Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
mächtigsten Wirker der Dunklen Künste auf der Welt.«
Uri seufzte; er klang enttäuscht. »Ich hatte so viel mehr vom Meister der Täuschung erwartet.« Er wühlte in seiner Jacke herum und zog einen Tablet-Computer hervor. »So sei es: Du wirst zum mächtigsten Sterblichen der Welt gemacht werden.«
Natürlich war das der Haken daran: sterblich.
Louis würde nie mehr seine einstige Herrlichkeit zurückgewinnen, wenn er nicht einem oder einer seiner Verwandten die Macht rauben konnte … aber das wäre gewesen, als würde eine Mücke einen Elefantenbullen erlegen.
»Und was will der Aufsichtsrat im Austausch dafür? Was genau?«
Uri setzte Haken in ein paar Kästchen auf seinem Tablet-Computer und füllte das Vertragsformular aus. »Sie wollen, dass du ihnen den Jungen, unbeschadet an Körper und Seele, für die üblichen Rituale auslieferst.«
Die »üblichen Rituale« würden Eliot aus Del Sombra entfernen. Wenn er ein Mensch war, würden Körper und Seele in Stücke gerissen werden. Wenn er zur Familie gehörte, würden die Rituale sein Schicksal festschreiben und ihn in ein anderes Reich versetzen, in dem Beal ohne Zweifel Pläne mit Louis’ Sohn hatte.
Einen Sekundenbruchteil lang wollte Louis den Tisch umtreten, Uri an der Kehle packen und von ihm verlangen, seine Kinder in Ruhe zu lassen.
Wie töricht.
Er hatte gewusst, dass sein Verstand weich geworden war – er bestand schließlich nur noch aus Fleisch und Blut und war
von Jahren der Trinkerei verwirrt. Doch etwas war an diesen neuen Gefühlen, das Louis nicht ignorieren konnte.
»Gefällt dir irgendetwas nicht?« Ein schwaches Lächeln umspielte Uris Lippen.
Wenn Louis sich weigerte, einen Handel abzuschließen, würde der Zaun, der ihn von seinem Pitbull von einem Cousin trennte, sofort verschwinden. Und Uri würde sich Zeit damit lassen, ihn in winzige Stücke zu reißen.
»Ich wäge nur die Möglichkeiten ab. Wie sieht denn euer Zeitplan aus?«
»Wir werden in drei Tagen, von heute an gerechnet, bei Sonnenuntergang den Jungen einfordern. Nicht später. Sonst gilt der Vertrag als nicht erfüllt – mit den üblichen Folgen.«
Louis winkte achtlos ab. »Ja, natürlich. Seele wird in die Hölle geschleppt. Ewige Verdammnis. Blablabla.« Er beugte sich näher heran und las den auf dem Kopf stehenden Vertrag. »Ich hatte mich eigentlich mehr für meinen Auszahlungszeitplan interessiert.«
»Welcher Auszahlungszeitplan?« Uri schaute auf; jetzt war er verwirrt.
»Du erwartest doch nicht von mir, dass ich den Jungen der Armee von Ligaagenten mit bloßen Händen entreiße? Ich dachte an eine Vorauszahlung. Die Hälfte jetzt, und die andere Hälfte bei Lieferung.«
Uri prustete. »Du hast deinen Verstand, Täuscher; das ist alles, was du je gebraucht hast. Wenn wir dir die Hälfte der Macht jetzt schon geben, wirst du nur umso aalglatter, und wir können dir noch weniger vertrauen.«
Louis breitete die Arme zu einer tadelnden Geste aus. »Du ehrst mich mit deinen Andeutungen, Cousin. Aber die Hälfte muss sein. Wenn diese Aufgabe einfach wäre, warum werbt ihr mich dann überhaupt so verzweifelt an?«
Uri klopfte auf Eliots Foto. »Weil du ihn kennst. Er vertraut dir.«
»Ja, natürlich. Ihr braucht einen Verräter.« Aus irgendeinem seltsamen Grund tat es Louis weh, diese Worte zu sagen.
Uri hörte auf, sich mit dem Vertragsformular zu befassen,
da er spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. »Gibt es ein Problem damit? Du hast uns alle schon dutzendfach verraten.«
»Nein. Überhaupt kein Problem.« Louis ließ sein gepanzertes Lächeln aufblitzen. »Was für ein Problem könnte es schon geben? Abgesehen von unseren Verhandlungen über die Bedingungen, die anscheinend …«
»… in eine Sackgasse geraten sind.« Uri stellte den Computer ab.
Sie starrten einander an. Die Luft wurde still und schwer.
»Du lässt mir kaum eine Wahl, Cousin.« Uri begann, aus seiner Jacke zu schlüpfen, damit sie nicht mit Blut bespritzt werden würde. Das beinahe unendliche Innenfutter reinigen zu lassen wäre fürchterlich teuer gewesen.
»Immer noch der alte Grobian!« Louis schwenkte Uri einen Finger vor der Nase und legte zwei Würfel auf den Tisch.
Uri hielt inne.
»Wir können zu keiner Einigung gelangen«, sagte Louis. »Sollen wir also würfeln?«
Uri schnappte sich die Würfel. Er zog Messschieber und eine Waage aus seiner Jacke hervor, um Abmessungen und Gewicht der Würfel zu prüfen. »Nun gut. Wenn ich bei meinem ersten Wurf verliere,
Weitere Kostenlose Bücher