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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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trifft.«

28
    Hundert hasserfüllte Augen
    Fiona und Eliot gelangten zur Stadtgrenze von Del Sombra. Robert hatte sie gebeten, sich dort mit ihm zu treffen. Trotz der Pralinen, die sie bei Ringo’s gegessen hatte, war Fiona nach dem im Eilschritt zurückgelegten Weg von fünfzehn Minuten todmüde.
    So weit von der Haupt-Touristenmeile entfernt gab es nicht viel: einen verlassenen Siedlungsbau, die Oro-Recyclinganlage mit ihren Bergen von Pappe und Plastikflaschen und den kleinen Franklin Park.
    Sie warteten auf einer Parkbank im Schatten eines Eukalyptusbaums. Zikaden zirpten. Neben der Bank befand sich ein Terrakottaspringbrunnen, der aufgrund von Wassersparmaßnahmen
schon jahrelang nicht mehr in Betrieb war. Der Wind schlug um und brachte die Gerüche von geschmolzenem Plastik und nassem Pappmaché mit sich.
    Es hätte friedlich sein können, wäre die zitternde Anspannung nicht gewesen, die Fionas Innerstes durchlief.
    Sie wollte weg von hier – so weit und so schnell, wie sie konnte. Aber sogar Großmutter hatte sich der Forderung des Rats gebeugt, dass sie diese Prüfungen bestehen sollten … Prüfungen, in denen es vielleicht um ihr Leben ging.
    »Bist du sicher, dass er gesagt hat, es ist hier?«
    »Ja«, antwortete Eliot und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er zog eine Wasserflasche hervor, die er bei Ringo’s gefüllt hatte, und bot sie Fiona an.
    Sie nahm sie und trank einen großen Schluck. All die Schokolade war weich wie Butter heruntergerutscht, aber der Zucker hatte ihren Hals rau werden lassen.
    »Irgendeine Ahnung, was für eine Art von Heldenprüfung hier stattfinden könnte?«, fragte er.
    »Moderne Legenden, hat Robert gesagt.« Fiona warf einen Blick auf das Recyclingcenter. Vielleicht würden sie einen dieser Papphaufen bewegen müssen? Ihn in irgendetwas verwandeln? Sie suchte nach irgendeiner Spur eines Kindermärchens – etwas, das jedes Kind einfach mit der Atemluft einsog. Hatte es da nicht eine Geschichte darüber gegeben, Stroh in Silber zu verwandeln? Oder Papier in Gold? Da war nichts. Großmutter hatte hervorragende Arbeit dabei geleistet, sie von diesem Kram fernzuhalten.
    Fiona schüttelte den Kopf und seufzte. Alles, was seit ihrem Geburtstag vor zwei Tagen geschehen war, schien Teil einer verzerrten Wirklichkeit zu sein. Oder vielleicht waren ihre Leben bis zu diesem Punkt das Unwirkliche gewesen. Wenn Großmutter sie im Dunkeln ließ, wie konnten sie dann sicher sein, was vorging oder wer sie wirklich waren?
    Eliot zog eine Fastfood-Tüte aus seinem Rucksack und kramte einen Kanten Knoblauchbrot daraus hervor. Julie hatte es ihm eingepackt, bevor sie gegangen waren. »Willst du etwas?«

    »Hab’ keinen Hunger.«
    Eliot kaute auf dem dick mit Butter bestrichenen Brot herum.
    Fiona drehte sich der Magen um. Was sie brauchte, waren noch ein paar Pralinen.
    Sie wünschte sich, sie hätte bei Ringo’s mehr Zeit gehabt. Sie hatte nur drei gegessen: einen Mandelhaufen mit winzigen Marshmallowstückchen und zwei Trüffel, einen mit Limoneneiskonfekt, der ihre Zunge wirklich abgekühlt hatte, und einen gehaltvollen mit Kakaolikör. Sie erinnerte sich genau an jeden einzelnen köstlichen Bissen.
    Aber dann hatten Eliot und Julie sie aufgestöbert und gesagt, es gäbe einen »Notfall in der Familie«. Eliot hatte gesagt, dass sie gehen müssten. Julie hatte Linda angewiesen, ihren Zahnarzttermin zu verschieben, und Johnny, den Geschirrspüler nach dem Mittagessen zu beladen. Mike hätte das nie für sie getan. War Julie so nett, weil sie Eliot wirklich mochte?
    Irgendetwas stimmte überhaupt nicht an diesem Bild.
    In der Ferne ertönte das tiefe Grollen eines Motorrads, und jeder Gedanke an ihren Bruder, Julie und Pralinen verschwand.
    Fiona und Eliot standen auf und beschirmten ihre Augen vor der Sonne.
    Robert raste auf sie zu. Am Rand des Parks kam er schlitternd zum Stillstand und stieg vom Motorrad. Er machte sich nicht die Mühe, seine Lederjacke oder seinen Kalottenhelm abzulegen.
    »Hier lang.« Er ging los. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Sein Gesicht war in eisenharter Entschlossenheit erstarrt. Die Art, wie er Fiona einfach den Rücken zuwandte, verunsicherte sie. Hatte sie irgendetwas getan, das ihn verärgert hatte?
    Sie folgten ihm aus dem Park in die Bauruine der Siedlung – zwischen eingestürzten Schlackensteinwänden und nackten Betonfundamenten hindurch über rissigen Asphalt.
    Robert blieb auf einer Sandfläche stehen. Abgesehen von einem Steppenläufer

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