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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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gewesen.
    Oder hatte ihr Verstand ihr einen Streich gespielt? Sie hatte ja schließlich gerade einen üblen Schlag vor den Kopf bekommen.
    Sie berührte ihre Kopfhaut und zuckte zusammen. Da waren eine Beule und Schorf.
    Was, wenn sie die mythischen Fäden nur wegen Dallas’ hypnotischer
Einflüsterungen oder unter dem Einfluss einer Gehirnerschütterung gesehen hatte?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Sie schälte sich aus ihren angesengten, schmutzigen Kleidern und zog bequemere Jogginghosen und ein T-Shirt an. Dann zog sie einen Faden aus dem elastischen Hosenbund, riss ihn ab und hielt ihn vor sich.
    Fiona konnte mit diesem Faden schneiden, aber das war nicht die Geistesverfassung, die sie brauchte. Sie sollte sich konzentrieren … Aber nicht vollständig, sondern so, als würde man etwas schielend anstarren, woraufhin sich das Bild plötzlich verdoppelt.
    Da: Der Faden schien sich in sie selbst zurückzuziehen … und ein winziges Stück von dort, wo sie ihn festhielt, entfernt zu enden.
    Er war nicht mehr elastisch. Er war rot und pulsierte. Ein Tropfen Blut formte sich am Ende. Ihr Lebensblut.
    Also funktionierte der Trick mit den Fäden tatsächlich – sofern sie sich nicht in einem Dauerzustand der Halluzination oder des Wachtraums befand.
    Etwas verängstigt, aber zugleich erregt fuhr sie mit Zeigefinger und Daumen rückwärts über die Faser, bis sie das Gewirr anderer Fäden und Knoten kreuzte und zu einem Gewebe wurde. Als sie es berührte, huschten Empfindungen ihren Arm hinauf: der Geschmack der salzigen Peperoni bei Ringo’s , der Staub auf alten Büchern, der sie zum Husten brachte, der scharfe Pinienduft von Cees selbstgemachtem Putzmittel und die Weichheit ihrer hundertmal gewaschenen Wolldecken.
    Das war das Muster ihres Lebens in den letzten fünfzehn Jahren – Schlaf, Waschen, Arbeit, Lernen – immer und immer wieder.
    Sie tastete sich weiter das Gewirr hinauf.
    Hier waren dunkle Fasern in ihr Leben gewebt: kalt und glitschig, an manchen Stellen klebrig. Böse war das Wort, das ihr dafür einfiel. Es gab auch Fäden aus purem Gold. Einer war aus Leder und roch leicht nach Motorradabgasen. Das war Robert.

    Dies war ihr Leben.
    Aber als sie sich zu dem vorantastete, von dem sie annahm, dass er die Gegenwart darstellte, glitten ihre Fingerspitzen über eine Beule.
    Sie konzentrierte sich und fand von dem Punkt ihres Lebens an die blutgefäßartige, röhrenförmige Spirale – ein Ende führte in ihren Körper, das andere war glatt durchgeschnitten und hing schlaff herab.
    Das war die Linie, die sie gestern Nacht durchtrennt hatte.
    Was genau hatte sie sich selbst angetan, um sich vom Einfluss der Pralinen loszureißen?
    Schwindelgefühl überkam sie, und sie hatte den Eindruck, dass ihr wieder schlecht werden würde.
    Sie ließ den abgeschnittenen Teil los.
    Vielleicht konnte sie das andere Ende finden und sie wieder zusammenfügen.
    Sie bewegte sich zurück und suchte nach einem losen Faden, während sie Fasern voneinander trennte. Das erforderte mehr Energie, als sie erwartet hatte. Je tiefer sie in die Vergangenheit gelangte, desto steifer wurden die Fäden, als seien sie in Beton eingelassen.
    Sie entdeckte einen silbernen Faden, der durch jeden Teil des Gewebes verlief. Sie hatte ihn vorher nicht bemerkt, weil er so zierlich verflochten war, so sehr ein Teil von ihr, dass er gar nicht auffiel.
    Aber ganz am Anfang ihres Musters wurde dieser Silberfaden zu einem getrennten Gegenstand: zerfasert, abgenutzt, fast zerstört.
    Sie berührte ihn sanft und merkte, dass er so widerstandsfähig wie stählerner Draht war. Er war kalt, klar und rein. Das musste Großmutters Faden sein.
    Ihre Konzentration geriet ins Wanken, und sie ließ los.
    Hier gab es zu viel, als dass sie es hätte auseinandersortieren können.
    Was auch immer sie sich gestern Nacht selbst abgeschnitten hatte, würde abgeschnitten bleiben müssen.
    Und was würde sie tun, wenn sie je das abgetrennte Ende
fand? Sie wusste nicht, wie man Dinge zusammennähte – sie konnte nur schneiden.
    Es klopfte an der Tür. Cees zitternde Stimme drang hindurch: »Mein süßes Täubchen? Ich habe Suppe für dich.«
    »Das wäre wunderbar«, wollte Fiona gerade sagen, als sie aufzustehen begann.
    Aber die Worte wurden nie gesprochen, sie erstarben ihr auf den Lippen. Ihr ganzes Gesicht wurde taub – und als sie aufstand, drehte sich die Welt, und ihre Beine wurden zu Wasser.
    Der Boden raste auf sie zu und traf sie.
    Sie schlug

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