Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
Vom Netzwerk:
Reißverschluss der Tasche zu und trabte hinter Robert her.
    In dem Moment, als sie den Pfad betraten, verschwanden die Geräusche von der Straße. Das Summen von Insekten, Vogelgesang und der beinahe unhörbare Klang der Luftbewegungen erfüllte ihre Ohren.
    Fiona hatte die riesigen Bäume schon in Büchern gesehen, doch nun, da sie nur ein paar Schritte von ihnen entfernt stand, fühlte es sich anders an. Diese Mammutbäume waren Riesen, die alle still auf sie herabsahen und sie beobachteten.
    »In den Bergen gibt es Sequoien, die einen noch größeren Umfang haben«, erläuterte Robert mit ehrfürchtigem Flüstern, »aber diese Küstenmammutbäume sind die höchsten Bäume der Welt. Manche werden über hundert Meter hoch.«
    Sie gingen feierlich den Pfad entlang, und Fiona legte den Kopf zurück und sah nach oben auf der Suche nach den Baumwipfeln. Die Mammutbäume füllten den Himmel. Nebelschwaden drifteten über ihnen und trugen zu der Illusion bei, in einer eigenen, geheimen Welt zu sein, allein mit Robert.
    »Ich muss mich wie ein Streber anhören, wenn ich Fakten zitiere wie so ein Lexikon.«
    »Nein«, sagte Fiona, den Kopf noch immer in den Nacken gelegt. »Mir gefällt es.« Da sie untypischerweise nicht dorthin sah, wo ihre Füße sich befanden, stolperte sie.
    Robert fing sie auf, und plötzlich war sein Gesicht ganz nah an ihrem. Die Erde schien sich rascher zu drehen, und Fionas Herz hämmerte.
    Robert sog scharf die Luft ein, zögerte und half ihr dann auf die Beine.
    »Ich komme hierher, wann immer ich kann«, sagte er. »Es lässt mich zur Ruhe kommen, verstehst du?«

    Ruhe war das Letzte, was Fiona in seinen Armen empfunden hatte.
    Aber jetzt verhielt er sich ihr gegenüber so reserviert wie damals vor dem Wohnblock. Was hatte er gesagt? Dass er Fahrer sei und dass es Regeln über »Kerle wie ihn« und »Mädchen wie sie« gäbe?
    Auf keinen Fall wollte Fiona die Stimmung verderben und ihre erste Verabredung gefährden; andererseits wusste Robert gewisse Dinge und war willens, ihr davon zu erzählen. Sie hatte ihn jetzt für sich allein, fern von Onkel Henry und Großmutter. Was war wichtiger? Die Atmosphäre zu zerstören, um echte Informationen über ihre Familie zu erhalten? Oder der wenig erfolgversprechende Versuch, ihr nicht vorhandenes Liebesleben zu pflegen?
    Sie leckte sich die Lippen und sehnte sich verzweifelt nach einem Stück Zimttrüffel.
    Fiona sah wieder zu den hoch aufragenden Bäumen auf. Riesen. Wie Onkel Aaron, Großmutter und der Rest des Rats, die Eliot und sie bewachten.
    »Sind Eliot und ich die Einzigen? Also die einzigen Kinder, meine ich. In unserer Familie.«
    Robert blinzelte. »Ich bin mir nicht sicher. Die Liga hat insgesamt ungefähr hundert Mitglieder.«
    »Die Liga? Das ist unsere Familie?«
    »Die Liga der Unsterblichen.«
    »Aber sie leben doch nicht wirklich für immer …«
    »Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber vielleicht tun sie das. Sie wissen gewisse Dinge und können auch gewisse Dinge tun.« Robert sah beiseite; er war unfähig, ihrem durchdringenden Blick standzuhalten. »Aber keine Kinder … zumindest keine, denen ich je persönlich begegnet wäre.«
    »Dann gab es vor uns schon andere? Henry und Großmutter sagen, es hätte welche gegeben, aber auch, dass ihnen etwas zugestoßen sei.«
    Robert sah zu ihr zurück. »Du solltest die Wahrheit kennen. Wissen, dass es bei den Prüfungen des Rats wirklich um Leben und Tod geht.«

    Fiona fragte sich, in was für Schwierigkeiten Robert geraten würde, wenn herauskam, dass er ihr diese Dinge sagte. Was würde Großmutter ihm antun, wenn sie Robert zusammen mit ihr in diesem Wald fand, allein und im Begriff, Familiengeheimnisse zu enthüllen?
    Die Luft wurde ruhig, und der Nebel senkte sich um sie.
    »Es gab andere wie dich und Eliot«, flüsterte Robert.
    »Leben sie in der Nähe? Glaubst du, dass wir mit ihnen reden können?«
    »Ich sagte, dass es andere gab . Sie sind alle tot. Oder erwachsen und schon länger in der Liga, als ich am Leben bin.«
    Sie trat näher an ihn heran. Der Nebel ließ sie frösteln. Sie spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging. »Also haben ein paar von ihnen doch überlebt?«
    Robert streckte die Hand nach ihr aus, hielt dann aber inne. »Ich werde die ganze Sache nicht schönreden. Für jedes ihrer Kinder, das lange genug gelebt hat, um von der Geschichte bemerkt zu werden – Herkules, Horus, Tantalus -, gab es angeblich Hunderte, wenn nicht gar Tausende, die es

Weitere Kostenlose Bücher