Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
und zündete sie an. Das Streichholz brannte nahe an ihre Finger heran, bis sie die Flamme zu zischender Asche zerquetschte.
»Jetzt«, sagte Audrey und drehte sich zu Eliot und Fiona um, »ist es an der Zeit, sich neue Geburtstagswünsche auszudenken.«
Eliot und Fiona traten vor. Er sah seine Schwester an. Was würde sie sich wünschen? Mehr Zeit mit Robert? Neue Kleider?
Nein, er hatte das Gefühl, dass sie dasselbe wollte wie er.
Sie nickte ihm wissend zu; dann beugten sie sich vor und holten Luft.
Eliot wünschte sich eine Mutter, die ihn vergötterte, einen Vater, der stolz auf ihn war, eine Schwester, die er ärgern und mit der zusammen er Abenteuer erleben konnte, und zwanzig Dutzend Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Eine Familie, eine echte Familie.
Sicher, sie würde nie perfekt sein. Aber welche Familie war das schon?
Sie bliesen die Kerzen aus.
Die Flammen flackerten und erloschen – bis auf eine, die wieder zum Leben erwachte. Fiona und Eliot pusteten schnell noch einmal und löschten sie.
Knapp daneben.
»Lasst uns etwas essen«, sagte Fiona. »Ich habe zum ersten Mal seit Wochen Hunger.«
»Wunderbar!« Cee klatschte entzückt in die Hände. »Ich hole die Teller.«
»Warte«, sagte Audrey. »Da ist noch etwas.«
»Oh, wie dumm von mir«, sagte Cee, »ich bin so durcheinander. Wie konnte ich das Wichtigste vergessen?« Sie öffnete eine Schublade der Anrichte und zog zwei Pakete hervor, die in braunes Papier eingeschlagen waren.
»Eure restlichen Geschenke«, sagte Audrey zu ihnen.
Cee legte die Päckchen auf den Tisch, eines vor Eliot, das andere vor Fiona. Cees Verpackungstalent ließ einiges zu wünschen übrig: Die Päckchen waren große, zugetackerte Papiereinkaufstüten.
Eliots Magen flatterte vor Aufregung. Er hob das Päckchen an. Es war leicht und weich. Kleider. Das musste es sein. Nach dem Umfang der Tüte zu urteilen – sie war fast voll – musste eine ganze Ladung Wäsche darin stecken.
Da sich so viel änderte … waren es etwa im Laden gekaufte Kleider? Vielleicht sogar Jeans, so dass er normal und womöglich gar cool aussehen konnte?
»Kommt schon«, drängte Cee. »Ich kann es gar nicht erwarten, eure Gesichter zu sehen.«
Eliot versuchte, die Heftklammern vorsichtig zu lösen und die Tüte zu öffnen.
Fiona riss das Oberteil von ihrer ab. Sie strahlte, als sie hineingriff. »So weich …«, murmelte sie, aber dann verzog sich ihr Gesicht verwirrt.
Eliot gab auf und riss seine Tüte auch auf.
Ganz, wie er gedacht hatte: gekaufte Kleider.
Es waren ordentlich gebügelte und gefaltete Tuchhosen, khakifarbene mit Bügelfalte sowie marineblaue Wollhosen. Allerdings keine Jeans, aber es war trotzdem eine Million Mal besser als das, was Cee ihnen im Laufe der Jahre genäht hatte.
Er fühlte sich bei dem Gedanken ein wenig schuldig. Cee tat wirklich ihr Bestes.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Fiona, als sie Strümpfe, Schuhe, Schottenröcke und weiße Blusen hervorzog.
Eliot hatte ebenfalls weiße Hemden mit langen und kurzen Ärmeln, Lederslipper und sogar neue Socken. Ganz unten in der Tüte lag ein marineblauer Blazer.
Eliot zog den Blazer heraus. Auf die Brusttasche war ein Wappen gestickt. Zwischen Schnörkeln und Rüschen befand sich ein Schild, auf dem ein Helm und ein Schwert ruhten. Unter dem Schild lag zusammengerollt ein schlafender Drache. Das Zentrum zeigte einen zähnebleckenden Wolfskopf, einen geflügelten Winkel und einen goldenen Skarabäus.
Darunter standen die Worte: PAXINGTON INSTITUTE, GEGR. 1642.
Es fühlte sich an, als wäre der Boden aus dem Zimmer weggesackt. Obwohl Eliot entzückt war über seine neuen Kleider, hatte er doch das Gefühl, dass irgendetwas mit ihnen ganz und gar nicht stimmte.
Fiona hielt einen Damenblazer hoch und betrachtete ein identisches Emblem. Sie warf Eliot einen besorgten Blick zu.
»Äh … sie sind schön«, sagte er. »Wirklich schön. Aber was ist das?«
»Uniformen«, antwortete Audrey lächelnd.
»Uniformen?«, flüsterte Fiona.
Wieder änderte sich alles. Eliot hatte sich gerade wieder zurechtgefunden, und jetzt?
»Ich dachte, nach allem, was ihr durchgemacht habt«, erklärte
Audrey, »nachdem ihr Höllische wie Unsterbliche bezwungen habt, seid ihr jetzt beide bereit für eine echte Herausforderung.«
Eliot und Fiona stellten sich nebeneinander und sahen ihre Mutter an.
Eliot hatte das Gefühl, dass jetzt etwas kommen würde, wofür weder er noch Fiona je bereit sein würden – etwas,
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