesen von 110 Patientinnen mit Brustkrebs, die sich einer Knochenmarktransplantation unterziehen mussten, diejenigen weitaus weniger Angst und Übelkeit auf, die Kognitive Umstrukturierung gemeinsam mit Imagination angewendet hatten. Auch begleitend zu Phasen der Chemotherapie und Bestrahlung steigert Imagination Verträglichkeit und Lebensqualität.
In die Krebstherapie wurde die Imagination bereits in den 60er-Jahren von dem Onkologen O. Carl Simonton und seiner Frau Stephanie, einer Psychologin, eingeführt. Verlängerte Überlebenszeiten erklärten sie mit einem Effekt dieser Methode auf das Immunsystem. Heute wissen wir, dass Imagination starke physiologische Prozesse auslöst, die fast alle Regelkreise des Körpers betrifft. Sie beeinflusst Atmung, Puls, Blutdruck, Stoffwechsel, die Aktivität des Verdauungssystems, Sexualität und das Immunsystem. 30
Hypnose
In den USA ist die Hypnose ein anerkanntes Verfahren, um ein breites Spektrum an Syndromen zu behandeln – Phobien, Sucht, Allergien und Übelkeit. In Europa wird sie seltener und meist im Rahmen einer Psychotherapie angewendet. Ihr Kern liegt in der Suggestion. Der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815) hatte diese entdeckt und, analog zu den naturwissenschaftlichen Debatten seiner Zeit, für eine magnetische Kraft gehalten. Daraus entstand die Hypnose, die auch Sigmund Freud als Instrument einsetzte, bis er sein psychoanalytisches Verfahren entwickelte. Sie aktiviert andere Bewusstseinszentren als die reine Imagination: Die Wahrnehmung ist eingeschränkt, die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema oder Signal fixiert. Bis zu 85 Prozent der Bevölkerung, so Zahlen aus den USA, sprechen auf Hypnose an.
Einer der interessanten Aspekte der Hypnose ist die Tatsache, dass Patienten währenddessen Dinge erinnern oder Zustände erleben, die sie bei normalem Bewusstsein nicht oder nur ungern aushalten würden. Ihr Bewusstsein wird dabei von bestimmten Kontrollzentren des Gehirns abgekoppelt – das kann so weit reichen, dass auch die Signale der körpereigenen Schmerzrezeptoren nicht bis zum Gehirn vordringen.
Hypnose erleichtert operative Eingriffe, zum Beispiel bei Brustkrebs, und reduzierte dort einer Studie zufolge Erbrechen und Übelkeit um 29 Prozent. Metaanalysen belegen außerdem, dass fast 90 Prozent aller Patienten positiv auf Hypnose ansprechen, wenn es um die Verringerung von Schmerzen geht. Hypnose senkt die Angst, verbessert die Durchblutung durch Entspannung, verringert die Rate an Komplikationen und beschleunigt die Wundheilung. 31
Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen sollten vor einer Hypnose jedoch einen Facharzt konsultieren.
► MINIS FÜR DEN ALLTAG
Unter Minis versteht man kurze, praktische Achtsamkeitsübungen für den Alltag, die man in kurzen Pausen zwischen Tätigkeiten oder bei anderen Gelegenheiten durchführen kann:
• 10 Stufen: Atmen Sie gleichmäßig und zählen Sie dabei von Zehn an rückwärts: Ein- und Ausatmen steht für eine Zahl. Stellen Sie sich dabei vor, dass Sie eine Treppe hinabgehen.
• Wellenatmen: Zählen Sie beim Einatmen langsam bis Vier, beim Ausatmen rückwärts wieder bis Null. Wiederholen Sie dies beliebig oft.
• Atem anhalten: Atmen Sie ein und halten Sie die Luft für einige Sekunden an. Atmen Sie aus und warten Sie wieder einige Sekunden, bevor Sie erneut Luft holen.
• Pausen zwischen den Atemzügen einlegen: Atmen Sie ein und wieder aus. Machen Sie dann eine Pause von mehreren Sekunden, bis Sie wieder beginnen.
Es gibt kaum eine andere Medizinrichtung, die ein so positives Verhältnis zwischen großem Nutzen und geringem Risiko hat. Dabei halten sich auch die Kosten in Grenzen, da die Mind-Body-Medizin mit ihren Methoden meist in Gruppen gelernt und später selbstständig durchgeführt wird.
Es
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