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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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heran, so dass er das Packpapier unter sich zerknitterte. Louis konnte spüren, wie Vibrationen von Macht und Zorn von ihm ausgingen.
    »Du hast schon immer zu viel geredet, Louis.«
    Er packte Louis bei den Armen und drückte zu, hob ihn
vom Boden hoch. Die Knochen spannten sich und knackten – sie brachen nicht ganz, waren aber auch nicht mehr völlig heil.
    Der heftige Druck zwang das Lächeln zurück auf Louis’ Lippen. »Ich entschuldige mich, Cousin«, flüsterte er. Als der letzte Atem aus ihm herausgequetscht wurde, quiekte er: »Du hast Geschäfte erwähnt?«
    Uri zischte, ließ die Muskeln ein letztes Mal spielen – was Louis ein paar Rippen anbrach – und ließ ihn dann los.
    Louis fiel auf die Knie.
    Er bewunderte seinen Cousin ja wirklich, aber Uri war ein stumpfes Werkzeug, niemals ein Skalpell. Das bestätigte, dass Beal beteiligt war. Wer sonst wäre dumm genug gewesen, Uri zu schicken, um sich mit Louis zu befassen?
    Und doch besaß Beal Sealiahs geliebten Diener, was darauf hindeutete, dass sich in der Machtarchitektur zu Hause eine merkliche Verschiebung ergeben hatte.
    »Also ist dein neuer Gebieter in den Aufsichtsrat gebeten worden?«, flüsterte Louis und stand vorsichtig auf.
    Uri verschränkte die Arme; das Plastik seines Anoraks raschelte. »Du warst immer schon zu schlau, Cousin«, knurrte er. »Nur, dass dir deine Schläue diesmal nichts nützen wird.«
    »Aufsichtsrats vorsitzender ?«
    Uris Gesicht erstarrte vor Ekel.
    Mit der Schar seiner übrigen Verwandten konnte Louis zurechtkommen; er hatte sogar einen gewissen widerwilligen Respekt vor ihren Verrätereien. Aber Beal? Das war ein Problem; dieser spezielle Tyrann hatte nicht den Hauch von Stil.
    Uri öffnete den Reißverschluss seines Anoraks, und sein gesamter Arm verschwand in den unendlich tiefen Falten. Louis erspähte Saliceran in einer Scheide über Uris Herz. Eine Waffe, die Päpste und Könige zu Fall gebracht hatte, so tödlich, dass sie Titanen und Ungeheuer gleichermaßen vernichtet hatte, sollte jetzt nur noch ein bloßes Liebespfand sein?
    Louis stellte fest, dass die Mohnkönigin noch immer Sinn für Ironie hatte.
    Uri zog einen Klappstuhl für Louis und einen abgenutzten
Kartentisch hervor und stellte beides auf. »Zum Geschäft«, sagte er und warf einen Aktenordner hin.
    »Was wünscht der Aufsichtsrat?«, fragte Louis und setzte sich. »Meine Seele? Meine unsterbliche, unwandelbare Loyalität? Soll auch ich zu seiner Marionette werden?«
    Armer Uri. Das hier war, als würde man einen Pitbull auf der anderen Seite eines Zauns ärgern. Gefährlich … aber lustig.
    Uri sah ihn finster an, als er sich auf den Boden setzte. Sein Kopf war jetzt auf einer Höhe mit Louis’. Er klappte den Ordner auf und zog zwei Fotos daraus hervor: Eliot und Fiona Post.
    »Das Hauptinteresse gilt dem Jungen.«
    Die Familie wusste von seinen Kindern?
    Das Bild der Situation verschob sich in Louis’ Kopf. Er sah sich als kleines Rädchen zwischen zwei weitaus größeren Zahnrädern – seiner Familie und der Liga. Er musste sich in eine bessere Position hebeln, sonst würde er zerquetscht werden.
    »Was genau wird angeboten?«, fragte Louis.
    Uri gluckste, und das tiefe Grollen schwappte wie eine Welle der Übelkeit durch Louis’ Magen. »Du machst es einem so leicht, du bist bloß ein Mensch. Und was wünscht sich jeder Mensch? Macht? Ruhm? Reichtum?«
    »Ja …«, murmelte Louis und hoffte, noch ein paar Sekunden zu gewinnen, um nachzudenken. Ganz gleich, wie verzweifelt die Lage war, es war Louis stets gelungen, sich herauszuwinden; er war immer selbst aus Misthaufen nach Rosen duftend hervorgekrochen. Bis auf ein Mal, natürlich; aber dabei hatte eine höchst verräterische Liebe eine Rolle gespielt, also zählte es eigentlich nicht.
    Louis musste hierbei auch an seinen Ruf denken. Er durfte es seinem Cousin nicht gestatten, ihn bei einem simplen Geschäft um Macht zu übertrumpfen. Er wäre nie imstande gewesen, damit zu leben.
    Er blinzelte und musterte Eliots Foto. Es war vor vielleicht einem Jahr aufgenommen worden. Er war so jung und so talentiert.
Louis ertappte sich dabei, wie er die Hand ausstreckte, um das Bild zu berühren.
    Was war das? Empfand er Mitleid mit dem Jungen? Wie seltsam. Wie unangenehm. Und doch wallte etwas in ihm auf, ein neues Gefühl – weich und widerlich -, ein vages Bestreben, das Kind zu beschützen.
    »Macht«, flüsterte Louis, ohne den Blick von den Fotos zu wenden. »Macht mich zum

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