Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
ihnen versichert hatte, dass alles gut ausgehen würde. Dennoch hatte er sie müde und voller Selbstmitleid verlassen. Vanessa und Paul versuchten, sich an die Ehe und eine wachsende Familie zu gewöhnen und verfügten über Gesundheit, Liebe und Leidenschaft.
Noah
vermisste
die Leidenschaft.
Am nächsten Tag traf sich Noah während der Kaffeepause mit der Krankenschwester Gloria im Krankenhaus. Sie war eine nette Frau, aber etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Sie war klein und süß, ein bisschen rundlich, aber hübsch und ungefähr um die dreißig. Sie hatte ein herzförmiges Gesicht und viele blonde Locken, die sie sich zusammengebunden hatte, damit sie ihr bei der Arbeit nicht ins Gesicht fielen. Ihre großen blauen Augen leuchteten hell und passten gut zu den rosigen Wangen und den vollen Lippen. Natürlich trug sie einen Kittel bei der Arbeit, aber er konnte sich vorstellen, dass sie auch in ihren normalen Kleidern ziemlich hübsch aussah. Und sie war begeistert, Noah kennenzulernen.
Sie unterhielten sich auf angenehm anregende Weise, und zum Schluss war klar, dass sie zu haben war und er verwitwet. Innerhalb weiterer dreißig Minuten bot sie ihm an, für ihn zum Abendessen zu kochen. Und er sagte: „Ach, tut mir leid, Gloria. Ich wollte Ihnen keine falsche Hoffnung machen – aber es gibt da schon jemand anderen.“
Er hatte absolut keine Ahnung, weshalb er das gesagt hatte, aber er war sehr erleichtert, dass sie ihn nicht gefragt hatte: „Wen?“ Es war einfach so, dass er wusste, dass er weder mit ihr zum Abendessen noch regelmäßig mit ihr ausgehen wollte, und er spürte auch keinerlei Anziehung zu ihr.
Vermutlich gingen die Menschen davon aus, dass ein Mann der Kirche nicht die volle Bandbreite der Gefühle erlebte, sondern nur die ordentlichen, gezähmten. Doch Noah war froh, dass dem nicht so war. Vor allem, wenn es um das Verlangen nach einer Frau ging. Wenn er sich von einer Frau angezogen fühlte, dann mit Haut und Haaren, heißblütig und ungestüm. Wenn er der richtigen Frau begegnete, dann gab es kein ruhiges Sehnen, sondern ein verzweifeltes, heißes
Verlangen
, das ihn total aus der Fassung brachte. Das definitiv Beste daran war, dass dieses Gefühl größer war als er, dass es ein Eigenleben führte, dass es sich eher wie ein Feuer speiender Drache anfühlte als wie ein tröstender Engel. Wenn ihn dieses Gefühl überwältigte, war es gut und Furcht einflößend.
Für Krankenschwester Gloria empfand er nichts dergleichen.
9. KAPITEL
N ach dem Treffen mit Gloria kehrte Noah in die Stadt zurück und kam am Haus der Fitchs vorbei. Er hielt an, parkte den Wagen, stieg aus und nahm die Treppe zu Ellies Appartement. Dort klopfte er an ihre Tür. Nach einem kurzen Moment ertönte von drinnen: „Wer ist da?“
„Noah“, antwortete er.
Ellie öffnete ihm barfuß, in lockeren Shorts und einem großen T-Shirt die Tür. Offenbar war sie gerade dabei, ihre Haare mit einem Handtuch zu trocknen. „Hallo“, begrüßte sie ihn. „Ist irgendwas passiert?“
„Nein. Ich habe mich nur gerade gefragt … Sie haben doch die Kinder am Samstag, stimmt’s?“
„Wenn nichts dazwischenkommt. Wieso?“
„Haben Sie schon etwas vor?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Wir gehen vielleicht in den Park. Ich dachte, ich packe uns einfach ein paar Erdnussbutterbrote, Chips und Limo ein, und dann gehen wir zum Spielplatz. Oder vielleicht hätte Jo gerne, dass wir den Tag gemeinsam mit ihr hier verbringen, aber ich will das nicht ausnutzen. Das entscheiden wir spontan.“
„Wie wäre es mit einem Kinderfilm im Kino?“, fragte er. „Dürfte ich Sie dazu einladen? Wenn ich verspreche, mich nicht zu sehr aufzudrängen?“
Sie neigte den Kopf ein wenig und betrachtete ihn misstrauisch. „Was ist los, Noah? Sie sehen aus, als wäre irgendwas nicht in Ordnung.“
„Nein, nein, nein. Es ist alles okay. Ich versuche nur, mir eine Beschäftigung zu verschaffen, und ich mag Ihre Kinder. Sie sind lieb.“
Sie musterte ihn ungläubig. „Da stimmt doch was nicht. Machen wir es kurz. Sagen Sie doch einfach, was los ist. Das erspart uns wertvolle Zeit.“
„Ich habe mich mit dieser Krankenschwester getroffen“, räumte er ein. „Im Krankenhaus. Es war keine richtige Verabredung. Ich dachte eigentlich, wir trinken nur Kaffee, aber dann stellte sich heraus, dass es ihre Pause zum Abendessen war.“
„Ach, und sie ist hinter Ihnen her?“
„Ja, so ungefähr“, antwortete er. „Sie wollte mich
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